Rauswurf - mach ich mich strafbar?

Doch doch. Wir haben schon sehr oft mit ihm gesprochen. Er weiß es. Er steht bestimmt nicht vor einer Mauer aus Fragen, wenn es so weit ist.

Nein, ich würde nicht sagen, dass ihn das kalt lässt. Er verteidigt dann natürlich sein Verhalten, vor allem auch, indem er angreift.

Aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, er bemüht sich. Meine Tochter nennt mich rührseelig, aber wenn ein Kind sich im Ton vergreift und danach die Größe besitzt, sich zu entschuldigen, dann werf ich es nicht raus :frag Das ist für mich ganz normal.

Er hat es nicht leicht. ADHS ist ein Brocken, den man zu bewältigen hat, ich glaube, dass der Betroffene zwar auf eine andere Art, jedoch im selben Umfang leidet, wie das Umfeld.

Ich weiß aber auch, dass ich mir aufgrund dessen trotzdem nicht alles gefallen lassen darf und dass ich den Rest der Familie zu beschützen habe, bzw. dass der Rest der Familie auch Grenzen setzt und diese auch deutlich macht.

Er weiß, dass er nicht mehr reinkommt, wenn es noch einmal Vorkommnisse solcher Art gibt.

Aber er führt sich im Moment nicht auf. :frag Im Moment benimmt er sich wie jeder andere Jugendliche in seinem Alter auch. Und er zieht sich zurück. Er geht somit Konfrontationen aus dem Weg.

Vielleicht müssen sich die Gemüter beruhigen. Jeder ist im Moment noch aufgebracht. Die Nerven liegen schon noch blank. Es herrscht Misstrauen. Aber wenn ich frage, wer von uns 100%ig beweisen kann, dass alles, aber auch wirklich alles was passiert ist, allein Sohns Schuld ist, dann werden die Stimmen leiser.

Er ist 16. Er beginnt im September eine Lehre. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Noch hat er sie nicht angetreten und noch hat er sie auch nicht durchgestanden. Aber mal ehrlich, ich weiß auch nicht zu 100%, dass meine Tochter die Lehre ohne Probleme zu machen durchziehen wird.

Er hat einen wahnsinns Freiheitsdrang. Und ich bin sein rotes Tuch. Die, die alles besser weiß, die ihn einschränkt, die, die ständig an ihm rumdocktert, die ihn zu Psychologen schleppt, die ihm immer suggeriert, dass er so wie er ist nicht in Ordnung, nicht normal ist. Der Rest der Familie aber ist freundlich bis distanziert, aber weil er keine Empathie empfinden kann, ist Distanz für ihn nichts negatives, für ihn ist das sogar toll, weil er dann seine Ruhe hat. Also, wie um alles in der Welt soll er merken, dass ein Verhalten tatsächlich nicht in Ordnung ist, wenn ich die einzige bin, die ihm das ständig sagt?

Sogar wenn ich verzweifle und zu LG sage: Jetzt sag doch auch mal was! kommt entweder: Da sag ich jetzt gar nichts... oder der angeflehte geht. Der Junge denkt (und sagt mir das auch) ich bin hormongesteuert, sexuell frustriert, habe meine Tage, übertreibe immer ect.

Was er brauchen würde, wäre wirklich mal die Faust auf den Tisch von jemand anderem. Und ja, ich warte drauf. Ich bitte darum.

Ich denk mir, wie soll der Junge kapieren, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist, wenn NUR ICH es ihm sage und sonst sind alle freundlich und lassen ihn in Ruhe?

Das alles haben wir am Wochenende besprochen. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. So lange er sich ruhig verhält und keine Probleme macht, die über das übliche pubertäre Maß hinausgehen, werde ich nichts mehr unternehmen. Ich werde nicht mehr das Sprachrohr spielen und ich bin auch nicht mehr Kummerkasten und Ansprechpartner, zumindest nicht für die erwachsenen Menschen im Haushalt. Sollte ich ihm Diebstahl an uns nachweisen können, werde ich handeln.

Ansonsten, er möchte erwachsen behandelt werden, dann muss er auch so leben. Wir gewähren ihm Wohnung und Lebensmittel. Ich habe sämtliche Dienste eingestellt, wenn er Fragen hat, werden ihm diese beantwortet, kümmern muss er sich selber. Auch um bürokratische Sachen, Termine ect. Im Gegenzug erwarte ich nicht mehr, dass er Rechenschaft ablegt. Dünnes Eis, ich weiß. Ich bin nach wie vor in der Verantwortung für ihn, sollte irgendetwas vorfallen.

