Mein Sohn klammert extrem!

  • Mein Sohn (11 J.) treibt mich in den Wahnsinn!


    Er kann nicht eine Minute mal allein sein. Er sucht permanent meine Nähe. Kann sich partout nicht allein sinnvoll beschäftigen.


    Abends gibt es bei uns immer ein Riesentheater, weil er natürlich auch nicht in sein Zimmer gehen will, damit ich dann wenigstens mal eine ruhige Stunde für mich habe.


    Er hat ADHS, okay, aber das hat doch damit nichts zu tun – oder? Ich renne seit er 2 war mit ihm zu allen Förderungen und Beratungen, die der Markt so anbietet, es wird immer schlimmer. Ich bin konsequent, doch er LERNT nicht! Er macht einfach weiter wie bisher. Er ändert nichts an seinem Verhalten. Er sagt nur, dass ich ihn ja immer abschieben und zurückweisen würde. Ja – ist mir schon klar, dass das für ihn so rüberkommt, doch dass er mir keine ruhige Minute zum Nachdenken bzw. mal zum Erledigen der wichtigsten Telefonate gibt, ist ihm natürlich nicht bewusst.


    Wir waren jetzt das ganze WE zusammen, haben gekocht, für Englisch gelernt, eingekauft, TV geschaut, im Internet nach einer günstigen Zugverbindung für den Urlaub gesucht, … nun wollte er gerade wieder, dass „wir unbedingt noch was Schönes zusammen machen.“


    Ich krieg‘ echt jedes WE, wenn er bei mir ist mehrere Anfälle, weil ich total mit den Nerven runter bin. Ich arbeite fast Vollzeit, habe keine Unterstützung von irgendjemandem, zu den Vater-WE geht er äußerst ungern (Vater ist halt schwierig).


    Er geht seit einiger Zeit zweimal die Woche zum Basketball, doch mittlerweile will er da auch nicht mehr hin, weil er wohl nicht ins Spiel eingebunden wird. Verabredungen gelingen äußerst selten, weil die anderen fast nie Zeit haben. Obwohl er im Klassenverband gut eingebunden ist.


    Ich mache und tue, es ändert sich einfach nichts. Nun will ich mit ihm nach Tirol in den Urlaub fahren, weil das für mich einfach der Traum ist. Ihr könnt Euch denken, dass das auch zu großen Teilen der (Alb-)traum wird. Doch was soll ich machen?
    Wenn wir wandern gehen, plappert er ununterbrochen und erwartet auch ununterbrochen eine Rückmeldung bzw. Reaktion von mir, so dass ich nicht ansatzweise mal in Ruhe die Natur genießen kann, weil er ja in dem Moment nicht in meinem Fokus wäre… er ist sich nicht eine Sekunde mal selbst genug. Und dadurch natürlich auch ständig unzufrieden, weil ich seine Erwartungen nicht erfüllen kann und will!


    Weshalb LERNT er nicht? Ich begreife es einfach nicht, er leidet doch auch unter dem ständigen Krach!

  • Aus eigener Erfahrung kenne ich das nicht, aber der Sohn von einer Freundin hat ADHS. Im Prinzip ähnelt das Verhalten dem Deines Sohnes. Kannst Du nicht einen Freund von Deinem Sohn mit in den Urlaub nehmen? Wenn wir mit meinem Sohn zusammen in den Urlaub gefahren sind hat das ganz gut geklappt, die beiden haben sich zusammen beschäftigt und der ist da viel toleranter das anstrengende Verhalten betreffend als wir Erwachsene.


    Teamsport ist für ihn auch nichts gewesen, zuviel Anpassungsdruck, Teamfähigkeit und Unterordnungszwang werden verlangt. Vielleicht eher ein Einzelkämpfersport wie Leichtathletik, Kampfsport oder Ähnliches?

  • Nein, einen Freund von ihm kann ich nicht mitnehmen. Die Kontakte sind zu oberflächlich und jede Familie bleibt für sich - nimmt höchstens Verwandte mit.


