Gerichtliche Umgangsregelung, Elternkonsens Teil 1

  • Satz des Tages: Narzisten können keine Väter sein, da ihnen etwas grundsätzliches fehlt: die Fähigkeit sich in die Lage des Kindes zu versetzen


    Man kann sie nur machen lassen, dann reagieren. Nur kann es dann schon zu spät sein. So war es leider bei uns. :kopf

  • Hallo pippilotta


    leider konnte ich aus Zeitgründen nur bis nach eurem gerichtstermin lesen.
    aber ich wollte dir sagen, dass ich dich um deine Weitsichtigkeit und deine wirklich tolle Einstellungen zu Deinem Ex bewunder. Das zeigt welche Charakterstärke du besitzt und du beweist Größe.


    Ich bin mir sicher, dass Du für Deinen Sohn das Beste tust und er unbeschadet groß werden kann da er dich hinter sich weiß.


    Alles Gute für euch

  • Liebe Pipilotta,


    das klingt alles ganz furchtbar und man fühlt sich als Mutter vollkommen in der Klemme, ich kann das sehr gut verstehen.
    Ich könnte mir vorstellen, dass hier der Anfang des aktuellen Problems liegt:
    "Ihr fiel auf, dass die letzte Unterhaltsberechnung bereits 5 Jahre zurück liegt und dass dieses Jahr der Wechsel in eine höhere Unterhaltsklasse ansteht. Deshalb schlug sie vor, meinen Ex bezüglich einer Berechnung anzuschreiben und ihn aufzufordern, ihr die notwendigen Unterlagen zukommen zu lassen."


    Was immer in dem Vater hierzu vorging: An diesem Punkt kam das Karussell ins Rollen.


    Das Problem bei solchen Geschichten ist, dass nur noch nach den Tatsachen geschaut wird. Und es werden Dinge ständig verdreht, es werden ständig verrückte Situationen geschaffen. Sowohl Vater als auch Mutter werden von den Gegen-Anwälten in die Ecke gedrängt. Dir als Mutter wird damit gedroht, man könnte an deinen Erziehungskompetenzen zweifeln. Die Situation wird immer verrückter. Und umso mehr Personen beteiligt sind, desto schlimmer wird es.


    Meine Erfahrung ist die, dass sowohl bei der Mutter als auch bei dem Vater ganz viele bewusste und unbewusste Phantasien und Ängste mit im Spiel sind. Diese Phantasien und Ängste bekommen aber in den rechtlichen Auseinandersetzungen keinen Platz. Dennoch sind sie der Motor, der alles am Laufen hält. Die Väter schmerzt es meistens dann besonders, wenn sie mehr Geld geben sollen. Es ist mehr als "Geld". Es ist ein Symbol. Die meisten Väter zahlen nicht genug, aber damit wollen verschiedene Gefühle und Phantasien zum Ausdruck kommen. Eigentlich müsste man sich interessiert und neugierig auf den Weg machen und versuchen zu verstehen, welche Gedanken und Gefühle dahinter stecken. Die Mutter natürlich fühlt sich in einer Mangelsituation. Doch beiden Eltern ist gemeinsam, dass sie sich jeweils benachteiligt fühlen.


    Was eigentlich vonnöten wäre, wäre eine dritte Person, die sowohl den Vater als auch Mutter wohlwollend anschauen kann und sich dafür interessiert, was hinter dem Gezeigten gehört werden will.


    Meine Erfahrung nach ganz ähnlichen Situationen ist: Aufhören, das Karussell mitzudrehen. Als Mutter sich selbst Hilfe suchen bei einem sehr guten Psychotherapeuten (z.B. einem erfahrenen Psychoanalytiker, auch, wenn die Wartezeiten lang sind). Sich trotz aller Drohungen keine Angst machen lassen. So wenig wie möglich reagieren, denn alles, was man sagt, wird von Rechtsleuten (oder der "Gegenseite") verdreht. So wenig wie möglich dazu beitragen, dass das Karussell sich weiterdreht. So wenig Leute wie möglich involvieren. Sich selbst umgeben mit klugen Menschen und versuchen, zu verstehen, welche Phantasien hinter den Dingen stecken könnten. Fast immer geht es um Angst. Sowohl Vater als auch Mutter lieben ihr Kind. Dieses Vertrauen kann man fast immer haben, auch, wenn das Vertrauen ansonsten natürlich nur noch an den wenigsten Punkten vorhanden ist.


