Hörigkeit?

  • Hallo Zusammen,


    ich wusste nicht ob das Thema in den Bereich Partnerschaft gehört oder hier hin, kam aber zu dem Schluss, dass es unterm Strich wohl eher etwas ist, was dauerhaft krank macht, also hier besser aufgehoben ist.


    Gibts unter Euch Männer oder Frauen, die das von sich kennen?
    Ich meine damit die emotionale, nicht eine sexuelle Abhängigkeit von einem Menschen.


    Ich frage mich gerade ernsthaft, ob so etwas bei mir vorliegt und nachdem diese Begrifflichkeit in einem Gespräch gefallen ist und ich eben erstmal gegoogelt habe, was genau sich dahinter verbirgt will ich nun hier die Frage stellen.


    Wer kennt es von sich?
    Wie konntet ihr Euch "befreien"?


    Ich weiß, es ist ein sensibles Thema...
    Dennoch würde ich mich sehr über Antworten freuen. Gerne auch per PN.


    Danke!
    Fio

  • Hörigkeit gibt es ja in verschiedenen Stufen und Lebensbereichen.
    Öffentlich bekannt sind da am ehesten die finanzielle Hörigkeit, oder nennen wir es vermeintliche Abhängigkeit.
    Viele Frauen glauben, es ohne die finanzielle Zuwendung ihres Partners nicht zu schaffen, sprich auf eigenen Beinen stehen zu können.
    Also nehmen sie jede Art von Demütigung auf sich.
    Ich habe bei meiner dritten Ex-Frau eine gewisse Hörigkeit, ich nenne es auch wieder Abhängigkeit, erlebt. Aber eher auf der Basis, dass sie es eigentlich nie geschafft hat, irgend etwas alleine auf die Beine zu stellen. Behörden, Krankheit, egal was es war, ich musste immer alles für sie regeln, auch lange, nachdem wir getrennt waren. Immer wieder hatte sie sich in schier ausweglose Situationen gebracht. Erst später erfuhr ich, dass sie eigentlich auf Grund ihrer Bipolarität nicht geschäftsfähig war.
    Ob man hier von emotionaler Abhängigkeit sprechen kann... ich weiss es nicht. Sicherlich war ihre Vorgeschichte in ihrer eigenen Kindheit mitprägend. Alkohol und Mißbrauch waren wohl an der Tagesordnung und ein ziemlich sadistischer Vater, der den Kindern immer eines vor Augen hielt: ihr könnt nichts und seid nichts wert.


    Also hat hier wohl das Selbstbewusstsein der Ex-Frau eher auf einen Teelöffel gepasst. Anders kann ich mir das alles nicht erklären.
    Die sexuelle Hörigkeit war dann noch eine ganz andere Geschichte, die, so vermute ich, zum einen mit dem Mißbrauch in ihrer Kindheit und zum anderen mit einer durch Deprivation verursachten Abgestumpftheit der Emotionen an sich zu tun hatte. Sprich, um überhaupt etwas emotional spüren zu können, musste der Input heftig sein. Also kann man sich vorstellen, warum sie vor und nach unserer Ehe Stammgast in gewissen Etablissements war.
    Für mich, als ich davon Kenntnis hatte, war es erschreckend und abstossend.
    Heute, nachdem ich mehr über die gesamte Materie weiss, kann ich es nachvollziehen. Denn es gibt immer wieder in meinem Umfeld Parallelen, die ein ähnliches Verhaltensmuster aufzeigen.
    Frauen scheinen hier bei Gewalterfahrungen (ich vermute als Auswirkung einer posttraumatischen Belastungsstörung) immer wieder die gleichen Abhängigkeiten zu entwickeln.


    Es fängt mit Unkonzentriertheit an, geht zum Schluss fast in eine massive Vergesslichkeit über. Man fühlt sich mißverstanden, gestalkt und gemobbt, verliert Freunde, Verwandte und Jobs, bishin zur sozialen Isolation. Es folgen heftige Wutausbrüche, wenn man sich hintergangen fühlt. Daraus resultiert ein gewisser KKontrollzwang, der Gift für jede Beziehung ist. In vielen Fällen führt die innere Isolation und das Gefühl des Nichtverstandenwerdens dann in den Suizid.


