Wie kann ich Schwester helfen

  • Ich weiß gar nicht, ob es hier her gehört.



    Ich bin Mutter einer süßen 3.Jährigen. Meine Schwester und ich waren eigentlich zur gleichen Zeit schwanger. Leider wollte ihr Engel nicht bei uns bleiben :flenn



    Ich weiß wie schwer jeder Geburtstag meiner Maus für sie war. Am 3. Geburtstag hat sie mir dann eröffnet, dass wieder ein kleiner Engel eingezogen ist. Ich habe mich so gefreut :strahlen :D



    Und jetzt vor drei Tagen wollte Gott den Engel wieder haben :flenn



    Ich weiß nicht wie ich damit umgehen sollen. Es ist bald Weihnachten und es ist alles so ungerecht :nawarte:



    Sie sagt zwar das es ihr gut geht, aber ich kann mit ihr über dieses Thema nicht sprechen. Sie blockt sofort ab. Plant stattdessen fleißig Weihnachten mit Plätzchen backen, Weihnachtsmann hilft bei mir in der KiTa Geschenke für die Kinder zu basteln.



    Ist das normal? ?( Bei der ersten Fehlgeburt lag sie drei Wochen nur im Bett und hat geweint. Nicht das ich ihr das wünsche, aber jetzt das genaue Gegenteil ?(



    Ich will ihr nur helfen, aber so kann man doch nichts verarbeiten.



    Habt ihr einen Rat für mich.

  • Im Endeffekt kannst du gar nicht viel machen...wenn sie deine Hilfe braucht oder reden möchte, sei für sie da...ansonsten kannst du nichts machen.


    Manchmal ist zuviel Gestochere und Gerede einfach kontraproduktiv. Ich bin z. B. ein Mensch, der redet von sich aus und wenn nicht, dann will ich darüber auch nicht reden.
    Vielleicht braucht sie auch einfach die Ablenkung. Ich habe meine Fehlgeburt auch dahingehend besser verarbeitet, als dass ich einfach mein Leben weitergelebt habe.

    Ich glaube daran, dass alles was passiert seinen Grund hat.
    Manche Menschen verändern sich, damit du lernst, jemanden gehen zu lassen.
    Dinge laufen falsch, damit du die Richtigen zu schätzen weißt.
    Die Lügen glaubst du, nur um dann daraus zu schließen, dass du nicht jedem vertrauen kannst.
    Und manchmal müssen gute Dinge vorbei gehen, damit Bessere folgen können.

  • Jeder verarbeitet es anders und du hast ja gemerkt, dass sie nicht darüber reden will. Das solltest du so akzeptieren.
    Ich denke, ich würde sowas sagen wie: "Du, ich weiß du machst eine schwere Zeit durch und ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin.Ob du nun schweigen möchtest oder reden. Eben so, was du am Besten aushalten kannst"


    Viel Kraft!


    LG
    Friday

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday72 ()

  • Es tut mir sehr leid für deine Schwester.


    Aber auch wenn du ihre derzeitige Art mit dem Geschehenen umzugehen nicht verstehst, es ist für sie wohl ein Weg derzeit zu überleben. Vielleicht lenkt sie sich ab um diesen wahnsinnigen Schmerz nicht fühlen zu müssen - weil sie weiß wie er sich anfühlt.
    Signalisiere ihr das du immer für sie da bist, mehr kannst du nicht tun.
    Jede Art mit Trauer umzugehen ist in Ordnung!!
    Richtig verarbeiten kann man diesen Schmerz übrigens nie, man kann nur lernen damit zu leben.

  • Wir (ihre Familie) sind auch irgendwie erleichert, dass sie nicht weinend im Bett liegt. Es war für uns alle eine Qual sie so zu sehen. Normalerweise ist sie der Typ "hingefallen - Krönchen zurechtrücken - weiter gehts".



