Depression bei Männern - hat jemand Erfahrung?

  • Hallo liebe Foris,


    ich weiß, Gedanklich hänge ich ja sehr am KV von meiner Kleinen. Ich versuche mir jegliches Verhalten irgendwie zu erklären.


    Ich habe das Gefühl dass er vllt depressiv ist. Ich bin mir nicht sicher, würde aber sein Verhalten erklären. Auch seine Sucht.
    Ich versuche mal zu beschreiben was mir auffällt und schon aufgefallen ist.


    Im letzten Telefonat (deshalb sind meine Gedanken dazu sehr aktuell) sagte er, dass ja jetzt der Winter kommt und da alles, schlecht und schei** ist. Es ist kalt und dunkel. Und er hat sein Kind nicht bei sich.


    Das hat er sehr negativ gesagt, als würde das Leben im Winter stillstehen.
    Er sagte früher das er kommen wird, doch jetzt kommt er gar nicht mehr und es gibt für mich keinen ersichtlichen Grund. Früher wenn ich ihn gefragt habe ob wir was zusammen machen hat er meist gesagt: vielleicht, weiß noch nicht und es endete oft in nein ich bleibe lieber zu Hause.


    Es gab eine Zeit in der er ca 3 Wochen nicht mehr in sein Praktikum gegangen ist was ihm eigentlich Spaß gemacht hat. Bis heute weiß ich nicht warum. In dieser Zeit hatte er nur zu mir Kontakt, seine Schwester versuchte damals vergebens zu ihm Kontakt aufzunehmen.


    Ich weiß nicht aber ich glaube ihm fällt sein Leben sehr schwer. Er ist auch nicht drüber hinweg, dass ich weggezogen bin und ihn verlassen habe, das merkt man.


    Allerdings ist er wenn wir uns sehen der coole nette charmante Typ wie ich ihn kenne. Auch beim Jugendamt workte er sehr sicher und entschlossen, nur jetzt hat er wohl alles wieder über den Haufen geschmissen anscheinend.


    Seine aktuelle finanzielle Situation ist sehr schlecht, er hält sich knapp über Wasser. Im allgemeinen geht es ihm denke ich schlecht auch wenn er das nicht zeigt. Evtl könnte ich mir vorstellen dass sein Kind für ihn alles ist. Er alles für sie geben würde, doch kann er es nicht (aus seiner Sicht) weil Kind soweit weg ist. Deshalb sieht er das alles kaputt gehen, deshalb kommt er nicht.


    Was meint ihr dazu, die evtl mit depressiven Männern Erfahrungen haben?


    Ich will nicht Theraputin spielen oder so, aber möchte mal gerne genauer mit ihm über meine Gedanken sprechen. Wie er sich fühlt usw. Vllt motiviert es ihn wenn ich ihm Verständnis entgegen bringe?
    Er hatte auch mal gesagt dass er vllt mal zu nem Psychologen gehen sollte, hat er aber meines Wissens bisher nicht gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von celin91 ()

  • Sobald du ihm Verständnis entgegen bringst geräts du in die Deppressionsspirale und kannst Gefahr laufen Co-deppressiv zu werden. In dem Moment verstärkst du seine Krankheit. So hat es mir damals der Therapeut erklärt. Wenn er wirklich eine Deppression hat kann ich von meiner Seite her nur sagen laß das ihn und die Ärzte klären. Ich selber bin damals mit in diese Spirale reingekommen und die war schrecklich.


    Ich war fast 3 Jahre mit einem deppressiven Mann zusammen. Anfangs nahm er noch Medikamente gegen seine Deppressionen und mir ist auch nicht so aufgefallen das bei ihm etwas anders ist. Nach knapp einem Jahr hat er seine Tabletten ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt und ab da wurde unser Leben regelrecht zur Hölle. Anfangs hatte ich Verständnis dafür wenn er müde und antriebslos war. Kann ja jedem mal so gehen. Und ja, Winter ist eine ruhige Zeit und das wenige Licht drückt aufs Gemüt, kann ich auch verstehen. Wenig Geld zu haben, kann einen depri machen, versteh ich auch usw. Und schließlich war er ja nicht dauernd depri. Zwischendurch hatter er Phasen da war er fitter als ich und hat gesprüht vor Ideenreichtum und Energie.


