Streik und Notplätze

  • Ganz einfach....das Vermögen der Millionäre hat sich in den letzten ca. 10 Jahren verdreifacht, und das des Mittelstandes ist zurückgegangen.


    Gruß
    babbedeckel


    Und deswegen streiken jetzt die Erzieher?


    Und natürlich sind nur die Reichen schuld. Übliche Neidpolemik derer, die selbst frustiert darauf warten, was geschenkt zu bekommen. Denn das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.


    Erzieher werden bezahlt, es geht aber um unterschiedliche Wertmaßstäbe beider Seiten die Anforderungen und die Wertschätzung der Arbeit der Erzieher betreffend. Was der Spruch da mit Reichen soll, erschließt sich mir nicht.

  • Ich glaube, dass sich unsere Eltern solidarisch zeigen, weil wir uns viel Zeit für Erklärungen nehmen und versuchen den Unmut zu kanalisieren und das funktioniert.
    Ich bin selbst Mutter und ich weiß wie wichtig verlässliche Betreuung ist (ist bei uns aber auch oft nicht), deswegen ist es mir wichtig mir es nicht mit den Eltern zu verscherzen. Da aber über Jahre schon viel Vorarbeit geleistet wurde halten unsere Eltern das aus. Auch weil sie wissen, dass wir never ever dafür gerade stehen würden, wenn das jemand die Existenz kosten würde. Da sind meine sonst so toughen Kollegen ja doch zu weich.


    LG
    Friday

    Ich habe auch noch nirgends wahrgenommen, dass sich der Frust der Eltern gegen die Erzieher richtet in unserer Kita, aber auch sonst nicht. Ich kenne ja noch die Situation von vor 15 Jahren, war aber schon schockiert, dass sich an den Bedinungen immer noch nichts wirkliches geändert hatte. Ich hatte damals auch genau wegen dieser Bedingungen abgebrochen. Ich weiß heute noch, dass bei so einem Praxistag die Lehrer einen im Betrieb begutachtet und anschließend in der Luft zerrissen haben, bei jedem und in jeder Situation. Das habe ich noch ausgehalten, die Kinder waren auch toll und die Arbeit machte Spaß, ich profitiere heute noch von dem, was ich gelernt habe. Aber die Belastung auszuhalten, wurde einfach als selbstverständlich hingenommen, das konnte ich nicht verstehen. den ganzen frust haben die Erzieher meiner Einrichtung dann auf die Eltern projiziert, und das kann es nicht sein, die können nach den Kindern kaum was dafür. Die meisten müssen arbeiten und wollen auch nicht immer dastehen als die, die nur erwarten, dass andere jetzt bitte das Kind erziehen etc. das taten mMn die wenigsten. Kenne auch heute keinen von dieser Sorte.


    Ich kann aber dennoch alle Seiten nachvollziehen, auch die der Arbeitgeber.
    Was ich an Streiks überhaupt nicht sinnvoll finde, ist das Prinzip, dass die Leidtragenden dann instrumentalisiert werden sollen. Der Druck geht lastet vor allem auf den Eltern und den Kindern, die geben das ja auch nicht weiter, sondern versuchen, klarzukommen. Daher finde ich Streiks ungeeignet. Ich streike als Mutter ja auch nicht, um den KV zu irgendwas zu zwingen, da würd ich mich ganz flott vor die Frage gestellt sehen, ob ich überhaupt fähig bin, Verantwortung auch in schwierigen Zeiten zu tragen. Streiks sind so ne Trotzreaktion, Erwachsene haben doch eigentlich bessere Möglichkeiten. Klage, Petition etc. Streiks sind für mich da schlicht mittelalterlich und gefährlich, wie man bald an den schäden erkennen wird, die die GDL hinterlassen hat.