    Ich habe nur Angst, dass sie sich diesmal nicht die Zeit gibt zu trauern. Zumal sie diesmal schon recht weit war (Ende 5.Monat). Da hat meine Kleine, das ja auch schon registriert und immer wieder gefragt, wann es endlich soweit ist. Gestern fragte meine Kleine meine Schwester : Ob das Baby, denn zu Weihnachten wieder kommt". Meine Schwester total, ... ich sage vorsichtig, abgeklärt "Nein, Lucy (es wäre ein Mädchen geworden) ist jetzt im Himmel bei Gott". Sie hatte nicht mal Tränen in den Augen. Ich habe zwar versucht meiner Kleinen die Situation zu erklären, aber ich glaube, dass ich da ein Fehler gemacht habe. Da meine Kleine noch andere Fragen gestellt hat wie. Hat das Baby da Zuckerwatte? Gibt es im Himmel Spielzeug? Hat es jetzt eine andere Mama? etc. Meine Schwester war so taff und hat jede Frage geduldig beantwortet, als wäre es ein Backrezept. Und ich musste raus und habe geheult wie ein Schloßhund.



    Ich hatte gott sei dank noch keine Fehlgeburt und weiß nicht was man fühlt oder wie oder ....



    Ich will mich auch nicht in den Mittelpunkt drängeln, aber die ganze Familie hat sich auf Lucy gefreut und wir dachten alle, dass wir zusammen trauern könnten. Sie möchte ja noch nicht mal zu dem Sternenkinderbegräbnis in drei Wochen.



    Aber vielleicht habt ihr Recht und wir sollten ihr den Raum geben zu fühlen und zu machen, was immer sie will. Schließlich ist sie die Hauptbetreffende



    Danke für eure Worte

  • Hi,


    das ist wirklich traurig. :troest


    Ich denk aber auch, es ist ihre Sache. Sie wird wissen, daß Euer Beileid, Euer trösten wollen, nur gut gemeint ist.
    Es kann aber auch ein zuviel des Mitgefühls geben.


    Sie kennt das (leider!!) schon, sie weiß, daß keine Träne der Welt ihr Kind zurück bringen wird, und wenn jetzt nicht die Zeit für ihre Trauer ist, dann ist das so. Irgendwann wird es sicher mal aus ihr heraus brechen, und DANN ist es ok, wenn sie es zuläßt.


    Alles Gute


    Bettina

  • Wir (ihre Familie) sind auch irgendwie erleichert, dass sie nicht weinend im Bett liegt. Es war für uns alle eine Qual sie so zu sehen.


    Bin mir nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen ist - richtig heulen und leiden wäre vielleicht auch ein Weg. Vielleicht fehlt ihr noch komplett die Realtion....


    Normalerweise ist sie der Typ "hingefallen - Krönchen zurechtrücken - weiter gehts".


    Tja, ich auch - vergiß es - es wird sie wahrscheinlich noch kräftig von den Füßen ziehen - die ersten Tage, eine Woche dachte ich auch schon ... geht schon wieder ... hab keine Kekse gebacken, aber Blumen, Decken, Kissen, Shampoo gekauft ...
    wollte meine Welt - zumindest äußerlich heil herrichten.


    Zumal sie diesmal schon recht weit war (Ende 5.Monat).


    Ende 5 Monat - das ist ne echte Hausnummer - wahrscheinlich noch viel schwerer wie in den ersten 3 kritischen Monaten ... gab es ein klinisches Ergebnis/einen Befund ? Eine Nachsorge/Hebamme die mit ihr das "warum?" aufarbeitet....


    Als Familie kann man nur da sein... Raum geben... Rückzug zulassen - je nachdem .... :troest

  • Ende 5 Monat - das ist ne echte Hausnummer - wahrscheinlich noch viel schwerer wie in den ersten 3 kritischen Monaten ... gab es ein klinisches Ergebnis/einen Befund ? Eine Nachsorge/Hebamme die mit ihr das "warum?" aufarbeitet....