    Medizinisch gesehen wird man dann gerne in eine Borderline-Ecke oder in eine Depression gestellt und entsprechend therapiert. Man wundert sich dann, dass der Erfolg von VT oder Medikamenten ausbleibt... weil eben die Ursache eine ganz andere ist.


    Ich kann gut nachvollziehen, wenn man glaubt, so abhängig zu sein, dass man sich selber ein eigenverantwortliches Leben (und sei es nur das emotionale) nicht vorstellen mag.

  • Ich kann definitiv bestätigen, dass ein gedrosseltes Selbstbewusstsein (Kindheit?, vorangegangene Beziehungen, das Leben halt) in großer Verlustangst und Harmoniesucht bis zur Hörigkeit wider alle Vernunft gipfeln kann. Das zu erkennen, ist hart, es abzustellen, noch härter.


    Aber wenn man sich immer wieder dabei ertappt, dass man nur noch Kompromisse eingeht, dass man sich verbiegt und verdreht und alles tut für ein liebes Wort (oder die Vermeidung von Streit) und beseelt ist von dem Gedanken, DIESE Liebe um JEDEN PREIS halten zu müssen, ist Notbremse ziehen angesagt - viel leichter gesagt als getan, aber nur so kann man sich lösen.


    Und man muss sich stets beobachten... Das ist anstrengend. Es kann helfen, wenn man darüber redet... Aber klicken muss es bei einem selbst...


    In diesem Sinne


    LG

  • Ich habe den Kontakt für mehrere Jahre unterbrochen, da es zu selbstzerstörerisch war und mich natürlich auch in meiner Entwicklung total gehemmt hat. Allerdings habe ich während dieser Phase, zumindest zu Beginn, psychologische Begleitung gehabt.


    Ich finde, es ist schon ein Riesenschritt, wenn Du die Hörigkeit /Abhängigkeit erkennst. Der Weg daraus ist aber sicher sehr individuell. Ich hätte es ohne diese "Kontaktsperre" nicht geschafft.


    Viel Glück!

  • Danke Euch soweit...


    Den Kontaktabbruch gab es von meiner Seite seit Dezember.
    Ich bin in Behandlung und mein Arzt sagte mir, dass wenn ich den Kontakt wiederaufnehme, ich nicht mehr zu ihm kommen kann....
    Allerdings ist er nicht gleichzeitig mein Therapeut - leide...


    Jedenfalls hab ich diesen Kontaktabbruch eisern durchgezogen auch wenn es mich so unendlich viel Kraft gekostet hat.
    Das Thema Hörigkeit wär bis dato kein Thema.


    Nun hat er sich vor genau zwei Wochen wieder gemeldet und ich habe nach Stunden der völligen Panik und des nicht Wissens was tun dann schlussendlich doch darauf reagiert...
    Ein Fehler...


    Jetzt hänge ich wieder drin - schneller denn je und ich komme nicht raus.


    Wie hast Du das geschafft Emily???


    Ich bin kurz vorm Verzweifeln... Es wäre noch nicht mal sehr schwer den Kontakt abzubrechen da zwischen uns fast 900 km liegen. Dennoch schaffe ich es nicht, nicht zu reagieren...


    Wie läuft das therapeutisch ab? Ich kann mir das nicht vorstellen, zumindest da mein Psychologe bei den Themen diesen Mann betreffend immer alles offen lässt so nach dem Motto, es wird einen Sinn haben...


    Ich dreh noch durch!

  • Oje, Fiocca, da machst Du jetzt ein Fass auf.....



    Bei mir ging es mit zahlreichen Verletzungen einher und ich glaube, es war zum Schluß die Frage, gehe ich unter oder gebe ich mir eine Chance.


    Der erste Versuch des Loslösens funktionierte natürlich auch noch nicht, ich brauchte mehrere Anläufe.


    Aber, wie gesagt, es ist so individuell... und kostet Kraft, die hast Du, auch wenn Du nicht daran glaubst.

