"Zieh doch zu mir"

  • Hallo


    Junior war eine Woche beim Vater. Dort hat er sich wohl beim Vater beklagt, weil er mit bekommt, wie oft andere ihre Väter sehen und dass sein Vater so wenig Zeit hat. Der Vater hat darauf wohl erklärt, er würde so leiden, den Junior so sehr vermissen und Junior solle zu ihm ziehen.


    Nun weint das Kind bitterlich, ist hin und her gerissen und ich bin ganz hilflos. Allein die Vorgehensweise finde ich unmöglich. Allein der Gedanke zerreißt mich. Und Junior erkennt das schon ganz richtig: Egal, wo er wohnt, er wird einen vermissen. Wie gehe ich bloß damit um? Spreche ich den Ex an? Wie tröste ich Junior?


    Gruß

  • tKenne ich gut - nur dass KV von Tochter sie nicht ganz bei sich haben möchte. Aber Tochterkind ist hin- und hergerissen und weint oft, dass sie uns Beide liebt.


    Ich tröste sie dann und sage, dass sie es positiv sehen soll. Wenn Sie beim Papa ist, kann sie sich dann auf die Mama freuen und umgekehrt. Sie bekäme ja immer 2 x Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke und fährt meist auch 2 x in den Urlaub. Das hätten Kinder von verheirateten Pärchen nicht... :-D


    Vieles müssen wir den Kindern halt "schönreden" und ich probiere es immer wieder... 8-)


    PS: Die solltest aber mal mit Deinem Ex reden, dem Kind so etwas ohne Absprache mit Dir zu sagen, ist schon heftig und das Kind steht in einem Interessenkonflikt, das ist nicht besonders einfühlsam... :kopf

    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, dass tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten Mt 7,12

  • Boah ist das fies.... dem Kurzen gegenüber. Er steckt damit ja völlig in der Zwickmühle.


    Meines Erachtens / meiner Meinung nach sollten in dem Alter, in dem dein Sohn ist, die Eltern entscheiden, wo das Kind lebt, basta. Und mit solchen Kommentaren a la "Zieh doch zu mir" setzt dein Ex den Kurzen völlig unnötig unter Strom. Ich weiß nicht, wie eure Kommunikation läuft - wenn bei uns ähnliche Differenzen herrschten, habe ich meinem Ex eine sachliche Email geschrieben, in der ich ihm die Problematik feinst säuberlich auseinander klamüsert habe. Sicherlich habe ich dann an dieser Email Tage und Nächte gesessen - bis sie halt wirklich "wasserdicht" war. Aber meistens hat es dann auch wirklich was gebracht. So ähnliches habt ihr aber bereits ergebnislos hinter euch, oder?


    In dem Fall würde ich dann die Kommentare meines Ex weitgehend ignorieren und meine Energie in das Unterstützen meines Sohnes stecken. Und da schließe ich mich meiner Vorrednerin an: Schönreden ist eine gute Sache!


    Hey, klar bis du traurig, ich kann das gut verstehen... :( aber andererseits: wer hat schon einen Papa in England und kann dort regelmäßig hinfahren und ihn besuchen???!!!


    Das geht ein wenig in die Richtung, was ich mit einer Hausfrau erlebt habe, als meine Große noch ein Kleinkind war: dieses Weib (Entschuldigung) meinte meine Tochter bemitleiden zu müssen :cursing::cursing::cursing::cursing: , weil ich arbeiten ging und meine Tochter zu einer Tagesmutter "abschob". Meine Antwort darauf war nur, dass meine Tochter es im Gegenteil richtig gut habe, da sie quasi 2 Mamas hat UND beide Mamas gaaaaanz viel mit ihr unternehmen und machen. Aber innerlich bin ich bis heute sauer über diese Überheblichkeit, die diese Hyperhausfrauenmuddi an den Tag gelegt hat.

  • Boah, ist das gemein!!! Das Kind muss klipp und klar wissen, bei wem es wohnt, das müssen die Eltern regeln. Sonst fühlen sich die Kinder in dem Alter unsicher. Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, werden sie das ausspielen. Darf ich nicht??? Dann zieh ich zu Papa!!! wenn ihr das nicht geregelt bekommt und der Vater öfters mit solchen Dingen ankommt.