    Das Ende vom Lied war das er seine Arbeit von heute auf morgen gekündigt hat, nicht mehr rausging, nur noch im Bett lag oder Kaffee getrunken hat. Wenn man was gesagt oder gemacht hat was ihm gegen den Strich ging wurde er hochaggressiv. Wir hatten zweimal die Polizei zuhause. Ich kann nur sagen Gott sei dank konnte man die negativen Phasen früh genug erkennen das ich meine Kinder zu Großeltern schaffen konnte. So haben die zwei Großen kaum bis nichts davon mitbekommen. Kurz vor Ende der Beziehung hat ihm sein depperter Hausarzt noch eine 50er Packung Diazepam verschrieben, weil er angeblich Schlafstörungen hat. Was passierte natürlich? Er hat die Dinger wie Smarties gegessen. Zuerst hab ich sie ihm weggeholt, aber das war für mein körperliches Befinden dann zu gefährlich. Ich hab sie ihm dann gelassen und ihm gesagt wenn er sie weiter holt und schläft würde ich den Krankenwagen holen und die würden ihm dann den Magen auspumpen. Er hat sie weitergeholt. Ich habe dann den Krankenwagen geholt und sie haben ihn erst mal auf die geschlossene gebracht. Danach bekam er ein kurzes Hoch und war kurzfristig auch bereit was zu ändern. Dann aber hat er seine Therapie und Medikamente wieder abgesetzt weil er meinte er könnte auch ohne. Das war der Moment wo ich meine Sachen gepackt habe. Nochmal hätte ich das nicht durchgestanden.


    Die Zeit danach ging es ihm sehr schlimm. Psychisch wie finanziell. Ich habe zwischendurch immer mal darüber nachgedacht, ob ich es doch noch mal mit ihm versuchen soll. Denn er war ja nicht nur schlecht. Habs aber dann nicht gemacht. Und heute kann ich sagen Gott sei Dank. Ich habe lange Zeit gebraucht um mich selber wieder zu erden und normal zu ticken. Für mich sind Deppressive Menschen wie ein psychischer Staubsauger. Es gibt Menschen die kommen damit klar und können damit leben und arbeiten. Ich nicht.
    Lg

    Andere nennen mich gestört, ich nenne mich verhaltensoriginell“


    Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt ein Narr für immer.
    (Chinesisches Sprichwort)

  • Hallo ,
    helfen kannst Du nicht wirklich und auch Verständnis wird da nicht viel bringen :( . Hab das bei meinem Vater erlebt, das war ne ganz harte Zeit und letztendlich war man völlig machtlos und kam echt an die Grenzen.
    Da braucht es Profis , als Laie ist man da aufgeschmissen und muss echt aufpassen das man nicht gleich mit untergeht. Ist überrings nicht nur bei Männern so, meine liebste, beste Freundin mit der ich 25 Jahre befreundet bin hat immer wieder solche Phasen.
    Besonders im Winter, aber eben auch sonst. Da hab ich so ein Mittelmaß gefunden, schon mal ein Stupser, mitziehen, gut zureden, zum Arzt schleifen u.a. Hab mir aber auch schon Auszeiten gegönnt und mich "einfach " mal zurück gehalten. Denn immer kann man das nicht aushalten.
    Bei Dir ist wohl eher angesagt ans Kind zu denken und mit den eigenen Kräften zu haushalten.


    Alles Gute für Dich, liebe Grüße, Kaffeetante

  • Vielleicht war ich ja sogar co-abhängig von seiner Depression oder sucht.


    Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, es schreiben immer mehr Leute alte Freunde sowas wie hey wir haben ja lange nicht mehr voneinander gehört oder du schreibst ja gar nicht.
    Stimmt ich reduziere meine Gedanken und damit mein tun und handeln auf ihn. Also nicht nur, aber Freundinnen habe ich eine sehr gute und der Rest, da ist der Kontakt eingeschlafen.