  • Hallo Fiocca,


    ich war immer ein Einzelkämpfer. Autonomie war für mich immer ganz besonders wichtig. Daher war ich noch nie in Gefahr, hörig zu werden. :tanz


    Je älter ich werde, desto eigensinniger, starrsinniger, unabhängiger, cooler, selbständiger, stärker und freier werde ich. Und da bin ich auch noch stolz drauf :D


    Ich drücke Dir also die Daumen, dass Du es auch schaffst! Gib einfach in Deinem Leben richtig Gas, bis Du die Schallmauer Deiner Ängste überwunden hast und ganz neue (frei)Räume entdeckst! :daumen


    LG


    Flo

    Mein Traum: automatische Fabriken die alles produzieren was wir brauchen. Niemand muss arbeiten und alle haben Zeit für Kinder, Eltern und Freunde.
    Mein Alb-Traum: diese Fabriken gehören den Reichen und wir Menschen leben abhängig in Knechtschaft.

    Einmal editiert, zuletzt von Florian ()

  • Ich bin kurz vorm Verzweifeln... Es wäre noch nicht mal sehr schwer den Kontakt abzubrechen da zwischen uns fast 900 km liegen. Dennoch schaffe ich es nicht, nicht zu reagieren...


    Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Was bei mir "half": Die betreffende Person überall löschen, blocken. Ich hab mir selbst so auf die Finger hauen müssen, um nicht immer wieder nachzuschauen... eMail gewechselt, Facebook nach 3 Jahren gelöscht, meine beste Freundin in alles eingeweiht. Sie war auch mein "Gummiband": Das ist eine Strategie aus der Psychotherapie, die ich mal im Zusammenhang mit Ritzen gefunden habe (nicht als Betroffene, nur am Rande), wenn der innere Druck zu groß wird, lässt man am Handgelenk ein Gummiband flitschen.


    Nun, jedes Mal, wenn mein Druck zu groß wurde, kriegte die beste Freundin ne SMS oder Mail, teilweise nur Buchstabensalat, und antwortete immer mit dem abgesprochenen Satz: LASS ES!


    Nach ein paar Wochen war ich soweit, dass mein Unterbewusstsein von alleine dieses LASS ES! von sich gab, wenn der Druck kam.


    Ich hatte übrigens auch mehrere Rückfälle, einmal über Wochen so krass, dass wir uns sahen und auch Sex hatten. Bis irgendwas in mir einrastete und ich von heute auf morgen wieder alles abbrach... Diesmal für immer.


    Ach ja: Etwa ein halbes Jahr lang führte ich Tagebuch in Briefform an ihn, kotzte alles raus, schickte natürlich nie was an ihn. Das zu lesen und rauszulassen half sehr.


    Emotionale "Autonomie", wie Flo so schön schreibt, war mir damals neu und fremd und wurde erst wertvoll, als ich eines Tages merkte, dass ich frei war - nämlich, als wieder mal eine Mail von ihm einflatterte (keine Ahnung, woher er diesmal die Adresse hatte, nach Stalking etc. war mir das auch egal), ich sie las, lachen musste, kurz Mitleid empfand und sie löschte. Musste ihn nichtmal neu blocken - es kam nie wieder was.


    Ich wünsche Dir viel Kraft, das wird ein harter Weg. Sei es Dir Wert, Du bist es auf jeden Fall!

    2 Mal editiert, zuletzt von Juney ()

  • Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Irgendwo habe ich mal den Spruch "Ja, ich weiß, er... Ich liebe ihn trotzdem!" gelesen. Genauso habe ich jahrelang gefühlt und gehandelt. Ich war emotional total abhängig von Jemanden, unter dem ich total gelitten habe. Ich bin oft gefragt worden, weshalb ich mich nicht endlich trenne, den Kontakt abbreche usw. Und konnte diese Frage nicht beantworten. Ich habe x Versuche gemacht, mich zu lösen, habe auch mehrmals den Kontakt abgebrochen, bin nach ein paar Wochen oder Monaten aber immer wieder eingeknickt und dann ging's wieder von vorne los... Ich habe einfach so sehr an ihm gehangen! Sehr schlimm waren die Selbstvorwürfe für mich. Ich habe ja gewusst, dass mir dieser Mensch nicht gut tut und habe mich selbst als sehr schwach wahrgenommen und mir Vorwürfe gemacht, weil ich eben die Trennung nicht hinbekommen habe. Ich bin jedesmal zu ihm zurück, bzw. hätte vor Erleichterung heulen können, wenn er sich wieder gemeldet hat- obwohl ich so unter ihm gelitten habe und mich doch trennen wollte. Dabei war ich wirtschaftlich unabhängig und es bestand im Alltag keinerlei Verbindung zwischen uns.


