Was ist zu tun bei plötzlicher Trennung?

  • Ich schreibe für eine Freundin und brauche bitte von Euch mal kurze knackige Handlungsanweisungen für sie. Bei meiner Trennung lief das alles anders, deswegen weiß ich da auch nicht so Bescheid.


    Kurz zur Situation, soweit mir bekannt:


    Ehepaar so um die dreißig, 2 Kinder so um die 10-12. Mann arbeitet auf dem Bau, wo viel na sagen wir mal "bar" bezahlt wird. Frau hat geringfügig gearbeitet, zur Zeit nicht. Hatte Todesfall in der Familie, der sie arg mitgenommen hat und ist derzeit arbeitsunfähig geschrieben. Nicht abbezahltes Eigenheim, Eigentumsverhältnisse kenne ich nicht genau.


    Ehemann hat eine andere, ist mehr oder weniger Hals über Kopf ausgezogen. Hat beschlossen, nur die Raten für das Haus zu übernehmen und damit den Unterhalt abzudecken, so dass Frau gerade überhaupt kein Bargeld hat. Wie die Kontenzugriffe geregelt sind, weiß ich nicht. Aber wie gesagt, auf dem Bau wird viel in "bar" bezahlt.


    Ich brauche bitte jetzt mal einen Notfall-Plan von Euch für die ersten Tage, was ist zu tun:


    - Jugendamt anrufen, Beistandschaft einrichten.
    - Arge? Jobcenter? Wo kann man zumindest übergangsweise Geld bekommen? Ich leih ihr was, klar, aber es muß ja eine Lösung her
    - Ihr geht's psychisch nicht gut. Wo kann man sich kurzfristig Unterstützung holen?
    - Kann jetzt ein Anwalt schon was tun? Beratungsschein gibts beim Amtsgericht, oder?


    Ich muß ein bißchen auf sie schauen, sie kommt gerade nicht alleine klar und ist einigermaßen handlungsunfähig, deswegen schreibe ich für sie.


    Danke für Eure Hilfe!

    Einmal editiert, zuletzt von cappucino15 ()

  • Hi!


    Meine Schritte damals:


    Termin Trennungs-Beratungsstelle
    von dort Adresse für Anwältin f. Familienrecht (spezialisiert) bekommen
    Amtsgericht
    Anwältin hat sich um die Unterhaltsregelung gekümmert,
    Erziehungsberatungsstelle empfohlen (Umgangsregelung) ,dann war der Unterhalt geklärt und die Anwältin raus.
    Umgang geklärt
    Wegen der Finanzen: Da war es bei mir anders als bei deiner Freundin. Hat sie den job noch? Ich würde wohl zum Jobcenter gehen..
    LG

  • - Ihr geht's psychisch nicht gut. Wo kann man sich kurzfristig Unterstützung holen?


    Möglichst schnell professionelle Hilfe suchen ....
    Hausarzt schreibt Überweisung. Dort und bei der Krankenkasse Dringlichkeit erklären und so möglichst Wartelisten überspringen.


    @Finanzen:
    Kann man ihm vermitteln dass das Haus auf diesem Weg ganz sicher unter den Hammer kommt ?

  • Noch in diesem Monat den Vater auffordern


    a) Unterhalt für die Kinder zu leisten
    b) Trennungsunterhalt für die Frau zu leisten


    Schau mal unter diesen Stichworten in unserem Leitfaden.


    Parallel sollte die Mutter noch diesen Monat beim Jugendamt Unterhaltsvorschuss beantragen und auch eine Beistandschaft.


    (siehe auch im Leitfaden ...).


    Ansonsten sehr wichtig: Zumindest zugriffssichere Kopien von allen Unterlagen Bank, Konten (Kontostand), Versicherungen etc. anlegen. Es ist leider so: Wer die Unterlagen hat, hat die "Macht". Dringend: Überblick verschaffen über die wirtschaftlichen Verhältnisse.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Gibt es evtl. einen Verein "Frauen helfen Frauen" oder so ähnlich bei Euch. Die haben mir damals sehr geholfen.