    Ich weiß, das alles fühlt sich ganz, ganz scheußlich an und man braucht eine ganze Weile, um wieder herauszufinden. So eine Situation ist wie eine schwere Krankheit und in dieser Zeit sollte man sich selbst auch so behandeln, als sei man "krank" - also sich viel schonen und sehr gesund leben. Sich selbst Rückenstärkung holen, aber nicht versuchen, sich zu rechtfertigen, gegenzuhalten oder sonst was. Ich wusste irgendwann: Ich will keinen Cent mehr für irgendeinen Anwalt ausgeben. Und bin ohne Anwalt zur Gerichtsverhandlung gegangen. Und habe nur noch gesagt, was ich wirklich denke und fühle, was mir Angst macht, was mich sorgt und so weiter. Die ganzen "Strategien" der Anwälte fand ich eher kontraproduktiv. Sie machen oft nur, dass Schuldgefühle weiter wachsen und man immer tiefer in den "Rechtssachen" versumpft. Die Anwaltsschreiben sind schrecklich. Abheften. Nicht gegenkontern. LG Dunja

  • Wie schauen diese Möglichkeiten aus? Ich weiß es im Moment wirklich nicht!


    Trotz allem, was vorgefallen sein mag: immer positiv vom KV sprechen (ohne zu lügen, natürlich) und ermutigen, dass der Sohn selbst das Gespräch mit seinem Vater sucht. Herausfinden, was die wirklichen Gründe des Sohnes sind, sich unwohl zu fühlen bzgl. Konakt zum Vater und dann mit dem Sohn zusammen besprechen, was er wirklich möchte und was Ihr da zusammen tun könnt. Vielleicht schaffst Du es ja, dass der Sohn sich nicht gezwungen bzw. in die Ecke gedrängt fühlt? Alles Gute und viel Erfolg, musicafides

  • Vielleicht magst Du uns hin und wieder schildern, wie sich die Umgänge entwickeln...


    Das erste Umgangswochenende liegt nun hinter uns und ich bin auf der einen Seite erleichtert und sehr froh, dass L. das Wochenende rückblickend als aushaltbar einstufte, und auf der anderen Seite bin ich einfach nur traurig, weil es offenbar genau so weitergeht, wie es letzten Sommer endete.


    Mein Ex holte L. am Samstag um Punkt 10 Uhr ab. L. gab sich zurückhaltend bis mürrisch, sein Vater war sichtlich aufgeregt und unsicher. L. erzählte gestern, dass sein Vater immer wieder versuchte, L. in ein Gespräch zu verwickeln, aber L. wollte keinen Small Talk betreiben und gab nur knappe Antworten. Die beiden trafen schon recht früh einen Bekannten meines Ex, mit dem sie dem sie den halben Tag verbrachten. Nachmittags musste dieser weg und die 3 verabredeten sich für ein Sportevent am Abend. Als sie wieder alleine waren, sprach mein Ex L. auf die Gerichtssache und auf die vergangenen Wochen an. Er sagte, er wusste nicht, dass L. mit dem Jugendamt und mit dem Richter sprechen muss. Er wollte weder L. noch mich anklagen und vor Gericht ziehen, sondern einfach nur L. häufiger treffen. Und er erwartet nicht, dass L. das heute verstehen kann, denn dazu wäre er noch zu klein. Wenn er vernünftiger und erwachsen ist, würde er den Gedankengang und die Handhabe seines Vaters nachvollziehen können. L. berichtete seinem Vater, wie es ihm in den letzten Wochen ging, wie verletzt er ist, was er fühlte. Daraufhin erwiderte sein Vater, dass es ihm auch nicht gut ging und dass er enttäuscht war, weil L. sich sowohl seit dem Sommer, aber in der Hauptsache in den letzten beiden Monaten nicht meldete. L.s Reaktion sei kindisch. L. warf ein, dass sein Vater hätte doch einfach anrufen können, wenn er ihn häufiger sehen möchte und dass er (L.) nicht verstehen kann, weshalb er (Ex) dazu ein Gericht braucht. Sein Vater antwortete, dass er nun mal nicht so viel Zeit habe und L. kenne doch die täglich wechselnden Schichten und er sei jetzt alt genug, zu verstehen, dass es nicht immer nach seiner (L.) Nase läuft. Daraufhin diskutierten sie wohl ein bisschen hin und her, wer wen anrufen soll und warum das nun vor Gericht geklärt wurde. L. sagte mir, sie drehten sich ab einem gewissen Punkt immer wieder im Kreis und irgendwann hatte er keine Lust mehr und wurde wieder wortkarger. Sie gingen eine Kleinigkeit essen und trafen sich mit der Freundin seines Vaters, einer Freundin von ihr und später kam der Bekannte vom Mittag dazu. Die 5 schauten sich die Sportveranstaltung an, dh die Erwachsenen schauten und unterhielten sich dabei und L. stand halt daneben, langweilte sich und verbrachte den Abend mit WhatsApp-Chats.