    Mein Sohn kann sich eigentlich ganz gut in ein Team einfügen - diese extremen Auswüchse gibt es nur, wenn er mit mir zusammen ist... ;(

  • Weshalb LERNT er nicht? Ich begreife es einfach nicht, er leidet doch auch unter dem ständigen Krach!


    Mit ADHS kenne ich mich nicht aus.
    Ich glaube aber auch, das er mehr Soziale Kontakte braucht und vielleicht auch Körperlich mehr gefordert werden sollte.
    Vielleicht gibt es auch vor Ort andere Mütter mit ADHS Kindern und ihr könnt zusammen was auf die Beine stellen.

  • Das ADHS Kinder sich selbst nicht genug sind, ist oft so!! Sie brauchen unentwegt Action und Langeweile ist "tödlich" Ich habe damals eine "Eigen- und Gemeinsamzeit" eingefügt. Angefangen haben wir mit 10 Minuten Eigenzeit auf die dann 20 Minuten Gemeinsamzeit folgt. Das zu festen Zeiten zwei mal täglich. In der Eigenzeit ist jeder für sich allein und darf nicht gestört werden. Ich sagte zu Anfang bewusst, dass die Regel auch für mich gilt. Mein Sohn sollte aufpassen, dass ihn ja nicht störe, weil mir das sicherlich schwer fallen wird. ;-):D Das hat bei uns ganz gut geklappt. Da fühlt sich mein Kind nicht zurück gewiesen, weil es eine Regel ist die für beide gilt, und es eine überschaubare Zeit ist(wir haben eine Eieruhr dafür benutzt).
    Wenn das gut funktioniert, kannst du nach drei Wochen auf ausweiten.
    Mit mehr soziale Kontakte, kann ich sagen, dass sie bei ADHS Kindern nicht so einfach zu bekommen sind, da andere Kinder solche Kinder als 'anstrengend ' empfinden und dann auch nicht unbedingt Freundschaft knüpfen. Vielleicht kannst du trotzdem versuchen eine Freundschaft zu vertiefen.

    Einmal editiert, zuletzt von Karamellka ()

  • Ich krieg‘ echt jedes WE, wenn er bei mir ist mehrere Anfälle, weil ich total mit den Nerven runter bin. Ich arbeite fast Vollzeit, habe keine Unterstützung von irgendjemandem, zu den Vater-WE geht er äußerst ungern (Vater ist halt schwierig).


    Ist er nur am WE bei Dir ?


    er ist sich nicht eine Sekunde mal selbst genug. Und dadurch natürlich auch ständig unzufrieden, weil ich seine Erwartungen nicht erfüllen kann und will!


    Weshalb LERNT er nicht? Ich begreife es einfach nicht, er leidet doch auch unter dem ständigen Krach!


    Ich glaube, das, und ich weiß wie schwierig das ist, ein ganz wichtiger Schritt ist sein Vrhalten nicht persönlich zunehmen.
    Er kann es vielleicht einfach nicht lernen und auch da weiß ich(wenn ich auch kein ADHS LKInd habe ) wie schwer da ist sich damit abzufinden,so ganz gelingt das wohl nie :knuddel


    Die Idee von Karamellka finde ich klasse.
    Sonst schau doch mal bei Rehakids.de vorbei dort tauschen sich Eltern mit ADHS Kindern aus.
    Der Austausch mit anderen betroffenen Eltern hat mir schon viel geholfen.



    Liebe Grüße


    Ute


  • Ist er nur am WE bei Dir ?


    Nein. Zurzeit funktioniert das gängige Wechselmodell - er ist alle 14 Tage von Freitagnachmittag bis Sonntagabend bei Vater.