    1. Termin bei einem Anwalt - auf Dringlichkeit hinweisen. Ich hatte damals direkt am nächsten Tag einen Termin. Und dadurch einen "Schlachtplan"
    2. Jugendamt - Unterhaltsvorschuss
    3. Jobcenter
    4. Alle Unterlagen sichern
    5. Zugriff auf Konten klären - evtl. sichern
    6. Auch wenn es rechtlich schwierig ist; würde ich persönlich das Schloss am Haus tauschen.

  • Tja, Unterlagen hat er leider gleich mal mitgenommen.... Sie ist noch in der "ich will ihn zurück"-Phase und will ihm nicht weh tun...Eure Tips werd ich aber weiter geben! Vielen Dank!!!


  • Möglichst schnell professionelle Hilfe suchen ....
    Hausarzt schreibt Überweisung. Dort und bei der Krankenkasse Dringlichkeit erklären ?



    Noch schneller wäre es sich Hilfe beim Sozialpsychatrischen Dienst zu holen. Dort anrufen, Dringlichkeit erklären. Meist bekommt man dort sehr praxisnahe Tipps.

  • oder gibrt es so etwas wie "Freude für Alle" - das ist ein Verein, der durch Spenden in Not geratenen Familien oder Personen hilft.....

  • Hallo


    Vermutlich muß sie ihre Fehler selber machen. Aber nach meiner Erfahrung:


    Termin bei der Bank! Kein Überzug des Kontos. Klären wie der Kredit geregelt ist. Regeln, was passiert, wenn verkauft wird. Überlegen, ob und wie sie das Haus halten kann. So, wie Du es berichtest, wird sie es nicht halten können, da sie AU ist.


    Klären, welche weiteren Fixkosten zu zahlen sind. Genau rechnen und dann zur Beratung.


    Gruß

  • Auch wenn er jetzt aktuelle Unterlagen mitgenommen hat - hat er wirklich alle gefunden? Die aktuellen muss er ohnehin vorlegen, da tun es auch erst mal ältere.


    Was das "nicht weh tun" angeht - er nimmt keinerlei Rücksicht auf sie und - schlimmer - auf die Kinder. Wovon diese leben ist ihm egal. Da muss man mal die Kampfhandschuhe auspacken und sich wehren.


    Er kann auch nicht entscheiden, dass er das Haus bezahlt und dafür keinen Unterhalt - davon wird man nicht satt.


    Wenn sie Zugriff auf Konten hat: Die würde ich kaltlächelnd abräumen.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern


  • und gleich mal Unterhaltsvorschuss beantragen - der kam recht schnell.



    Hat sie ein eigenes Konto?
    Hat er alle Unterlagen ? Auch Schichtpläne/Steuererklärungen usw. mitgenommen - ggfls. ist das was im Altpapier oder auf dem Rechner?


    Zieh ihr den Zahn das es "nett" abläuft!
    Sucht nach einer Wohnung für sie und die Kids - soll er doch im Haus mit allen Verpflichtungen wohnen, wer gibt ihm das Recht sie damit sitzen zu lassen ?

  • Zuerst soll sie mal durchatmen, denn die nächsten Schritte wollen gut durchdacht sein.
    Sie muss sich überlegen, was sie will, was ihr jetzt helfen würde, was sie braucht und von wem.


    Sie braucht nun alle Unterlagen, die sie noch auftreiben kann, notfalls mit Verweis auf eine Trennung Zweitschriften anfordern oder alte Papiere nutzen.
    Dann ab zum Jobcenter, damit sie wenigstens ein wenig Geld zum Leben bekommen - hier ebenfalls auf die Trennung verweisen.
    Nächster Schritt: Jugendamt/Familienkasse: Unterhalt, Unterhaltsvorschuss und Kindergeld klären. Zur Berechnung falls möglich den Arbeitgeber nennen können


    Dann nach und nach alle wichtigen Stellen informieren und einbeziehen: Banken, Versicherungen, Schule/Kita


    Soziales Netzwerk informieren: Das wird in den nächsten Tagen/Wochen nötig sein, falls mal außerplanmäßig die Luft brennt oder Redebedarf kommt. Gerade, wenn sie nicht gut drauf ist.


    Dann Anwalt beauftragen zur Klärung aller Angelegenheiten im Zusammenhang mit Eigentum, Finanzen, etc
    Amtsgericht oder auch Anwalt selbst stellt Beratungshilfe/Prozesskostenhilfeantrag, wenn sie kein großes Einkommen hat, wird der bewilligt.