    Jedenfalls vielen Dank für eure Erfahrungen. Ich muss aufpassen in wie weit ich mich mit ihm einlasse, er tut mir ja irgendwie leid und ich möchte gerne diejenige sein die ihn ermuntern kann.
    Ich glaube bevor wir uns kennengelernt haben, war er depressiv, da hat er was in die Richtung erwähnt. Wir haben uns gegenseitig gut getan. Mir ging es damals auch schlechter als ich zugegeben habe ( fast Machtsüchtig )

  • Ich kenne das was du geschrieben hast sehr gut. Sicherlich ist es nicht deine Aufgabe dich nun um ihn zu kümmern aber ich würde dir raten jemanden aus seiner Familie darauf aufmerksam zu machen.
    Wenn doch mal irgendwas verfällt würdest Du Dir Vorwürfe machen
    Wenn Familie und er selber dann nicht reagieren kannst du es leider nicht ändern.
    Bei uns ist das ganze nun ein Jahr her und es hätte nicht schlimmer ausgehen können.

  • Depression ist bei Männern ein schwieriges Thema.
    Mann hat stark zu sein. Depression ist in den Augen vieler ein Zeichen von Schwäche, welche man aus Scham immer verleugnet.
    Ein Depressiver, eigentlich jeder psychisch Erkrankte, hat nie die Einsicht, krank oder nicht normal zu sein.
    Deshalb verlaufen viele Behandlungsmethoden ob nun mit Medikamenten oder durch eine Verhaltenstherapie meist fruchtlos, weil der Wille und die Einsicht zur Veränderung fehlt.
    Generell muss man erst mal feststellen, ob die Depression pathologisch (also körperlich) oder sozialisiert (anerzogen/erlernt) bedingt ist. Das kann ein Fachmann zum einen durch physische Untersuchung feststellen, andererseits aber auch durch Aufarbeiten der Lebenslinie feststellen.
    Du schreibst von einer Sucht. Dies werte ich als Anzeichen für eine Flucht der Seele. Entweder will man Erlebtes betäuben oder eine Emotion damit übermalen. Wir verfügen über 4 Grundemotionen: Angst, Hass, Liebe und Trauer. Wenn eine dieser Emotionen durch ein externes Ereignis in der Vergangenheit blockiert wurde, verschieben sich die anderen. Als Sucht kennen wir meist nur Alkohol oder Drogen. Es können aber auch Spiel-, Kauf-, Sex oder Geltungssucht u.v.m. auftreten. Viele Menschen, die zum Beispiel als Kind kaum geliebt oder gelobt wurden, fühlen sich emotional stumpf. Um sich selbst überhaupt zu spüren, begehen sie für uns nicht nachvollziehbare Dinge: Selbstverletzungen, exzessives Sexualverhalten (Sex über die Schmerzgrenze hinaus), aggressives Verhalten. Oft auch lösen erlebte schreckliche Situationen (Tod, Gewalt, Vergewaltigung, Krieg, u.v.m.) ein Trauma aus, das zum Blockieren der Emotionen führen kann. In einem extremen Erlebnis kennt die Seele nur zwei Möglichkeiten: Flucht oder Angriff...
    Soviel zur Theorie...
    In der Praxis werden viele Angehörige co-krank (wie bereits vom Vorredner bemerkt). Angehörige färben sozusagen ab, besonders Kinder, die ja durch nachmachen lernen. Für Kinder wird dann der depressive Zustand als normal empfunden, weil vorgelebt. Hier ist ein deutlicher Abstand das Beste, bis sich der Erkrankte stabilisiert hat. Auch taugen die Angehörigen nicht als Hilfstherapeuten, da sie einfach zu dicht dran sind. Also müsste der Erkrankte eigentlich sich selbst zur externen Therapie motivieren, was er aber in der Regel nicht kann. Besonders in den dunklen Wintermonaten scheint das Loch der Erkrankten, in das sie hineingezogen werden, immer größer werden zu wollen. Das liegt daran, dass wir das Sonnenlicht zur Umsetzung unserer Glückshormone benötigen. Also wird die Stimmungslage des Erkrankten der Witterung angepasst.
    Du schreibst, dass dein Ex vorm Jugendamt sich stark und sicher benommen hat. Das liegt daran, dass nach aussen hin eine gewisse funktionalität als Notprogramm läuft, sprich eine Fassade aufrecht erhalten wird. Besonders ausgeprägt findet man diese bei narzisstisch veranlagten Personen.
    Was also kannst du tun? Dich zum einen nicht von einer Fassade blenden lassen und zum Anderen kannst du nur hoffen, dass er irgendwann selber die Einsicht hat, krank zu sein. Erst dann ist er für eine Behandlung offen. Achte auf feine Äußerungen, wie "hat alles keinen Sinn mehr", "ich steig jetzt aus" usw. Dann ist der Ex suizidal gefährdet und erfordert notfalls sofortige Einweisung in eine Klinik. Du kannst versuchen, auf ihn einzureden, mit ihm mal versuchen, seine Lebensgeschichte zu Papier zu bringen. Dann kann man anhand der unschönen Erinnerung sagen, dass hier einiges nicht mehr gerade läuft und ihn somit vielleicht die Einsicht kommt, doch eine Behandlung in Betracht ziehn.
    Du meinst, deine Trennung hätte ihn umgehauen. Nein es ist nicht deine Schuld. Auch wird sich die Tochter fragen, wenn Papa nicht wie verabredet kommt, dass sie etwas falsch gemacht hat und sich deshalb die Schuld bei sich sucht. Nein, ihr seid nicht Schuld... es ist seine Krankheit. Erkläre dem Kind, dass Papa nicht kommen konnte, weil er krank ist...