    Sonntag morgen kam L. kurz nach Hause, um ein Jäckchen zu holen. Sein Vater wartete im Auto, aber L. ließ sich Zeit und machte sich 2 Brote für unterwegs. Die beiden wollten einen Ausflug machen und da L. Hunger, sein Vater aber nichts Essbares im Haus hatte, griff L. zu der Jäckchen-Notlüge, um sich daheim die Stullen schmieren zu können. Ich muss mich gerade sehr zurückhalten und auf meine Wortwahl aufpassen! Mein Sohn ist im vergangenen Jahr satte 15 cm gewachsen, mittlerweile ist er sogar größer als ich, und befindet sich bereits in der Pubertät. Er futtert derzeit, als gebe es kein Morgen mehr und ist dabei äußerst anspruchslos. Die Tatsache, dass er gestern Morgen zu einer Notlüge greifen musste, um gegen 11 Uhr endlich etwas zu Essen zu bekommen (sie standen gegen 7:30 Uhr auf), macht mich fassungslos!


    Nach dem Abstecher bei mir trafen sie den Bekannten vom Vortag und 3 Kollegen meine Ex. Gemeinsam fuhren sie mit dem Zug an irgendeinen Bahnhof, um sich alte Züge anzuschauen. Die alten Züge fand L. sehr interessant, die Hin und Rückfahrt war, abgesehen von einer kleinen Diskussion (betreffend L.s Schule) sehr langweilig. Alles in allem hatte er den Eindruck, sein Vater wollte vermeiden, mit L. alleine zu sein.


    Nach dem Ausflug verabschiedeten sie sich von den Freunden und Kollegen meines Ex und mein Ex fuhr L. nach Hause. Er gab an, am ersten Juli-Wochenende keine Zeit zu haben und er würde mich in 14 Tagen anrufen, um ggf. einen Ersatztermin zu verabreden. Von Pfingstmontag (an dem er L. laut gerichtlicher Vereinbarung von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr treffen soll/darf/kann), war keine Rede. L. sprach den Tag auch nicht an und freut sich insgeheim, nicht hinzumüssen.


    Punkt 18:00 Uhr empfing ich ein ausgehungertes Kind, welches erst einmal über Brotkasten, Kühlschrank und Obstkorb herfiel und mir anschließend erklärte, die Wochenenden sind auszuhalten, aber er wird im Sommer keine 2 Wochen am Stück mit seinem Vater verbringen. Und er möchte an zukünftigen Umgangs-Wochenenden 4(! ;-) ) prall gefüllte Brotboxen dabei haben. :lach Bezüglich der Thematik "eigenartige Beziehung zwischen Kind und Vater" (so bezeichnet es L. seit einer Weile...er findet seinen Vater "komisch" und das Verhältnis zwischen den beiden "eigenartig"), fällt er in die gleiche Resignation, wie vor dem Einschlafen des Kontaktes letzten Sommer: er möchte dieses Thema wieder ausschweigen und einfach nur die monatlichen Termine hinter sich bringen. Geändert hat sich lediglich, dass L. seinen Vater nun auch direkt mit dem Vornamen anspricht (das gefällt meinem Ex überhaupt nicht) und dass er ihn nach der Gerichtssache (Zitat:)"noch bescheuerter, als vorher" findet-ansonsten geht es weiter, wie bisher.

  • hallo pippilotta,
    gut, dass dein Ex selbst erstmal genug vom Gericht hat und eine 'Verschnaufpause' braucht. Dann hoffe mal, dass das lange anhält.
    Ich finde auch gut, wie du vor dem kommenden Umgangssamstag mit deinem Sohn redest: er muss selbst da durch, aber wenn's schiefgeht bist du da. Du vertraust ihm und stärkst ihn auch dadurch.


    Bei uns war es so, dass es trotzdem schief ging: Kind stand schreiend und total aufgelöst vor dem Haus ('ich geh nicht mit!!!')... der Umgang musste an diesem Tag ausfallen. Die folgenden zwei Umgänge konnten nur in Begleitung einer vertrauten Person stattfinden... Daraufhin hat der KV ein Zwangsgeld gegen mich beantragt... Ich habe die Sachlage ausführlichst geschildert... der KV hat den Antrag wieder zurückgezogen... Naja... ein anderer Fall.


    Wie alt war Dein Sohn zu dem Zeitpunkt?


    Klar, sobald das Kind eine andere Meinung/einen anderen Wunsch, als der Vater hat, kann nur die Mutter dahinter stecken. :radab L. erzählt gestern, dass sein Vater sich vor den Kollegen über L.s Schule lustig machte. L. besucht ein katholisches Gymnasium (an der Schule gibt es sogar noch 4 Nonnen, die allerdings nicht unterrichten, sondern AGs anbieten, Seelsorger für die Kinder sind usw.) und die Schüler beten jeden Montag vor Unterrichtsbeginn gemeinsam in ihren Klassen. L. entschied sich bewusst für diese Schule, weil sein als bester Freund als Geschwisterkind einen Platz sicher hatte und weil die Schule ein spezielles Förderprogram hat. Sein Vater macht sich gerne über die blöden Geistlichen lustig und zieht das montägliche gemeinsame Beten und sämtliche religiöse Veranstaltungen durch den Kakao-so auch gestern. L. erklärte, dass er zwar nicht so religiös angehaucht, wie mancher Klassenkamerad ist, aber dass er wusste, auf was er sich einlässt, als er sich für die Schule bewarb. Sein Vater machte sich weiter lustig, weil L. den Ausdruck "bewarb" benutze (es handelt sich um eine Privatschule, die sich ihre Schüler aussuchen kann-auf 60 Plätze bewerben sich jedes Jahr weit über 150 Familien) und erklärte L., dass nicht er (L.) sich für diese Schule entschied, sondern ich. L. erwiderte, dass das nicht stimmt, ER wollte auf diese Schule und musste mich vor 2 Jahren erst einmal überzeugen. Sein Vater lachte immer noch (L. meinte, er lachte gehässig), durchwuschelte L.s Haupthaar (Todsünde, weil Haarstyling *g*) und sagte: "das hat dir deine Mutter ja schön eingetrichtert!" Soll er meinen-das interessiert mich nicht. Schade ist halt nur, dass L. sich so gar nicht ernstgenommen fühlt!


  • Das sind die Erzählungen, die mir aufzeigen, auf welch hohem Niveau ich jammere!


    Es tut mir sehr leid-ganz besonders für Deine Kinder, aber natürlich auch für Dich!



    Als wir noch in einer ähnlichen Situation waren und L. noch nicht diese ablehnende Haltung hatte, sondern seinen Vater vermisste und litt, sagten mir alle möglichen Leute: "Warte ab...irgendwann macht es klick bei ihm...er muss erst 1000 mal enttäuscht werden, um sich distanzieren zu können...da muss er durch...". Die hatten alle Recht! Seine Haltung hat sich mit den Jahren verändert, er musste da durch...und das war für mich ganz ganz schlimm! Erst schaust Du zu, wie Dein Kind sehnsüchtig nach jeder noch so kleinen Aufmerksamkeit giert, dann schaust Du zu, wie es aufgrund einer Vielzahl an Enttäuschungen sich abwendet und einen Zorn aufbaut...und Du kannst nichts machen, außer trösten, stärken, auffangen. Zum Kotzen ist das!


  • Hallo Püppi,



    vielen vielen Dank für Deine unheimlich lieben Worte! Sie stärken und tun einfach nur gut!


    Im Moment komme ich mir gar nicht weitsichtig oder gar charakterstark vor. Vielmehr möchte ich schimpfen und heulen zugleich....und L.s Vater durchschütteln, bis zum Gehtnichtmehr. Mir ist bewusst, ich muss mich emotional herausziehen-das Verhältnis der beiden geht mich nichts an. Aber ich schaffe das gerade nicht...es tut mir so leid für beide!


  • Hallo Dunja,


    vielen Dank für Deinen Beitrag!


    Nickend sitze ich gerade vor meinem Computer und möchte gerne über Deine Worte nachdenken, bevor ich mich (wohl in den nächsten Tagen) darauf antworten möchte. Du hast mit vielem so Recht!



    Ganz liebe Grüße!


  • Trotz allem, was vorgefallen sein mag: immer positiv vom KV sprechen (ohne zu lügen, natürlich) und ermutigen, dass der Sohn selbst das Gespräch mit seinem Vater sucht. Herausfinden, was die wirklichen Gründe des Sohnes sind, sich unwohl zu fühlen bzgl. Konakt zum Vater und dann mit dem Sohn zusammen besprechen, was er wirklich möchte und was Ihr da zusammen tun könnt. Vielleicht schaffst Du es ja, dass der Sohn sich nicht gezwungen bzw. in die Ecke gedrängt fühlt? Alles Gute und viel Erfolg, musicafides


    Alles, was Du schreibst, hat Hand und Fuß. Das ist mir bewusst! Dennoch überfordert mich diese meine Aufgabe derzeit. Ich stoße nach fast 12 Jahren an meine Grenzen! Denn seit fast 12 Jahren versuche ich, mich ausnahmslos positiv über L.s Vater zu äußern, L. zur Kontaktaufnahme zu ermutigen und zu überreden, selbst den Kontakt zum Vater aufrecht zu erhalten und meinen Sohn aus der Ecke heraus zu holen. Einseitig war dieser Weg schon immer, doch jetzt kommt auch noch erschwerend hinzu, dass diese Gerichtsgeschichte riesengroßen Felsen gleicht, die diesen Weg nahezu unbegehbar machen.


    Welchen Ratschlag würdest Du denn sowohl meinem Sohn, als auch seinem Vater geben?