    Wenn es um die psychische Seite geht:Da wird ihr am Anfang nicht viel übrig bleiben, als Zähne zusammen beißen, bis wenigstens die organisatorischen Dinge angelaufen sind. Je mehr Zeit ins Land geht, desto schwieriger und verfahrener wird die Kiste.
    Wenn sie das gar nicht schafft, gibt es in jeder Stadt soziale Beratungsstellen von AWO, Caritas oder so, da wird sie durchaus an die Hand genommen und mit ihr alles durchgegangen. Aber abgeben kann sie die Aufgaben leider nicht.

  • Hach, Ihr seid wirklich nett. Ich hab mit ihr heut noch ein bißchen geschrieben und die Sache hat eine Vorgeschichte. Ziemlich zeitgleich hatte sie einen Todesfall in ihrer Herkunftsfamilie, der ihr zugesetzt hat und in ihrer Ehe ist was passiert, dass ich hier aber nicht schreiben werde, da zu persönlich. Daraufhin ist sie wohl in die Depris abgerutscht, war wohl auch mal in der Klinik und es ging alles hin und her, auch in der Ehe.


    Ich sehe das aus der Entfernung jetzt mal so (und kann damit verstehen, warum sie ihn noch wieder haben will): Der gute Mann war über viele Jahre gewohnt, dass Frau alles regelt daheim. Kinder, Finanzen, Tiere, am Haus rumwerkeln, selbst noch bißchen arbeiten etc., pp. Und plötzlich funktioniert das alles nicht mehr. So wie ich ihn einschätze, ist er mit der Situation einfach überfordert. Tja, und da kommt jetzt so eine Hübsche daher, ohne "Beiwerk", hört ihm zu, hat Zeit und da ist es eben passiert. Keine Heldentat, ich will das auch gar nicht weiter bewerten, aber ich kann den Mechanismus nachvollziehen.


    Insofern ist es um die Ehe schon schade, aber es müssen halt beide wollen. Ob er dazu in der Lage ist - keine Ahnung.


    Sie ist - gsd - in therapeutischer Behandlung. Hat diese Woche noch einen Termin beim RA, beim Jugendamt leider noch keinen erreicht, da ist sie aber dran.


    Ich treff mich morgen mal mit ihr zum Zuhören und eventuell noch ein bißchen einen "Schlachtplan" entwickeln. An diese Totallähmung die ersten Tage nach der Trennung kann ich mich noch gut erinnern. So gut, dass ich heute irgendwann gesagt hab, ich muß mal bißchen nachdenken und melde mich später wieder, weil ich mich da echt abgrenzen muß, damit nicht alte Dämonen wieder aufwachen...

  • Ich hol den Faden mal wieder hoch.....


    Bei den beiden gehts hoch her. Hab Freundin vorgeschlagen, sich hier mal selbst anzumelden, aber will sie nicht. Sie hofft immer noch....
    Obwohl er wirklich zum Axxxloxxx mutiert ist und alle Register zieht bis hin zu Tätlichkeiten. Ihr geht es dementsprechend besch....


    Immerhin hab ich sie soweit, dass sie mal beim Jugenamt war, da natürlich neben allem anderen auch der Umgang hochstrittig ist. Ich hatte eigentlich gemeint, dass das JA sie da unterstützen würde, z.B. mit einer Mediation. Es war aber wohl so, dass ihr gesagt wurde, sie müssten das selber aushandeln oder es geht eben vors Gericht. Ist das normal oder haben wir da nur einfach ein "doofes" JA erwischt?


    Allerdings wurde ihr gesagt, sie soll Termine nennen. Derzeit steht er nämlich mehr oder weniger unangekündigt in der Tür und will die Kids mitnehmen. Was natürlich so nicht geht. Was wäre denn jetzt taktisch klug? Übernachten ist wohl noch nicht drin, wollen die Kinder nicht (10 und 12) und ist ev. auch logistisch gar nicht möglich. Soll sie ihm erstmal einzelne Nachmittage vorschlagen und dass dann ausbauen? z.B. 4mal Samstag nachmittag, dann 4mal ganzen Samstag, dann mit Übernachtung oder so?