    Danke für den Tipp mit den Rehakid - ich werde dort mal vorbeischauen. ^^

    Gruß


    Jule :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Jule40 ()

  • Hallo Jule,


    Ich habe deinen Beitrag jetzt mehrmals gelesen und möchte dir auch gerne antworten.
    Mein Sohn ist in etwa gleich alt. Er wird im Sommer 11. Er hat kein ADHS.
    Aber auch er klammert sehr extrem an mir. Er hat einige wenige aber feste Freundschaften und spielt auch Fussball im Verein.
    Dahingehend hat er sich mittlerweile gut abgenabelt. Bei schönem Wetter verabredet er sich oft. Aber nur wenn einer seiner Freunde Lust zum Fussball spielen hat. Fussball ist sein einziges Hobby.
    Zuhause jedoch hat er immer Langeweile. Er will gerne ständig von mir beschäftigt werden. Und bei allem will er mit einbezogen sein. Was ich sehr anstrengend empfinde. Oft habe ich den Eindruck dass er möchte dass ich immer ansprechbar bin. Er mag auch zum Beispiel nicht dass ich schlafen gehe wenn er noch nicht eingeschlafen ist. Am liebsten würde er sowieso jede Nacht bei mir schlafen.
    Meine Tochter ist 4 und sie klammert nicht annähernd so viel wie der Große.


    Also, auch wenn mein Sohn kein ADHS hat kenne ich das Problem des extremen Klammern.


    Liebe Grüße
    Sandra

  • Klingt wie meine Schwester :hae: sie klammert auch extrem dabei ist sie 23 aber schon erstaunlich wie sehr es passt.
    Sie Wartet jeden Morgen bis meine Mutter nach hause kommt sie rennt mehrmals zu Haustür um zu schauen ob sie auf die Einfahrt fährt wenn sie dann da ist wird viel belangloses aber Ihrer Meinung nach wichtiges sofort angesprochen so das meine Mutter die 2 Arbeitsstellen hat vor 3 Jahren ein Schlaganfall hatte und eigentlich erstmal ruhe bräuchte vollgequatscht.
    Und genau wie der Junge will auch sie sofort eine Rückmeldung haben und bleibt dann auch bei Ihr bis sie sich hinlegt oder ihr eine Aufgabe gibt die ein oder zwei Räume weiter erledigt werden muss.
    Bei extremen Tagen/Phasen geht sie auch mit ins Schlafzimmer oder legt sich zu Ihr ins Bett (ja sie ist wirklich 23) wenns zu viel wird wird auch gemeckert.


    Ich kann es auch nicht nachvollziehen wieso sowas einige Menschen machen aber es ist wohl Ihre Art, ich würde es so machen wie meine Mutter gib ihn aktive Aufgaben auch ruhig richtige Arbeiten im Haushalt die ihm etwas beschäftigen, meine Mutter packt Ihr oft so viele Aufgaben dahin das sie nicht mehr die Möglichkeit hat Ihr ein Kotelett an die Backe zu quatschen, wenn es Ihr irgendwann zu anstregend wird dann zieht sie sich selbstständig zurück.


    Also: Immer wenn du merkst es wird dir zu viel gibst du ihm eine Aufgabe im Haushalt irgendwann wird er merken das wenn er zu viel bei dir ist es in Arbeit ausartet entweder bekommst du einen Perfekten Hausmann oder ein Kind das sich ab und zu doch etwas selbst beschäftigen kann :-D .

    „Keine Zeit“ – gibt es nicht
    Nur andere Prioritäten

  • Ich hab so ein bißl das Gefühl, das du sein Ersatz für gleichalterige bist, mit denen ja Kinder in dem Alter am liebsten ihre Zeit verbringen .... und möglicherweise mußt du dich zuerst abnabeln .... ich könnte mir vorstellen das so eine Diagnose leicht zur Folge hat, das man dem Kind gegenüber eine Schonhaltung einnimmt .... also mehr, öfter und länger über seine eigenne Grenzen geht als man es sonst tun würde.
    Am Besten mal Jesper Juul lesen - Nein aus Liebe


    Und er findet sich da, wo du dich abgrenzt.

    Das Leben passiert jetzt :rainbow: