Hallo Zusammen,
auf der Suche nach Erfahrungen zum Thema "gerichtliche Umgangsregelung nach dem Projekt Elternkonsens" bin ich hier gelandet.
Kurz zu uns und unserer Situation (sofern ich tatsächlich eine kurze Schilderung hinbekomme-meine Stärken liegen leider in anderen Bereichen
Mein Sohn und ich leben seit seiner Geburt vor fast 12 Jahren alleine.
Ein Umgang mit dem Vater fand von Anfang an relativ unregelmäßig statt. Feste Umgangszeiten gab es, u.a. aufgrund des täglich wechselndem Schichtdienst meines Exfreundes, nie.
Das Konfliktpotential zwischen uns Eltern war in den ersten Lebensjahren meines Sohnes enorm hoch. Mein Exfreund stellte nach diversen Streitgesprächen mehrfach den Kontakt ein. Ich wartete stets ab, bis sich die Gemüter beruhigt hatten und suchte dann immer wieder das Gespräch. Mal zeigte er sich versöhnlich und nahm die Besuche wieder auf, mal zeigte er sich unversöhnlich und verschwand aus unserem Leben (zwischen dem 3. und dem 6. Lebensjahr meines Sohnes bestand, abgesehen von meinen Kommunikationsversuchen keinerlei Kontakt). Dieses Hin und Her zog sich etwa 7 Jahre hin. Erst dann schafften wir eine sachliche, nicht unfreundliche, aber dennoch stets distanzierte Gesprächsbasis.
Meinem Sohn fehlte in dieser Zeit der Vater. Auf der einen Seite kannte er die Situation nicht anders und empfand unser Leben ohne Vater als normal, auf der anderen Seite erfuhr er mit zunehmendem Alter, dass ein Großteil seiner Freunde durchaus einen immerzu präsenten Vater hatte. Es gab Phasen, in denen er seinen Vater heroisierte und es gab Phasen, in denen er seinen Vater "vergaß". Heute kann er sich an diese Zeit nicht mehr erinnern. Sein Vater wurde ihm etwa zum Zeitpunkt seiner Einschulung richtig bewusst.
Kind und Vater haben nun also seit ca. 4 1/2 Jahren regelmäßig unregelmäßigen *g* Kontakt.
Alle 4 bis 8 Wochen rief mein Exfreund an und verabredete sich mit dem Jungen. Mal trafen sie sich auf ein Eis, mal verbrachte mein Sohn das Wochenende bei seinem Vater. Eine Gefühl der Zugehörigkeit entstand in dieser Zeit leider nicht. Je älter mein Sohn wurde, umso größer wurde seine Resignation gegenüber seinem Vater. Anfangs verletzten und enttäuschten ihn die Unzuverlässigkeit und die desinteressierte Haltung meines Ex-mittlerweile ist es ihm egal. Er ist zufrieden mit den wenigen Treffen und der oberflächlichen Beziehung. Zwar bemängelte mein Exfreund die Inaktivität des Jungen und wünschte sich einen Sohn, der sich häufiger beim Vater meldet-dennoch dachte ich bis vor einem Jahr, dass wir es endlich geschafft haben, alle Beteiligten weitestgehend zufrieden zu stellen.
Und dann brach mein Ex (meiner Meinung nach aus heiterem Himmel) den Kontakt ab.
Vorausgegangen war in den Sommerferien der einwöchiger Besuch (meines Sohnes) bei seinem Opa-dem Vater meines Ex. Mein Exfreund hat sich vor ein paar Jahren mit seinem Vater zerstritten, den Kontakt abgebrochen und ihn zum Tabu-Thema erklärt.
Sowohl mein Sohn, als auch ich haben ein gutes Verhältnis zu Sohns Großvater. Der Kindsvater war und ist kein Thema zwischen uns-der Großvater möchte einfach nur am Leben seines Enkelsohnes teilhaben.
Ich weiß, dass mein Ex den Kontakt zum Opa am liebsten unterbinden würde-die geplante Ferienwoche hat dann wohl das Fass zum Überlaufen gebracht. Ab diesem Zeitpunkt meldete er sich nicht mehr und reagiert auch nicht auf unsere Anrufe (damit meine ich: sowohl mein Sohn, als auch ich versuchten unabhängig voneinander den Vater telefonisch zu erreichen). Am Geburtstag des Jungen rief er an und gratulierte ihm, das war's dann aber auch schon wieder.
Im Februar diesen Jahres erhielt ich einen Brief von meiner Beistandschaftssachbearbeiterin.
Ihr fiel auf, dass die letzte Unterhaltsberechnung bereits 5 Jahre zurück liegt und dass dieses Jahr der Wechsel in eine höhere Unterhaltsklasse ansteht. Deshalb schlug sie vor, meinen Ex bezüglich einer Berechnung anzuschreiben und ihn aufzufordern, ihr die notwendigen Unterlagen zukommen zu lassen. Ich setzte mich mit ihr in Verbindung und erklärte mich einverstanden.
Eine Woche später rief mich mein Exfreund, das erste mal seit den Sommerferien, an und gab sich sehr verärgert über den Brief des Jugendamtes. Der Streit eskalierte und wir warfen uns unschöne Aussagen an den Kopf. Auch das Thema Kontaktabbruch kam zur Sprache und mein Exfreund gab an, enttäuscht über unsere Illoyalität ihm gegenüber zu sein. Allerdings habe er nicht den Kontakt abgebrochen-er hatte schlicht viel zutun in den letzten Monaten und hätte erwartet, dass der Junge sich bei ihm meldet. An Anrufe von meinem Sohn und/oder von mir konnte er sich nicht erinnern. Wir beendeten das Telefonat nicht mehr ganz so erregt und versöhnlicher und verabredeten ein Telefongespräch zwischen Vater und Sohn am Abend.
Die 2 verabredeten sich dann auch für das anstehende Wochenende bei der Oma-väterlich (geschieden vom bereits erwähnten Opa).
Es folgte eine Kinoverabredung 14 Tage später.
Einen Tag nach diesem Treffen erhielt ich einen Brief von einem mir unbekannten Anwalt. Dieser warf mir in einem äußerst aggressiven Schreibstil vor, dem Umgang zwischen Vater und Sohn zu torpedieren. Aufgrund meiner angeblichen Verweigerungshaltung kam es in den vergangenen 6 Monaten zu keinem Treffen. Er schlug mir eine Umgangsregelung vor, die ich bis zum 31.03. akzeptieren sollte-hätte er bis zu diesem Zeitpunkt keine positive Reaktion von mir, würde er den Umgangsanspruch meines Ex gerichtlich geltend machen. Zudem forderte er mich auf, meinem Exfreund die Eintragung des Kindes auf der Lohnsteuerkarte (des Ex) zuzulassen, denn als eingetragener und unterhaltszahlender Vater habe er das Recht auf diese steuerliche Vergütung.
(kurze Stellungnahme zu diesem Anwaltsbrief: ich habe meinem Exfreund niemals den Umgang verweigert-das Gegenteil ist der Fall! Ich verweigere ihm auch nicht die Eintragung auf seine Lohnsteuerkarte-ich ging davon aus, der Junge wäre bereits eingetragen!)
Erschrocken und verwundert rief ich unverzüglich meine Sachbearbeiterin (Beistandschaft) an.
Diese teilte mir mit, ebenfalls einen Brief vom Anwalt meines Ex erhalten zu haben, in dem dieser erklärt, dass mein Ex nicht bereit sei, Auskunft über seine finanzielle Situation zu erteilen.
Sie teilte mir zudem mit, dass sie mir nicht weiterhelfen kann, weil die Thematik Umgangsregelung nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt und gab mir die Nummer von dem für uns zuständigen Kollegen im Sozialen Dienst.
Ihn erreichte ich eine Viertelstunde später und er empfahl mir, mich zu beruhigen und mir einen Anwalt zu suchen, der auf den Brief reagieren und einen Elternkonsens vorschlagen soll. Außerdem erklärte er mir kurz und knapp, was das Elternkonsens-Projekt ist.
Ich verabredete einen Termin mit meiner Anwältin und suchte am nächsten Tag das Gespräch mit meinem Sohn. Er sprach sich vehement gegen den Vorschlag des gegnerischen Anwalts aus und wollte keinerlei Veränderung, was den Umgang mit seinem Vater angeht.
Meine Anwältin setzte sich mit dem gegnerischen Anwalt in Verbindung und widersprach, ohne Angaben von Gründen, seinem Vorschlag.
In der ersten Aprilwoche meldete sich mein Exfreund telefonisch bei uns, um mit meinem Sohn ein Treffen zu verabreden (mit mir wollte er nicht reden). Die beiden trafen sich am darauffolgenden Tag für 2 Stunden und gingen ein Eis essen. Mein Exfreund gab an, sich eine Woche später telefonisch mit dem Jungen in Verbindung zu setzen-dieser Anruf erfolgte allerdings nicht.
5 Wochen später (Anfang letzter Woche) rief mich meine Anwältin an und teilte mir mit, dass sie einen 8-seitigen Brief vom Anwalt meines Ex erhalten hat, der einer Anklageschrift ähnelt. Zudem erreichte sie eine Ladung von unserem Familiengericht. Mittlerweile erhielt auch ich diese Ladung mit der Aufforderung, das Kind mitzubringen, der auch er angehört wird. Außerdem soll ich mich mit dem Sachbearbeiter des Sozialen Dienstes in Verbindung setzen.
Zwischenzeitlich lies mir meine Anwältin eine Kopie des Briefes, den sie erhielt, zukommen-dieser Brief setzte mir ziemlich zu. Dort steht, ich trage die Verantwortung für den nur unregelmäßig stattfindenden Umgang zwischen Vater und Sohn...seit Jahren versuche mein Exfreund, ein normales und gesundes Vater-Sohn-Verhältnis aufzubauen, was von mir nicht zugelassen wird...er fordert einen wöchentlichen Umgang, von Samstag Vormittag bis Sonntag Abend...zudem möchte er den Jungen2 Wochen in den Sommerferien und eine Woche über Weihnachten und im Folgejahr eine Woche über Silvester bei sich haben...