    Diese Geschichte fordert mich ganz schön, ich wollt mich da gar nicht so reinhängen... aber sie hat irgendwie sonst niemanden und ist psychisch auch ziemlich angeschlagen...

  • Erstmal langsam machen....


    bis zu 6 Monate nach der Trennung kann der EX Partner (Edit: Noch-Ehemann) wieder zurück in das gemeinsame Haus, auch wenn das nicht funktionieren wird, das steht ihm zu.


    Das JA macht da garnichts, solange kein Kindeswohl gefährdet ist wird das JA nicht tätig werden... Das JA hat nur beratende Funktion und die kennen die Fälle bei denen sowieso alles vor Gericht landet...



    Gruß Thomas

  • bis zu 6 Monate nach der Trennung kann der EX Partner (Edit: Noch-Ehemann) wieder zurück in das gemeinsame Haus, auch wenn das nicht funktionieren wird, das steht ihm zu.


    Das klingt ja so, als ob er das allein entscheiden kann, das ist m. E. nicht so. Wenn er zu ihr zurück will muss sie einverstanden sein, will er wieder einziehen und sie soll raus, muss sie auch erst mal etwas finden, und dass er dann einen Anspruch hat, wenn er allein ist halte ich auch für fraglich. So einfach ist das nicht.


    Vorschlagen würde ich ihm die "klassische Variante", sprich: jedes zweite Wochenende. Da die Kinder zur Zeit nicht bei ihm übernachten wollen, bringt er sie halt abends zurück und holt sie den nächsten Tag wieder. Kommunikation erst mal nur schriftlich, ohne "Schutz" nicht mündlich, wenn er schon handgreiflich geworden ist. Wichtig ist hier, dass sie sich einigen, Umgang auf Zuruf funktioniert nur, wenn das von allen Seiten gewollt ist.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Naja, das ist ja derzeit das Problem. Er ist wohl zur Next gezogen und hat aber noch nen Schlüssel (das Haus gehört mindestens zu Hälfte ihm) und spaziert wohl ohne Klingeln einfach rein. Das ist das eine.


    Das andere ist halt der Umgang, der auch nur auf Zuruf seinerseits erfolgt bzw. jetzt beginnt.


    Aus verschiedenen Gründen meint er halt, er hat Oberwasser und ist "der Bestimmer". Ich hatte halt gehofft, dass das JA da vllt. ein wenig korrigierend eingreifen würde. Der Vorschlag eines Mediations-Gesprächs wäre imho schon sinnvoll gewesen. Wenn er das nicht will oder sich aufführt, geht's halt in die nächste Eskalationsschleife. Aber dann endet das wohl wirklich gleich vor Gericht. Doof das....


    Morgen geht sie hoffentlich endlich zum Anwalt, so dass der mal eine Unterhaltsforderung verfaßt. Der Herr zahlt nämlich auch nur, was er grad mag....


    Ist halt so schwierig, wenn man kein normales Wort mehr miteinander reden kann. Da freuen sich die Anwälte. Noch dazu, wo sie praktisch überhaupt kein Geld hat.

    Einmal editiert, zuletzt von cappucino15 ()

  • Um sich abzugrenzen, das Schloß ausbauen, damit er nicht immer unangekündigt auftaucht.
    Gibt zwar im ersten Moment Stress, das muss sie aber aushalten.


    Die Kids sind schon "relativ" alt, so dass sie vermutlich am WE noch zu ihm wollen, aber nur zu einer begrenzten Zeit, je nachdem, wie es abläuft und wie sie zu der Situation/Trennung stehen, vor allem, wenn next mit im Spiel ist.


    Sie soll sich an die Caritas oder AWO wenden, um sich selber auch über ihre Situation klarer zu werden.


    Respekt, cappu :knuddel , das ist sicher nicht einfach... auch für Dich nicht :blume

  • Danke für den Knuddler, kann ich brauchen... ist wirklich nicht einfach, ich kann hier nicht aufschreiben, was schon alles passiert ist.... aber auch bei ihr wird es irgendwie weiter gehen....


    AWO oder Caritas werd ich nochmal vorschlagen, sie ist aber wegen was anderem schon in Therapie. AWO und Caritas wissen aber vielleicht auch, wo man für die Kinder Unterstützung bekommt. Geht bei dem jüngeren Kind schon los mit Bauchweh und nicht zu Schule gehen können und so....