Aber was kann passieren, außer dass er aus der Familie genommen wird?

Ich bin nicht so naiv, nicht zu wissen, wann es reicht. Aber ein winziges Samenkorn reicht, um in meinem Herzen die Liebe und die Hoffnung neu keimen zu lassen. Das ist vielleicht mein großer Fehler :frag Deshalb brauche ich Hilfe. Um ... ja um was? Um stärker zu werden? Selbstbewusster? Konsequenter? Aber ich hoffe, dass ich trotzdem menschlich bleiben kann. Ich scheue auch die Konfrontation. Ich spiele lieber Vogel-Strauß und hoffe, dass schon alles gut werden wird, wenn ich nur lange genug aushalte. Ich vergesse dabei, dass andere Menschen nicht so unendlich viel Geduld aufbringen können und wollen. Aber dann denk ich mir wieder, jede meiner Mädchen wäre ebenso froh, wie sie teils ungehalten sind, wenn es um sie ginge...

Und ihr dürft nicht vergessen, alles was ich hier schreibe, sind Momentaufnahmen. Ich sitze nicht herum und jammere nur.

Genau das ist es, was ich vermisse Bap, und genau das wollte ich auch ausdrücken.

Genau das war auch das Thema am Wochenende. Was ich von meinem LG zu hören bekam, war, er muss sich zurückhalten.

Ich dagegen bitte darum, dass er sich nicht zurückhält.

Da müssen noch viele Gespräche her, bis mein LG hier kapiert, was ich von ihm will. Hilfe, tatkräftige, präsente Hilfe. Und nicht dieses ständige anfeuern, wie Du es voll auf den Punkt bringst...

Danke! :blume

Nach diversen Vorfällen, und einigen Gesprächen zwischen meinem LG und mir in den letzten Tagen, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir heute Abend (nach der Arbeit) ein kurzes ernstes Gespräch mit meinem Sohn führen werden, in dem wir ihm (hoffentlich) beide mitteilen werden, dass wir davon ausgehen, dass er bis Freitag das Haus verlassen hat.

Am Freitagmittag werden sämtliche Schlösser ausgetauscht.

Ich fühle mich hundeelend. Er tut mir unendlich leid. Aber ein Zusammenleben ist (nicht nur unter diesen Voraussetzungen) nicht mehr möglich.

Vielleicht denkt wer an mich, heut Abend?

Lovrel: (Nachtrag) und auch @ALL: Danke und ja, das wünsch ich mir auch. Leider bin ich mir aber ziemlich sicher, dass es nicht so sein wird.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das sein definitiver Absturz wird. Denn plötzlich bietet sich ein GRUND, Alkohol zu trinken, rumzugammeln und alles hinzuwerfen. Er hat einen vorzüglichen und bequemen Grund dafür geliefert bekommen, nämlich MICH.

So wird es laufen. Das ist das Paket, das ich in Zukunft mit mir rumschleppen werde. Ob das einfacher wird, als der bisherige Weg, kann ich nicht absehen. Aber letztlich ist es wurscht, woran ich zerbreche. Einzig wegen der anderen Menschen in unserer Familie, wegen dem Misstrauen und der spannungsgeladenen Stimmung, die andauernd vorherrscht, mache ich das. Nicht wegen mir oder wegen Sohn. Ich bin nach wie vor der Meinung, Sohn wäre hier (wenn schon irgendwo) am besten aufgehoben.

PTZ als Alternative wird er gar nicht mal in Betracht ziehen, denn dort muss er sich wieder unterordnen. Er geht zum Vater, da verwett ich alles drauf. Dort kann er nach Herzenslust rumgammeln, trinken, rauchen, feiern bis tief in die Nacht, niemand macht ihm Vorschriften, es wird nicht geputzt und nicht gewaschen, es gibt so gut wie keine Regeln.

Die beiden werden prima miteinander zurechtkommen. Ich kann nur hoffen, dass mein Sohn es wie sein Vater schafft, trotzdem ein einigermaßen geregeltes Leben zu führen. Aber andererseits, wer bin ich, dass ich mir hier (im Falle seines Vaters) ein Urteil zu bilden erlaube? Dieser scheint glücklich und nichts anderes wünsche ich mir für meinen Sohn.

Die Edit sagt, sei nicht so unfreundlich und bedank dich bei allen und sprich alle an... die meinen alle das selbe... DANKE