    So im Nachhinein und mit Abstand betrachtet kann ich sagen, dass die Gründe für mein Verhalten sehr, sehr vielschichtig waren und erst mit professioneller Hilfe nach und nach langsam freigelegt werden konnten. Eine große Rolle spielen ein mangelndes Selbstwertgefühl, Liebe, Vertrautheit und das Gefühl gebraucht zu werden, um nur ein paar Aspekte zu nennen. Ich glaube, wenn die Lösung von einer bestimmten Person trotz eines enormen Leidensdrucks nicht funktioniert, dann sind die Gründe immer vielschichtig und es lohnt sich, einen Experten aufzusuchen, z.B. eine Gesprächstherapie anzufangen und nach den Ursachen zu forschen. Wenn man die kennt, kann man anfangen, an sich zu arbeiten. Dabei glaube ich auch, dass diese "Arbeit" ganz individuell aussehen muss, in Abhängigkeit von den Ursachen für das eigene Verhalten eben. Blöd, dass dein Psychologe dir anscheinend nicht weiterhilft! Vielleicht bringt es was, wenn du ihn wechselst?


    Ach Mensch, ich kann dich so gut verstehen :troest !!

  • Fio,
    du brauchst nicht durchzudrehen, denn du reagierst völlig normal....
    Wie ein trockener Alkoholiker, dem man nach der ersten Therapieeinheit und Entgiftung ein Glas herrlich duftenden Bordeaux vorsetzt....


    Es ist verdammt harte Arbeit und bedarf eiserner Disziplin, hier nein zu sagen...


    Du kannst dich auch selber anlügen und sagen, ich habe meine Sucht unter Kontrolle ... und wirst enden wie jeder Alkoholiker... im nächsten Delirium...


    deine Hörigkeit ist nichts anderes...

  • Hey,


    nun - seit Eröffnung dieses Threads sind ein paar Wochen vergangen.


    Ich habe einen Schlussstrich gezogen und ich bin so unglücklich. Fühle mich, als hätte ich mir selbst einen Arm amputiert... :flenn


    Nachdem anfänglich die Hoffnung da war, dass sich die Dinge nun doch zum Besseren wenden kam irgendwann wieder der Einbruch.
    Seine Art zu agieren - meine Art zu reagieren und umgekehrt.
    Eins fügte sich zum Anderen und.... was soll ich sagen....wieder gab es Tränen, Verletzungen, ständige Zweifel und immer das Gefühl, dass Liebe allein nicht genug ist.


    Von Außen betrachtet ist alles so klar - aber wenn ich den Blick nach Innen wage, dann sind da Verständnis für sein Handeln - jeder hat seine Geschichte, dann ist da so ein tiefes Gefühl von Verbundenheit, was ich nicht erklären kann, dann ist da immer die Hoffnung, dass wir beide es schaffen einen Schritt auf den anderen zuzugehen, dass wir arbeiten an uns, dann ist da die Vermutung/Gewissheit, dass wir beide nicht loslassen wollen (oder können?)....


    Aber ich kann mich einfach nicht ausruhen auf dem Gefühl der Liebe - frei von Erwartungen, Forderungen - Liebe die nur gibt und nicht nimmt.


    Tja. Nun dachte ich, es hilft mir eventuell das niederzuschreiben. Vielleicht hilft es mir, Eure Tipps zu lesen, Eure Gedanken hierzu...


    Ich fühle mich gerade einfach nur hilflos, alleine, traurig, unverstanden...
    Wo ist die Erleichterung, die man doch eigentlich verspüren sollten, wenn man eine Beziehung beendet, die einem oftmals nicht gut tut?
    Habe ich das Falsche getan?


    Ich hangel mich durch den Tag - mein Sohn ist bei mir...
    Kann mich nicht hängen lassen und quäle mich durch fröhliche, glückliche Menschen, die alle das herrliche Wetter genießen...
    Will einfach nur weinen und muss es mir aber verbieten...
    Meine Gedanken ständig bei ihm - wie geht es ihm, was denkt er, was fühlt er...
    Habe Angst vor einem völligen Zusammenbruch, nachher wenn Sohni im Bett ist.
    Angst, dass ich es nicht schaffe, meinem Drang ihn zu hören, zu sprechen zu widerstehen.
    Angst, vor mir selbst nicht bestehen zu können...