    Das Problem ist, dass es ja nicht einfach mit mehr Geld getan ist. Mit jedem "Mehr" was jemand bekommt, erhält er auch mehr an Erwartungen, das ist immer miteinander verbunden. Ich würde mich freuen, wenn die Erzieher es schafften, bessere Bedinungen für sich zu schaffen. Die Wertschätzung, die Erzieher brauchen, kommt nicht mit ein paar Euro mehr bei ihnen an, ich finde, die Arbeitsbelastung muss sinken, der Erwartungs- und Verantwortungsdruck, die Ausbildung sollte langsam mal bezahlt sein, mehr Personal etc. Ich glaube aber, das hängt mit der gesamten Einstellung in dieser Gesellschaft gegenüber Kindern zusammen, aber da kann der Staat eine Menge tun. Sofern der das überhaupt will. Mit Streik allein wird das nicht angeschoben werden können, da brauchts massive Öffentlichkeitsarbeit, Petitionen etc.

  • Juhu!
    Mittwoch wurde offiziell in unserer KiTa mitgeteilt, man streiken Donnerstag und Freitag.
    Kein Aushang Montag oder Dienstag, das einzige was mich stutzig gemacht hatte, war, dass beim Essensplan plötzlich die beiden Tage durchgestrichen waren. Für Nachfragen war keine Zeit.
    Zum Glück bin ich zur Zeit noch zuhause.


  • bei uns bekommt der Berufseinsteiger ab Tag 1 gute 32.000 €/Jahr (S8) - das ist nicht sooo übel...


    egal...


    Die BM öffnet nun nächste Woche die Hälfte der Einrichtungen für die Selbstbetreuung der Eltern.
    Allerdings nur für die 500 Kindergarten Kinder - die Hortkinder sind leider (warum?) außen vor.


    Das Essensgeld kann formlos (per Mail) zurückgefordert werden.


    Hier rechnet man mit 2 weiteren Streikwochen.

  • Unsere Kita ist heute und Dienstag auf, danach wird weiter gestreikt.


    Ich hab heute einen Müllbeutel mit seit 2 Wochen konservierter nasser Wäsche am Haken gefunden, der war da vor dem Streik definitiv nicht.


    Vielen Dank für das Streikgeschenk!


    Schön war auch der Spruch der Erzieherin: "Das war für die Kinder bestimmt schön, mal ne Auszeit von der Kita gehabt zu haben!"
    Jap, endlich hat Mama das arme Kind mal nicht in die Kita abgeschoben, sondern sich selber gekümmert. Dann weiß sie mal, wie anstrengend unser Beruf so iss...


    Die Kitaleitung war heute nicht da, warum auch, iss ja schönes Wetter :winken:


    Es wird jetzt über eine Notbetreuung nachgedacht, wenn sich Eltern finden, die diese organisieren...


    In der Email stand netterweise auch, daß wir diesmal über den Streik auf dem Laufenden gehalten werden sollen, wir aber eine Emailadresse angeben sollen ( ich sag dazu jetzt mal nix! ).


    Noch immer scheint es bei uns in der Kita keine große Not zu geben...nundenn...ich bin froh um jedes Kind, daß ich mitbetreuen darf, ich fang mir da schon noch welche ein für nächste Woche :D

  • Bei uns wird am Dienstag nicht gestreikt. Dafür ab Mittwoch bis? K.A. Gott sei Dank hat Schullandheim nix mit Hort zu tun. Also fährt die Kleine weg, wo es weitergestreikt wird. Die Woche danach werde ich in Wiedereingliederung sein...erstmal 4 Stunden. Also werde ich die Kleine betreuen können.
    Hoffentlich finden alle irgendwelche Betreuung.

    Nicht auf das Leben kommt es an, sondern auf den Schwung, mit dem wir es anpacken. H. Walpole

  • Heute Morgen in der Schlange vor dem Kindergarten fanden es einige Eltern ziemlich schlecht von den streikenden Erziehern, dass die ausschlafen, aber unsere Kinde so früh deswegen aufstehen müssen.
    Es macht schon Spaß mal so ins Gespräch zu kommen mit den Müttern und dann festzustellen, dass die alle diesen Streik nicht mehr unterstützen. Ja, es waren auch mal Mütter dabei, die anfangs meinten, dass die "armen" Erzieher ja so "wenig" Geld bekommen würden.
    Komisch, finden die jetzt nicht mehr!!


    Die Streikbrechenden Erzieherinnen haben übrigens nicht abgenommen in unserem Kindergarten. Obwohl sie Mittwoch noch Luftballons von den Streikposten geschenkt bekommen haben sollen. Mit den Worten:"wir sind so traurig, dass ihr nicht mitstreikt." Ist wohl nicht sooo gut angekommen bei den Eltern und den Erziehern.

    :sonne :sonne :sonne :sonne :sonne


  • Und deswegen streiken jetzt die Erzieher?


    Und natürlich sind nur die Reichen schuld. Übliche Neidpolemik derer, die selbst frustiert darauf warten, was geschenkt zu bekommen. Denn das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.


    Erzieher werden bezahlt, es geht aber um unterschiedliche Wertmaßstäbe beider Seiten die Anforderungen und die Wertschätzung der Arbeit der Erzieher betreffend. Was der Spruch da mit Reichen soll, erschließt sich mir nicht.


    Ich schätze Babbe hat mehr das große Ganze gemeint, dazu kann er sich aber sicher selbst erklären. Und es ist meines Wissens statistisch bewiesen, das ein große Kluft zwischen Arm/Reich (und einem gebeutelten Mittelstand mittendrin) den sozialen Frieden empfindlich stören kann. Gucksdu hier.
    Das ist keine Neidfrage.



    Schön war auch der Spruch der Erzieherin: "Das war für die Kinder bestimmt schön, mal ne Auszeit von der Kita gehabt zu haben!"
    Jap, endlich hat Mama das arme Kind mal nicht in die Kita abgeschoben, sondern sich selber gekümmert. Dann weiß sie mal, wie anstrengend unser Beruf so iss...


    Oweia da hätte ich aber [Blockierte Grafik: http://www.sachsentalk.de/img/smilies/wuergen.gif]. Erinnert mich an die Aussage eines Kollegen, als ich für den auch noch Krank-Vertretung machen dürfte: "Mir ist so voll langweilig, will endlich wieder arbeiten." [Blockierte Grafik: http://www.sachsentalk.de/img/smilies/wuergen.gif]:lach


    Protest gegen Streik: Eltern verwandeln Hamburger Rathaus in Groß-Kita

  • Und deswegen streiken jetzt die Erzieher?

    Es sollten noch viel mehr streiken.

    Und natürlich sind nur die Reichen schuld. Übliche Neidpolemik derer, die selbst frustiert darauf warten, was geschenkt zu bekommen

    :kopf ...du hast es nicht verstanden.


    ansonsten siehe Butterblum.


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.


  • Richtig gut ankommen würde es aber, wenn streikbrechende Erzieher auf -wenn sie denn kommt- Gehaltserhöhung verzichten würden. Wäre zumindest konsequent. :D


    Ich finde, es wäre auch konsequent, wenn die Eltern, die den Streik unterstützen (obwohl, mir nicht bekannt, außer ein paar hier im Forum), direkt 100 bis 200€ mehr Elternbeitrag bezahlen.
    Die Eltern, die wie ich denken, dass es sich hier um die falschen Ziele handelt, sollten einfach nicht mehr Elternbeitrag bezahlen müssen.
    Dann könnten die AG meiner Meinung nach auch entsprechend der zugesagten Summen ein Angebot machen.


    Sorry, aber ich glaube irgendwie nicht, dass viel Geld zusammen kommen würde.
    Wäre aber konsequent und wenn alle so denken, wie Friday, sind die Erzieher ja bald wieder im Dienst. :rainbow:

    :sonne :sonne :sonne :sonne :sonne

  • Es ist ziemlich albern zu denken, dass der Elternbeitrag auch nur annähernd die Kosten deckt, die ein KiTaplatz tatsächlich verursacht.
    Was ich meine ist, dass Eltern meinen Lohn bezahlen ist Quatsch. KiTas sind für die Kommunen immer ein Minus-"Geschäft" Die Stadt legt immer drauf, selbst bei den Höchstsätzen.
    Ich zahle selbst Elternbeiträge, würde bei den Gehaltsforderungen sogar noch ein Stufe höher eingruppiert werden bei den Elternbeiträgen.