    Leider ist es so, dass psychisch Kranke erst mal ganz unten aufschlagen müssen. Verlassen von Familie, Job verloren, Suchtproblematik, Abspringen des Freundeskreises und zugeschlagene Türen...das bringt dich noch weiter runter. Also hast du nur die Wahl, zu warten, bis er ganz unten aufgeschlagen ist.


    Wenn es dich wirklich intereesiert, wäre ein Besuch bei einer Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch Erkrankter anzuraten, damit du von anderen hörst, welche Auffälligkeiten möglich sind...

  • Celin,


    mache Dir keine Gedanken mehr um ihn, das nährt alles. Bleibe einfach distanziert und gelassen.


    Die Erfahrungen, die ich mit unserem KV gemacht hatte, waren egal was ich machte, es wurde schlimmer. Die schlimmsten Tiefs, waren immer an den Feiertagen wie Weihnachten und Ostern... KV hat erst richtig aufgedreht, als er von der Polizei auf die "Geschlossene" gebracht wurde, einen Betreuer erhielt und eine Diagnose gestellt wurde. Nun macht er garnichts, ist nicht rehafähig, arbeitet gegen den Betreuer, hat aber eine Next (ist ja neu und interessant, wer weiß wie lange).


    Ich rege mich immer mal wieder auf... weil ich einige Dinge einfach nicht verstehe. Dann rufe ich einen Freund an und erzähle ihm das, zum Glück ist dieser in "psychischen Dingen" bewandert und kann mir helfen.

  • Hier ein kleines Update,
    Beim letzten Umgang sagte er dass das Leben bevor die kleine geboren wurde doof war und blöd. Die Gesellschaft ist total bescheuert -man muss immer nur leisten und nur mitGeld bringt man es weit.... . Er war/ist immernoch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
    Das fand ich alles sehr interessant denn es deckt sich mit meinen Vermutungen. Ich hatte oft das Gefühl ich kann ihn nicht richtig glücklich machen. Darüber hab ich mit ihm noch nicht gesprochen, würde ich aber gerne mal tun. Ich finde er hat viel fur mich gemacht, er hat immer zu mir gesteanden usw... Aber ich hatte nie/selten das Gefühl, dass ich ihn Glücklich gemacht habe.
    Jetzt muss man natürlich Glück definieren. Und ich glaube jeder hat eine andere Definition. Ich finde, wen man mit jemandem glucklich ist, zeigt man das auch nach außen, geht gerne mal weg. Und vergräbt sich nicht in der Wohnung.
    Vermutlich war sein Glück, das Miteinander. Dass man miteinander auf der couch sitzt und den Abend genießt.. Keine Ahnung.