    Danke fürs Zuhören und Danke auch, für den ein oder anderen Tipp wie ich es schaffe, loszulassen...
    Loszulassen, was mir doch so sehr ans Herz gewachsen ist. Trotz allem. Oder vielleicht auch wegen allem...

  • :troest

    Wo ist die Erleichterung, die man doch eigentlich verspüren sollten, wenn man eine Beziehung beendet, die einem oftmals nicht gut tut?
    Habe ich das Falsche getan?


    Nein, ich denke nicht, dass du das falsche getan hast. Du hast ja gemerkt, dass es dir nicht gut geht/gut tut und hast dementsprechend reagiert. Bis die Erleichterung eintritt dauert es oft. Ich weiß noch, dass ich mich damals nach der Trennung für ungefähr 10 Minuten total erleichtert gefühlt habe, dann aber wirklich mehrere Wochen, wenn nicht sogar ein paar Monate gebraucht habe um auch wirklich zu begreifen "Die Entscheidung war richtig." Das Herz tickt halt anders als das Hirn und braucht manchmal etwas länger.

  • Dein Verstand sagt dir, dass du dich trennen musst! Du machst es richtig!


    Das Herz und die ganzen guten Erinnerungen kämpfen gegen den Verstand!


    Wenn du nachgibst, verzögerst und verschlimmerst du alles noch, auch für


    das Kind ist es dann nicht gut.


    Habe es selbst immer wieder erlebt. Im Nachhinein sehe ich es als großen Fehler an, so gehandelt zu haben und immer wieder auf Ex eingegangen zu sein.


    Denk nicht nur daran, was es für schöne Zeiten gab. Nimm dir ein Blatt und schreib auf, was an Ex nicht gut ist und was du ohne ihn schon erreicht hast! :troest :troest

  • Liebe Fio,


    lass Dich mal ganz fest drücken. Ich kenne Dich nicht, aber ich bin stolz auf Dich. Weil Du den ersten Schritt gegangen bist, obwohl Du weißt, dass Du eine Straße voller Glasscherben betrittst.


    Kennst Du den Spruch... "Ich breite meine Träume vor Dir aus. Gib acht, wenn Du Deine Schritte setzt, denn Du trittst auf meine Träume..." (sinngemäß)?


    Wenn wir eine Beziehung beenden, obwohl wir noch lieben, ist es, als ob wir unsere eigenen Träume zertreten. Wir müssen uns Selbsthass, Zweifeln und dem doppelten Verlust stellen - denn anders als Verlassene gestatten wir uns kein ehrliches Trauern, weil WIR ja verlassen haben und "selber Schuld" sind.


    Bitte erlaube Dir, zu weinen. Ich kann nicht zählen, wieviele Nächte ich hier gesessen, "Almost Lover" gehört und bitterlich geweint habe, während die Kinder glücklich schliefen. Am liebsten hätte ich die Zeit zurückgedreht und als Kind in Mamas Arm gelegen...


    Das muss raus! Deine Seele MUSS trauern dürfen. Du fühlst jetzt nur Schmerz, Leere, Verzweiflung, für Dein Herz ist es das Ende der Welt, die Sehnsucht erdrückend.


    Ja, es bricht einem das Herz, wenn wir eine Liebe gehen lassen müssen, weil sie uns nicht gutgetan hat. Es ist wie Messer und Eissscherben, die jedes Lachen ersticken und jede Lebensfreude um uns herum zur Qual machen.



    Die Erleichterung wird kommen, vertraue mir. Du selbst wirst Schritt für Schritt mit Dir ins Reine kommen, Dich ganz neu kennen und lieben lernen. Deine beste Freundin sein, Dein Seelentrost. Das klingt merkwürdig, aber es ist so. Menschen um Dich herum können Trost und Hilfe sein, aber letzten Endes bist Du es, die sich selbst die Kraft gibt, das alles zu schaffen.