    Und mir ist die Diskussion um "Verdienen Erzieher/Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen genug?" ziemlich schnuppe. Oder ob das falschen oder richtigen Ziele sind. Das meiste was ich darüber lese ist eh Käse. Für falsch halte ich es die Klappe zu halten und sich devot zu zeigen. Die Anforderungen sind gestiegen und wollen entlohnt werden. Und im Zuge von KiBiz, neue Bildungsgesetze hätten die AG schon im Vorfeld aktiv werden sollen.


    Wenn ich qualitativ gute Dinge will, dann muss ich drauflegen. Ist schon beim T-Shirt Kauf so.
    Nur wer in einem sozialen Beruf arbeitet muss nicht automatisch Mutter Theresa sein. Ich finde es gut, dass gerade die Sozialarbeiter Flagge zeigen und ich würde mir wünschen das auch die Angestellten im Gesundheitsbereich nachziehen (dürfen).


    Klar kann man sauer auf die Arbeitnehmer sein. Ich bin sauer auf den Arbeitgeber. Der muckert sich nämlich gar nicht. Der lässt seine Arbeitnehmer im Regen stehen und somit auch die Kundschaft. Ja, da kann man den Groll auf uns projizieren, was ja auch die logische Konsequenz ist, da man unsere Gesichter kennt.


    So wird es weiter gehen bis der AG ein Angebot macht, auf das alle im Sozial-und Erziehungsdienst ganz gespannt warten. Letztendlich sind wir da auf die Sympathien der Eltern nicht angewiesen.
    Klar, hören wir auch: Da melde ich mein Kind aus städt. Einrichtung ab. Ja, und für das Kind tut es mir leid, aber letztendlich habe ich noch 200 Kinder auf der Warteliste und es wird weitergehen. In ein paar Wochen juckt das keinen mehr.

  • Warum sollten Eltern nicht die steigenden Personalkosten mittragen?


    Wir bezahlen doch beim Aldi auch die teurer gewordenen Lebensmittel oder den teurer gewordenen Strom?


    Und man selber erfreut sich doch auch an jeder Gehaltserhöhung, oder hat einer von Euch schonmal gesagt: Ne, ich hätt lieber keine Gehaltserhöhung, denn sonst müssen ja vielleicht unsere Kunden ( Patienten / Bewohner, was auch immer ) in zukunft mehr für unsere Dienstleistung zahlen.


    Hat sich jemand über gestiegene Preise beim Friseur oder beim Pizzalieferdienst aufgeregt?


    War es nicht auch da überfällig, daß diese Menschen für mehr als einen Hungerlohn arbeiten?


    Und nein, ich sage nicht, daß Erzieher einen Hungerlohn bekommen, aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust mir einen Kopf darum zu machen, ob sie genug verdienen oder nicht. Ich denke, jeder , der streikt verdient seiner Meinung nach zu wenig und wenn der Leidensdruck so hoch ist, daß man streikt, dann wird das schon so sein.

  • Monsterkrümel....


    Warum sollten Eltern nicht die steigenden Personalkosten mittragen?


    weil wir es nicht KÖNNEN!!!!!
    Dann ist eben die Alternative, dass ich den Job aufgebe und mir den Platz vom Amt bezahlen lasse. Aber nein, ich arbeite (gerne!!!!), ich bin der Arsch.

    Wir bezahlen doch beim Aldi auch die teurer gewordenen Lebensmittel oder den teurer gewordenen Strom?

    weil wir MÜSSEN..ja...und es knirscht und in der freien Wirtschaft sagt kein Chef "hey, deine Kitagebühren sind ja nun höher, ich zahl mehr"

    Und nein, ich sage nicht, daß Erzieher einen Hungerlohn bekommen, aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust mir einen Kopf darum zu machen, ob sie genug verdienen oder nicht. Ich denke, jeder , der streikt verdient seiner Meinung nach zu wenig und wenn der Leidensdruck so hoch ist, daß man streikt, dann wird das schon so sein.


    Ich hab 3 Kinder zu versorgen ohne (nennenswerte Väterbetreuung), das Jüngste wird im Juli 2 Jahre jung und ich arbeite seit letzten Oktober wieder 30h/Woche.#
    Und ach....die Kohle ist TROTZDEM knapp. Mein Leidensdruck ist verdammt hoch aber ich kann nicht streiken.