    Außerdem beobachtete er ein altes Ehepaar und meinte dann auch zu mir: Das ist wahre Liebe. Ich glaube ber sehnt sich nach dieser Geborgenheit. Nach Beständigkeit und Vertrauen.
    Ich weiß, ich sollte mir den Kopf nicht darüber zerbrechen aber er liegt mir noch sehr am Herzen. Habe ihm das auch schon gesagt, aber er ist sehr zurückhaltend. Kann ich aber verstehen.
    Ich glaube er kifft nicht mehr. Oder wenn dann nur wenig. Ich hoffe dass wir einen Weg gemeinsam finden werden.

  • Huhu



    Ich schließe mich mal an, ich bin grad aus so einer Beziehung raus. Mein ehemaliger Lebensgefährte war 2 1/2 jahre Tiefdepressiv (ist es noch aber ich habe mich getrennt)
    Anfangs habe ich es nicht erkannt und die schuld immer wieder bei mir gesucht. Mittlerweile lässt er sich helfen leider kam die hilfe zuspät für unsere Beziehung.


    ich kann dir nur sagen, du bist nicht für ihn verantwortlich und solltest dich da nicht mitreinziehen lassen.


    Empfiel ihm hilfe und damit ist das Thema für dich auch durch.

    Am Ende wird alles gut, ist es nicht Gut! Dann ist es auch nicht am Ende

  • könnte mein ex sein....



    ja, ich merke auch...es wird winter....da wird der umgang dann abgesagt....weißt du, was ich mache? ich sage ok - und fertig!


    jahrelang habe ich mir gedanken gemacht, er tat mir leid, ich fühlte mich verantwortlich, ich rannte ihm hinterher....es reicht! es bringt nix!


    außerdem weiß ich - es kommen wieder andere zeiten...die hochphase...da bin ich dann der depp...und wehe ich verschiebe aus einem wichtigen grund den umgang....

  • Hi Celin91,


    das ist jetzt total OT, aber es soll DICH aufheitern: Monolog und Dialog: das kennen wir, aber wie nennt man das Gespräch von zwei Depressiven:
    Das ist ein "Deprilog" :ohnmacht:


    LG


    Flo

    Mein Traum: automatische Fabriken die alles produzieren was wir brauchen. Niemand muss arbeiten und alle haben Zeit für Kinder, Eltern und Freunde.
    Mein Alb-Traum: diese Fabriken gehören den Reichen und wir Menschen leben abhängig in Knechtschaft.