    Ich hatte das Problem auch ein als Junior 12 war. Da hatte der Vater das nur "so dahin gesagt". Junior war Wochen neben der Spur gelaufen, bis er mir das erzählt hatte. Es kam soweit, dass ich mit Junior ernsthaft darüber gesprochen hatte, ob er zu seinem Vater wolle, ich hätte ihm keine Steine in den Weg gelegt. Als ich seinen Vater dann anrief, ob Junior probehalber 3 Wochen in den Ferien mal zu ihm uns seiner Freundin ziehen könne, hieß es, Junior würde lügen, er hätte sowas nie gesagt!!! Den Schaden, der damit angerichtet wurde, hatte Jahre gedauert, auszumerzen.


    Ich würde klipp und klar mit dem Vater und dem Sohn sprechen, das dies keine Alternative ist.

  • Ich kenne den Ex nicht und weiß von daher nicht, ob der Vorschlag ernst gemeint ist, oder nur so dahingeschwafelt...
    Und wie ernst diese Idee überhaupt zu nehmen ist.


    Junior würde ich klar machen, dass der Lebensmittelpunkt ist, nämlich bei dir.


    Hat der Vater die Entfernung geschaffen?


    Wäre es eine Möglichkeit, dass Junior in den Ferien öfter zu ihm kann?


    Ich bin mit einer Familie befreundet, da hat die Mutter die Entfernung geschaffen, das Kind ist seitdem die kompletten Ferien beim Vater. Die kompletten Ferien ist zwar ne enorme Zeit, aber es gibt ja noch was dazwischen.



    LG Jona

  • Tja, das ist übel - aber vielleicht war die Ausdrucksweise gar nicht so... vielleicht ein einfaches "wir sehen uns so selten" - stimmt ja auch.
    Da bei euch kein Zusammenzug in ein Lebensumfeld möglich ist - hilft nur das Kind bestätigen - auch in der Trauer und der Sehnsucht, das es so ist.
    Vielleicht hilft den beiden ein eigenes Whatsapp Account o.ä. - wo sie mehr alltägliches teilen können.

  • Hallo


    Kurz die Rahmenbedingungen:


    Junior ist so gut wie acht - Trennung vor sechs Jahren - Vater in UK - Entfernung vom Vater so gewollt - Sorgerecht in weiten Teilen (außer Finanzen und da auch nur, weil er ein Konto bespart hat) freiwillig abgegeben - Umgang unregelmäßig, höchstens einmal im Monat - meistens wöchentliche Telefonate - Junior spricht kaum Englisch, Vater passabel Deutsch - Junior war bisher zwei Mal beim Vater in UK


    Ob der Vater das so meint? Keine Ahnung. Er hat mich mal angesprochen, ob Junior wenn er älter ist, für ein halbes Jahr zu ihm kommen könne. Auf meine Frage, wie er sich das denn konkret vorstelle, kam nix mehr. Der Vater urlaubt oft in der Welt, Junior bekommt dann erzählt, der Vater müsse arbeiten. Familienereignisse erfährt Junior gar nicht, Kontakt wurde nicht weiter gesucht.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vater das richtig durchdacht hat. Klar, er fände es sicher toll, Junior öfter zu sehen. Aber als Vater ist er eigentlich nicht belastbar. Zu seinem ersten Sohn besteht Null Kontakt mehr. Junior hat sicherlich auch keine realistische Vorstellung davon, wie Alltag beim Vater aussähe. Weder spricht Junior Englisch, noch kennt er das Schulsystem, hat dort Freunde. Er sehnt halt mehr Zeit mit Papa herbei und das ist ist laut Vater nicht umsetzbar. Mehr Ferienzeiten lehnt der Vater ab, er habe nicht so viel Zeit. Dem Junior erklärt er das so aber nicht.


    Es fällt mir so schwer. Ich mag nicht auf den Vater schimpfen, weil ich weiß, dass ich Junior damit treffe. Es ärgert mich gleichzeitig, wie Junior hängen gelassen wird. Ich würde dem Junior so gerne Wurzeln geben, die ihm Halt geben, die ihm Trost vermitteln. Nur, wie mache ich das?


    Gruß

  • Luccca, von dem was ich von dir lese, denke ich, dass du es bist, die junior Wurzeln gibt.
    Er hat bei dir ein beständiges Leben und Umfeld, dass ihm der Vater nicht geben kann.


    Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder einen Elternteil glorifizieren, den sie selten bis gar nicht sehen.
    Wenn der Vater ihn nicht öfter nehmen kann, kann man das wertfrei so weitergeben.


    Lenas Vorschlag, Kommunikation über whatsapp anzuregen, finde ich gut, so bleiben beide auf dem Laufenden oder haben zumindest die Möglichkeit dazu.



    Hab mit Junior Geduld, er ist ja erst zurückgekommen.
    Meiner ist auch immer etwas "anstrengend" wenn er beim Vater war, aber das pendelt sich wieder ein.



    LG Jona

  • Das sind schon ein paar mehr Informationen.


    Da der Papa in UK lebt und hier bei dir seinen Lebensmittelpunkt hat, ist die Sachlage klar. Wenn der Paps in deine Nähe ziehen würde, wäre das eine ganz andere Kiste, dem ist aber nicht so.


    Dem Vater würde ich freundlich und nett drauf hinweisen dem Kind nicht solche Floskeln zu erzählen, aber zuerst solltest du den Vater fragen was er eurem Sohn erzählt hat, vielleicht war es auch ganz anders. Dem Vater müsste auch klar sein dass das gewohnte Umfeld wie Freunde, Schule usw. In deiner Gegend stattfindet und man ein Kind nicht mal eben woanders hin schicken kann, vor allem nicht in ein fremdes Land.


    Eurem Sohn kannst du erzählen das er hier seine Freunde, seine Schule usw. hat.


    Vielleicht kommt der Papa hin und wieder mal nach Deutschland und die beiden Unternehmen etwas mehr, so das Sohnemann sich drauf freuen kann und ihr Eltern eurem Kind mehr Zeit auch mit Papa gebt.


    Ich weiß bei der Entfernung ist es schwierig, aber offensichtlich hat der Vater diese geschaffen, also muss er auch etwas mehr tun.


    Wichtig ist das Ihr Eltern auf einen Nenner kommt und das Kind nicht in einem Loyalitätskonflikt kommt.

  • Du musst doch nicht auf den Vater schimpfen. Du kannst doch völlig wertfrei sagen, dass du es absolut verstehen kannst, dass der Papa sich wünscht, dass Junior bei ihm wohnt, weil du dir auch wünschst, dass er bei dir wohnt. Dass du genau weißt, dass Junior am Liebsten bei euch beiden wohnen würde, das aber leider nicht geht. Dann würde ich versuchen mit dem Vater abzuklären, ob Junior mehr Ferienzeit bei ihm verbringen kann, um wenigstens etwas den im Alltag fehlenden Vater zu kompensieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass das schon sehr helfen könnte.

  • TiMiDa, der Vater will den Junior nicht länger nehmen. So viel Urlaub habe er nicht. Mehr als fünf Tage / Jahr werden es sicher sein.


    Gruß



    Warum nicht das will durch ein kann ersetzen und dies genau so dem Junior vermitteln?

  • dem Kind so etwas ohne Absprache mit Dir zu sagen, ist schon heftig und das Kind steht in einem Interessenkonflikt, das ist nicht besonders einfühlsam


    Damit muss ich seit Jahren leben, dass die Meinungsverschiedenheiten von uns Eltern über die Kinder (einseitig) ausgetragen werden. Da hilft in der Tat nur folgendes:

    In dem Fall würde ich dann die Kommentare meines Ex weitgehend ignorieren und meine Energie in das Unterstützen meines Sohnes stecken.


    Und das Ganze einbetten in einen praxistauglichen Zusammenhang, wie schon angeregt: in der Fremde ist der Sohn aus seinem sozialen Kontext herausgerissen. Man kann ja mit ihm über seine Freunde und das, was ihm wichtig ist in seinem Umfeld, sprechen und ihn dann selbst darauf kommen lassen, dass ein Wegzug zum Vater gar nicht geht!

    Ich mag nicht auf den Vater schimpfen, weil ich weiß, dass ich Junior damit treffe.


    Das kannst Du schon, wenn Du das bei Freunden oder vertrauten Personen tust. Dann bekommt Dein Sohn nichts davon ab.

    Wichtig ist das Ihr Eltern auf einen Nenner kommt und das Kind nicht in einem Loyalitätskonflikt kommt.


    Dazu gehören aber immer zwei, und was hilft es, wenn ein Elternteil das beherzigt und der andere nicht? Da hilft wirklich nur, sich auf das Kind zu konzentrieren.