Meine Tochter ist 21, wohnt noch zu Hause und befindet sich im 3. Ausbildungsjahr.
Ihre Post lege ich ihr immer vor die Türe, nur manchmal ist der Absender deutlich erkennbar und der ist meist irgendein Inkassounternehmen, so dass mir der Inhalt schon klar ist.
Wenn ich sie anspreche, ob ich sie bei finanziellen Problemen unterstützen kann, lehnte sie ab und meinte, sie hätte nur eine Rechnung verschwitzt.
Ihr Zimmer ist mittlerweile total vermüllt, also fast schon so, wie man es von Messis kennt und sie verlässt nur ab und zu das Zimmer um sich mit Freunden zu treffen. Sonst ist sie meist im Zimmer und der Rolladen ist auch tagsüber geschlossen. Ab und zu räumt sie mal auf, wofür sie dann 2 Tage braucht.
Auch da sage ich nichts, außer einem Kommentar, wenn ich in ihrer Anwesenheit das Zimmer betrete. Da sie überhaupt gar nicht lüftet, muss ich auch einmal täglich in ihr Zimmer, auch bei Abwesenheit, weil sich teilweise schon Schimmelflecken gebildet hatten und ich nicht möchte, dass wir alle deswegen krank werden.
Ich sag zu all dem wenig, weil sie schon schnell beleidigt ist und vor allem, weil sie in ihrer Ausbildung sehr viel in Schicht arbeiten muss und dort wirklich nur viel Lob bekommt. Sie ist fleißig und kann dort gut mit den Menschen umgehen und Kritik bekommt sie auch nur, weil sie ständig Dinge vergisst, die sie erledigen muss. Keine Hausarbeiten, sondern meist nur Formalitätenkram.
Das geht dann soweit, dass wir auch oft Anrufe bekommen von allen möglichen Stellen. So z.B. beschwerte sich der Augenarzt, dass sie noch eine Bescheinigung für den Führerschein abholen soll, die sie hat austellen lassen, aber nicht bezahlt hat. Dann die Bücherei über vergessene Ausleihen. Der Ausbildungsbetrieb über vergessene Bescheinigungen. Die Fahrschule über verpasste Termine, vor kurzen die Polizei wegen unentschuldigten Nichterscheinens zu einer Zeugenaussage etc. etc. Das ist mir unangenehm und seit kurzem sage ich dann immer, dass ich nicht zuständig bin, meine Tochter ist volljährig und habe denen ihre Handynummer gegeben.
Ich denke manchmal, sie hat psychische Probleme, aber wenn ich etwas versuche anzusprechen, wiegelt sie ab. Wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis und unternehmen auch manchmal etwas zusammen wie Kino, Essen, Bowling gehen oder so. Dabei redet sie aber fast ausschließlich von der Arbeit, ihren Mitschülern, aber nie von sich selber. Und wenn man ihr was sagt, habe ich das Gefühl, sie hört gar nicht zu, sondern redet einfach mit irgend etwas anderem weiter, als wenn sie es gar nicht gehört hätte (Aber sie hört gut). Wobei man sie zu Hause kaum ansprechen kann, denn sie hat überwiegend diese kleinen Kopfhörer im Ohr und reagiert dann oft gar nicht. Wenn ich sie zum Abend Essen rufe, kann es schon mal sein, dass ich die Zimmertür nach Anklopfen aufmache und ich fast schreien muss, bis sie mitbekommt, dass ich ihr etwas sagen möchte.
Ich bin also etwas ratlos, denn anfangs dachte ich, es liegt an den Problemen mit meiner Kleinen, dass sie sich so verkriecht. Aber seitdem sie in der Wohngruppe ist, hat sich nichts verändert.
Da wir ansonsten keine Differenzen haben und sie ja für ihr Leben selbst verantwortlich ist, fällt es mir schwer, dazu Kritik zu üben. Andeutungen bezüglich psychischer Probleme weist sie von sich.
Manchmal wünsche ich mir, sie würde ausziehen, denn dann müsste ich mir das nicht mit ansehen, aber ich habe echt Sorge, dass sie dann total abstürzt.
Oder sehe ich das alles zu eng und das ist normal, dass erwachsene Kinder so leben???