  • Hallo zusammen,


    sorry, kein allzu sinnvoller Beitrag ... es tut gut zu lesen, dass es vielen anderen ähnlich/genauso geht wie mir.
    Mein Nochmann war schwer depressiv, hat eine Zeit lang Antidepressiva genommen, versucht, mich in seine Lethargie und sein schwarzes Loch mit hinein zu ziehen,
    diese Beziehung hat auch mich krank gemacht. Ich hatte immer versucht, ihn da raus zu holen, aber es hat nichts genutzt. Er muss selbst einsehen, dass er Hilfe braucht,
    und sich selbst da raus ziehen. 2007 kam unser Sohn auf die Welt, 2008 sind wir in unser eigenes, neu gebautes Haus gezogen,
    2009 habe ich mich getrennt, weil ich das alles nicht mehr verantworten kann - nicht für mich, und nicht für unser gemeinsames Kind.
    Im September 2013 ist er dann doch mal aus unserem Haus ausgezogen - in eine möblierte Wohnung, weil er selbst nicht in der Lage ist, sich eine Wohnung einzurichten.
    Lethargie. Das hat mit dem Geld nix zu tun, er verdient sehr gut. Zudem verwahrlost er nach außen hin (Körperpflege, Kleidung), die Zimmer, die er hier bewohnt hat, grenzten ans Messi-hafte.
    Das ging so weit, dass ich ihn - als Freundin, die es gut meint mit ihm - darauf hingewiesen habe, mal wieder Haare zu waschen, zu duschen oder Nägel zu schneiden. Extrem belastend.
    Das nicht aus Spaß, ihn zu demütigen oder sonst was, sondern weil es einfach auch peinlich ist. Und noch so viel mehr. Das tun zu MÜSSEN, war mir mehr als unangenehm, aber ... . Das hat nichts mit meiner Pingeligkeit zu tun, ich wurde auch schon von Außenstehenden gefragt, was denn mit ihm los sei, dass er so gar nichts aus sich macht.
    Klar haben wir als Angehörige Verantwortung bis zu einem gewissen Punkt. Bis zu einem gewissen Punkt. Aber wir haben in allererster Linie Verantwortung für uns selbst, und die uns anvertrauten minderjähigen Kinder. Alle anderen nominell Erwachsenen müssen erst mal für sich selbst sorgen.
    Der Witz ist: nach außen hin ist er, der arbeiten geht, MICH hat das alles körperlich und seelisch richtig krank gemacht, ICH habe mir psychologische Hilfe gesucht deswegen.


    Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe das auch alles durch, ich fühle mit euch mit, und auch wenn ich getrennt bin, ist er meiner Ansicht nach nach wie vor noch lange nicht übern Berg.
    Sorry, bisschen wirr, mein Kopf platzt.


    Liebe Grüße,
    Harakiri

  • Ich will mich mal - als selbst Betroffener - zu Wort melden.


    Kurz zum Hintergrund:


    Meine Exfrau war (ist?) kaufsüchtig. Das bekam ich allerdings erst mit, nachdem unser erstes Kind geboren wurde. Erst ab da wurde es extrem, die Störung war aber schon vorhanden und geht (vermutlich) auf ein Kindheitstrauma zurück.


    Jedenfalls lief es auf einen Teufelskreis hinaus: Da sie immer mehr Geld verbrauchte, mußte ich immer mehr arbeiten. Ich war immer weniger zuhause und sie gab immer mehr Geld aus, bishin zu dem Punkt, wo sie anfing Konten abzuräumen. (Unsere und auch die Sparkonten meiner Mutter, in deren Haus wir lebten. Wir hatten ein Heidenproblem, die Bank zu überreden, keine Anzeige zu erstatten...). Weihnachten 2008 sprach ich sie unter vierAugen auf ihr Problem an, mit dem ziel sie zu einer Therapie zu überreden. Im Gegenzug erklärte sie mir, sie hätte seit einem halben Jahr einen Freund und wollte die Scheidung...


    Im Frühjahr 2009 (Ex lebte noch immer in unserer Wohnung) kam es bei mir schließlich zum Zusammenbruch. Die Situation plus die berufliche Belastung forderten ihren Tribut. Als ich meinen Chef informierte, dass ich krankgeschrieben bin, folgte der nächste Schlag: Vier Tage später lag die Kündigung im Briefkasten...
    Ergebnis: 10 Wochen AU, Diagnose: mittelschwere depressive Episode.
    Ein Jahr Aufbauarbeit in ambulanter Therapie mit medikamentöser Unterstützung. Während dieser Zeit ALG I. Die amtsärztliche Untersuchung hatte festgestellt, dass ich nicht mehr schichttauglich bin. In meiner Branche - ziviler Wachdienst - ist man damit erledigt, wenn man erstmal arbeitslos ist. Aus meinem erlernten Beruf - Elektroinstallateur - war ich schon zulange heraus. Kurz gesagt: Schwer vermittelbar. Sämtliche Bewerbungen, in welcher Sparte auch immer, erbrachten nur Absage - wenn man überhaupt eine Antwort bekam...