    Was soll das werden???? Ich arbeite mich platt (und ja, bei 3 Kindern und 30h BIN ich platt) und darf dann noch Streiks aushalten??


    Ich mach 3 Kreuze, dass Berlin das gerade nicht betrifft aber ein Streik dieser Länge wäre eine Katastrophe.


    Und nein, ich kann keine "wir betreuen alle mal die Kinder der anderen" anbieten, mein Urlaub ist für die Schliesstage komplett aufgebraucht..


    Mrs. Mima, vollkommen verständnislos für den Streik

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Mima ()

  • Es ist ziemlich albern zu denken, dass der Elternbeitrag auch nur annähernd die Kosten deckt, die ein KiTaplatz tatsächlich verursacht.
    Was ich meine ist, dass Eltern meinen Lohn bezahlen ist Quatsch. KiTas sind für die Kommunen immer ein Minus-"Geschäft" Die Stadt legt immer drauf, selbst bei den Höchstsätzen.


    Auf den 1. Blick, ja.


    Auf den 2. Blick, haben wir Eltern die (weiter) berufstätig sein können. Kinder aus welchen Milieu auch immer (ich mag den Begriff "sozial schwach" nicht, ich kann wenig Geld haben und trotzdem eine Sozialbombe), bekommen (hoffentlich) eine Förderung, Kinder die die deutsche Sprache lernen etc.pp. Für die Stadt selbst ist es ein Pluspunkt wenn Eltern die Kinderbetreuung als Wohnortentscheidung hernehmen. Ich habe vor x Jahren einen Artikel in unseren Lokalblättchen gelesen, wie hoch der Anteil der Ü60-jährigen in 10-20 Jahren sein wird. Ich weiß die genaue Zahl nicht mehr, habe aber erst mal die Ohren angelegt. Fast ein Seniorenheim hier.
    Das alles unter der Prämisse das das Rentenniveau im Fallen ist und das Ü60 irgendwann auch "betreut" werden müssen, was sicherlich nicht günstiger ist. Also, junge Eltern plus Kinder, sind sicherlich nicht unbegehrt, auch wenn man anfangs draufzahlen muss.


    Vor einigen Jahren hat auch der bei uns zuständige Verwaltungsmitarbeiter einen Monolog über die Entwicklung der Kinderbetreuung gehalten. Das war noch zu der Zeit als die Kommunen dem Geld hinterherlaufen mussten, um vorhandene Gebäude U3-tauglich zu machen oder neue zu bauen. Zusammenfassend kann man soviel sagen, das die "AG" sich der Probleme durchaus bewußt sind. Nur mit dem bezahlen, dass ist für viele das Problem. Man muss sich auch vor Augen halten, das die Städte mit dem Wechsel von Alg2 auf H4 ein Minusgeschäft gemacht haben, denn Kosten der Unterkunft sind immer vorrangig zu zahlen, erst wann das nicht reicht, springt der Bund mit bei. Das in Komination mit den Niedriglohnen, naja.


    Bei uns in der Verwaltung ist es so, das eine interkommunale Zusammenarbeit geplant wird (das machen viele hier) um Personal und weitere Kosten einzusparen. Natürlich nicht in den Kitas, sondern in der Verwaltung, Bauhof, Bücherei etc. und das wird einigen Leuten den Kopf kosten, sicher ist man im öD auch erst nach 15 Jahren.
    Die können sich gern mal mit den Damen aus der Kasse, Personal usw. unterhalten, die jeden Morgen 1h hin und zurück fahren, weil bei ihnen vor Ort nix mehr zu holen ist, die befristete Verträge haben und als erste gegangen werden. Das ist logischerweise weder für die Mitarbeiter toll, und z. T. auch nicht für die Bürger, denn d. h. längere Bearbeitungszeiten, weniger Service, weniger Dienstleisung, mehr Fehler bei denen die übrig bleiben und die Arbeit für 2-3 machen müssen. Dienstleistung ist blöderweise immer ein Stückweit ortsgebunden. Wenn ich bspw. 2 Räumdienste aus Stadt A und B zusammenhaue, die in den letzten Jahren ohnehin gestutzt wurden, wird es nicht schneefreier, wenn ich nochmal stutze und dann Räumdienst AB draus mache. Wenn ein Ömchen 45min. fahren und 3x umsteigen muss (ÖPNV geht ja auch vor die Hunde) um sich ein Sperrmüllkärtchen zu holen, ist das auch nur bedingt ein Gewinn. Auch ein nettes Feature sind die Rasengräber: Für die Angehörigen zwar günstig, aber "nebenan" gab es auch letztes Jahr Mecker, warum denn das Gras so hoch stehen muss, das man Opa nicht mehr findet. Lösung: Nicht genug Personal.