    Nein, es war alles in Ordnung bis letzte Woche Freitag. Da bekam sie Rückenschmerzen, dachte sich aber nichts und am Wochenende, ruft sie mich ganz ruhig nachts an und sagt, das etwas mit Lucy nicht stimmt. Wir sind dann ins Krankenhaus. Sie hatten einen vorzeigten Blasensprung, Lucy lebte noch aber die Ärzte konnten nichts mehr tun. Naja und vor drei Tagen morgens hat sie Lucy natürlich geboren. Sie wollte keine Schmerzmittel oder Ähnliches. Es schon so, als wolle sie es nur hinter sich bringen, wie eine Wurzelbehandlung (Sorry für die harte Beschreibung) Sie möchte nicht wissen, warum es passiert ist. Sie lehnt auch die Hebamme komplett ab. Will zu keiner Nachuntersuchung. Wie gesagt, alles was Lucy betrifft wird .... weggeschoben.




    Sie hat sich auch nicht geschont, als sie nachmittags auf eigenen Wunsch entlassen wurde, ist sie sofort heim, hat alle Babysachen in den Keller geräumt und hängt jetzt Weihnachtsdeko auf.

  • Tja, ich auch - vergiß es - es wird sie wahrscheinlich noch kräftig von den Füßen ziehen - die ersten Tage, eine Woche dachte ich auch schon ... geht schon wieder ... hab keine Kekse gebacken, aber Blumen, Decken, Kissen, Shampoo gekauft ...
    wollte meine Welt - zumindest äußerlich heil herrichten.


    Davor habe ich Angst, dass sie nach einiger Zeit zusammenbricht und gar nicht mehr auf die Beine kommt, weil es sie alles überrollt wie ein Güterzug. :kopf

  • Sie verdrängt und lässt den Schmerz nicht zu. Das ist so am Anfang fast normal. Es wird der Tag kommen wo sie es realisiert, wo es sie weghaut. Ich ahne was sie vom Tag der Diagnose bis zur Totgeburt durchgemacht hat - ich war Anfang 5.Monat.....
    Wie sie mit deiner Tochter über Lucy gesprochen hat ist wunderschön. Kinder brauchen so ehrliche Antworten. Und Kinder stellen auch Fragen die wehtun. Aber ist die Vorstellung, das eure Lucy jetzt im Himmel Zuckerwatte ist und ganz viel spielen kann nicht tröstlich?
    Ich wünsche euch ganz viel Kraft, vor allem für die kommende Zeit.
    Auch wenn deine Schwester im mom verdrängt so darfst du dir auf jeden Fall Hilfe holen, z.b.beim Verein Verwaiste Eltern. Denn auch du darfst trauern!
    Alles Gute für euch. :troest:troest:troest

  • Nun ist es doch passiert.



    Meine Schwester wollte unbedingt am Wochenende "feiern" gehen mit ihren Freundinnen. Naja, und dann bekomme ich nachts einen Anruf von unserer gemeinsamen Freundin. Ich solle doch mal kommen sonst ruft die Discothek den Notarzt.



    Ich natürlich total Angst. Meine Eltern angerufen, dass sie auf mein Kind aufpassen und bin losgefahren. Als ich bei der Disco ankam, es war so schrecklich .... meine Schwester hat so geweint und ließ sich gar nicht mehr beruhigen. Auch von mir nicht. Ich wußte gar nicht, was passiert war. Die Türsteher haben dann doch den Notarzt gerufen. Sie kam in die Klinik. Diagnose emotionaler Erregungszustand. Na zwei Dosen Valium, hat sie sich langsam wieder beruhigt. Gott sei dank, hatte auch ein Psychiater dienst. Er hat dann mit ihr gesprochen und nach dem zweiten Anlauf auch sie mit ihm.



    Ich kam mir so schäbig vor, als er mich gefragt hat, ob irgendwas in letzter Zeit passiert ist. Wie ein Verräter! Ich wollte, dass sie es ihm sagt, aber sie hat erst den Mund nicht aufgemacht. Und der Psychiater meinte, dass er schon in etwa wissen müsse, was passiert sein könnte.



    In der Disco lief ein Lied, welches sie gehört hat, als sie den positiven SST gemacht hat und da ist dann alles auf sie "eingestürzt". Meine Schwester ist jetzt bereit sich helfen zu lassen. Ich denke es war schon ein guter Schritt, dass sie doch noch mit dem Psychiater gesprochen hat.



    Ich hoffe, dass sie jetzt die Hilfe bekommt die sie zwar nicht will, aber so dringend braucht