    Ich musste oft nach lustigen Minuten mit den Kids schnell ins Bad und kurz weinen, mir das Gesicht waschen. Jede Situation war durchzogen von Echos, von Erinnerungen, von diesem schrecklichen "Nie wieder"-Gefühl... Dann ein Blick in den Spiegel, ein festes "Nein! Es war NICHT schön von innen. Es sah so aus, aber ich ging kaputt!"... Und Krönchen gerichtet und weiter.


    Glaub mir, Du musst nicht rund um die Uhr durchhalten. Du darfst auch ein bisschen "ausrasten". Solltest Du wochenlang nicht aus der Schleife kommen oder antriebslos ohne Ende werden, sprich auf eine Depression zusteuern, solltest Du Dir Hilfe suchen - aber das muss garnicht passieren. Ich wollte es nur erwähnen.



    Du gehst jetzt einen heftigen Weg, niemand weiß, wie Du ihn durchhältst. Wichtig ist jetzt, lieb zu Dir zu sein. Du hast entschieden, dass Dein Leben ohne ihn besser ist, auch wenn Du Dir das jetzt kaum glauben willst. Vertraue darauf. Du kannst das.


    Und ich sag's Dir gern nochmal: Ich bin stolz auf Dich. Und das kannst Du auch sein, irgendwann wirst Du verstehen - und es fühlen.



    Alles Liebe, und viel Kraft...


    :troest

    2 Mal editiert, zuletzt von Juney ()

  • Hallo Fiocca,


    ich kann dich sooo gut verstehen. Habe dieses Leiden, wie du es beschreibst, auch (mehrmals durch dieses Trennen-wieder zusammen-Trennen) erlitten und manchmal tatsächlich gedacht, ich könnte es im wahrsten Sinne des Wortes nicht "überleben" :flenn .


    Ich hab es aber überlebt. Nun hat "er" sich endgültig gegen mich entschieden und ich fühl irgendwie so gut wie nichts - ich glaube fast, es liegt zum einen daran, dass ich wenigstens die Entscheidung nicht hinterfragen kann und zum anderen kommt es mir ein bisschen so vor, als wenn ich in den letzten Monaten oder leider sogar Jahren so viel gelitten hab, dass das Leid-Fässchen leer ist...


    Du gehst von Moment zu Moment und schaffst es! Der Schmerz, die Trauer und die Zweifel gehören dazu, sei ganz gnädig mit Dir. Sei Dir selbst Deine beste Freundin und pflege dich, als wenn Du krank wärest: vielleicht ein schönes Bad, oder was Dir gut tut und ganz viel Achtsamkeit Dir selbst gegenüber!


    Wenn Du das Gefühl hattest, du musst, dann hast Du das Richtige getan!


    Mich hat in den schlimmsten Leid-Stunden ein bisschen beruhigt, "ihm" zu schreiben (in ein Buch, von dem ich wusste, dass ich es ihm NIE geben werde ;) ). Dort konnte ich mich etwas sortieren, wirklich alles loswerden und zumindest ein bisschen los lassen. Dieses Buch half mir dann auch, wenn die Erinnerungen mir den Streich spielten die Sehnsucht so groß werden zu lassen, dass ich das Schwierige zwischen uns fast vergaß).


    Du brauchst keine Angst vor Dir selbst zu haben. Egal was Du machst - es hat seinen Grund und damit seine Berechtigung und ist damit in Ordnung.
    Es wird gut und besser werden, das steckt in Dir!


    Beruhigende und tröstende Grüße! :troest
    Karina

    Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll."


    Georg Christoph Lichtenberg

  • Danke Euch :flenn



    Ja, dass mit dem Aufschreiben ist gut. Das werde ich wohl tun....
    Weinen... ich getraue mich nicht. Ja ich weiß, klingt völlig bescheuert, aber mir ging es "beim letzten Mal" so schlecht - ich versuche das gerade irgendwie mit aller Gewalt von mir weg zu schieben.
    Der Kloß im Hals drückt und wird immer größer - aber ich kann noch nicht...


    Karina - um ehrlich zu sein würde ich mir wünschen, er hätte den Strich gezogen. Dann müsste ich nicht darüber nachdenken, wie es ihm jetzt geht...
    Wiederum völlig bescheuert, sollte es doch am Wichtigsten sein, wie es mir geht. Mir!


    Ach Scheisse.... :flenn