    Ich frage mich immer, wie das mit den Statuten der Verdi zusammenpasst, wenn auf der einen Seite durchschnittlich 10% mehr gezahlt werden sollen, auf der anderen Seite aber Leute ihren Job verlieren, wobei ersteres durchaus das Letztere beeinflusst.
    D.h. obwohl Verdi die Flagge des "öffentlichen Dienstes", agieren sie eher wie eine Spartengewerkschaft, in diesem Fall für Erzieher usw.
    Kein Wunder, das außerhalb dieses elitären Kreises kaum noch eine S* bei denen eintreten will und jährlich immer mehr austreten.


    Ich könnte mir schon vorstellen, das die "AG" vor Ort gern mehr zahlen würden. Wenn man also noch nicht freiwillig die 10% hat springen lassen wollen, liegt es vermutlich auch ein Stückweit daran, das man den wählenden(!) Bürger vor Ort (noch) nicht die (weiteren) Einsparungen zumuten wollte, die man hätte vornehmen müssen, weil der Bund sich wieder was ausgedacht hat, ohne über die laufende Finanzierung zu grübeln, geschweige auch nur ein Prozent Steuereinnahmen dafür rüberwachsen zu lassen.


    Es ist in der Politik nunmal so: Der Bürgermeister der mit der Schere stutzt, wird spätestens dann nicht mehr wiedergewählt, wenn der Bürger feststellen muss, das nicht nur eierschaukelndes Personal eingespart wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Zitat von »Monsterkrümel«
    Warum sollten Eltern nicht die steigenden Personalkosten mittragen?



    weil wir es nicht KÖNNEN!!!!!
    Dann ist eben die Alternative, dass ich den Job aufgebe und mir den Platz vom Amt bezahlen lasse. Aber nein, ich arbeite (gerne!!!!), ich bin der Arsch.



    Ok, dann könnte man sich ja dafür einsetzen, daß die Kita mehr Hilfskräfte einstellt und nicht nur Erzieherinnen, dann könnte man Geld einsparen. Oder vielleicht verzichten die Erzieher auf einen Teil des Gehaltes um den Eltern finanziell unter die Arme zu greifen?


    ( Achtung Ironie ).


    Gehälter steigen, das ist ganz normal. Genauso wie Lebensmittelpreise steigen.


    In sozialen Berufen arbeiten viel Menschen für lau, weil viele Dinge nicht nbezahlt werden. In Krankenhäusern werden jeden Tag hunderte von Überstunden gemacht, die nicht aufgeschrieben werden und somit nicht bezahlt werden.


    Auch Erzieher sind Menschen, auch Erzieher haben Rechnungen zu bezahlen, auch für Erzieher wird die Butter bei Aldi teurer, die können da an der Kasse auch nicht sagen: Hey, ich hab auf den Streik verzichtet, nu machen Sie die Butter doch bitte für mich wieder billiger!


    Arbeit muß sich lohnen, für jeden, nur weil es bei Deinem Job nicht so ist, muß das nicht auch für andere Jobs gelten und jeder hat das Recht sich für eine gerechte Bezahlung seiner Tätigkeit ( auch mit Streik ) einzusetzen!


    Dem Anderen das zu neiden ist nicht gerade ...wie soll ich sagen...nett?


    Wie lange ist denn Deine letzte Gehaltserhöhung her? Gibt es bei Euch einen Betriebsrat? Bist Du schonmal zum Chef gegangen und hast nach einer Gehaltserhöhung gefragt?