    2010 lief mein ALG I - Bezug ab und ich mußte Hartz IV beantragen. Der Kampf mit dem Amt machte ein Jahr Aufbauarbeit zunichte... (Ich brauche wohl nicht zu erläutern, wass es heißt 10 Wochen ohne Geld dazusitzen als AE mit zwei Kindern. Ohne meine Mutter wären wir untergegangen...)
    Ergebnis: sechs Monate AU, Diagnose schwere depressive Episode mit Suizidgefährdung. Was mich abgehalten hat den letzten Schritt zu tun, war der Gedanke an meine Jungs. Nur für sie habe ich weiter gekämpft...


    Ein Jahr Therapie und Antidepressiva (die ich immernoch nehme) zogen mich aus dem Loch heraus. Ganz wesentlich geholfen hat mir auch meine Vereinsarbeit und der 1,50€-Job, den ich durch eine Jobcenter-Maßnahme bekam: 1 Jahr als Mitarbeiter in der Mittagsbetreuung einer Schule hier am Ort. Das Team, dass die Maßnahme leitete, war wirklich Klasse.


    Seit Anfang 2013 habe ich wieder einen Job und langsam bewegt sich alles wieder nach oben...


    So. Was ich mit meinem Beispiel sagen will: Mit der Unterstützung alleine, ist eine Depression nicht zu überwinden. Wichtig ist, dass man als Depressiver diese Unterstützung sucht und annimmt. Dass setzt immer die Einsicht voraus, dass man ein Problem hat mit dem man alleine nicht fertig wird. Ohne diese Einsicht und ohne Rückhalt führt der Weg nur abwärts.


    Celin, was du in deinem Update geschrieben hast, deckt sich in einigen Punkten mit meinen eigenen Gedanken. Wie o.a. hat mich nur der Gedanke an meine Jungs vom letzten Schritt abgehalten. Und wie dein Ex habe auch ich Probleme mit unserer auf Geld und Erfolg ausgerichteten Gesellschaft. Aber ich bin auch Realist genug, um zu erkennen, dass irgendwoher das Essen kommen muß - Manna regnet es nur in der Bibel vom Himmel...


    Jetzt habe ich eine Menge über mich zum Besten gegeben. Aber vielleicht hilft dir das ein bißchen, das "Innenleben" deines Ex zu verstehen.


    Thema Drogen und Depression: Wenn dein Ex süchtig ist, ist es schwierig, Ursache und Wirkung auseinander zu halten. Ziemlich alle Drogen können Depressionen hervorrufen, da der Drogenkonsum immer Stimmungsschwankungen hervorruft: Aus dem Hoch des Rausches in das Tief der Ernüchterung. Das ist ein Teufelskreis, der sich immer mehr selbst verstärkt und in die psychische Abhängigkeit führt. Da muß eine körperliche Abhängigkeit noch garnicht vorhanden sein...


    Für weitere Fragen kannst du dich gerne an mich wenden, hier oder auch als PN.


    lg Uwe (aka Alien)


    Edit meint, ich hätte was vergessen:


    Es gibt verschiedene Formen von Depression: Einzelne, in der Regel durch äußere Einflüsse hervorgerufene Episoden (akut, wie in meinem Fall), die sogenannte monopolare depressive Störung (chronisch, erfordert permanente Behandlung) und natürlich die drogeninduzierte Depression. Dabei sind die Übergänge durchaus fließend. Drogenkonsum kann über akute Episoden zur chronischen Störung führen, eine akute Episode oder eine chronische Störung umgekehrt auch zu Drogenkonsum.

    Wenn du mit Gott sprichst, bist du religiös - wenn ER mit dir spricht hast du eine Psychose... (Dr.House, 2.Staffel, Folge 15) :devil:


    Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit - Obwohl, beim Weltall bin ich mir nicht sicher... (Albert Einstein)


    "Ich bin keine Antisemitin - ich finde alle Religionen gleich irrational..." (Bones - die Knochenjägerin)

    Einmal editiert, zuletzt von Alien ()