Vaterschaft, BGB und der leidige Test

  • Hallo zusammen,


    weil es mich ärgert und weil es immer wieder eine Rolle spielt, als Grundstein der getrennten Eltern, Elternschaft scheitern zu lassen oder eben auch zu leben, würde ich es gerne mal in Fakten sagen und Euch fragen, ob es nicht einer Änderung Bedarf.


    Obwohl ich durchaus nach voll ziehen kann, dass es verletzend ist, wenn eine Mann eine Vaterschaftsfeststellung wünscht, kann ich aber eben auch den Mann an sich verstehen.


    Vater mit den dazu gehörigen Pflichten zu werden, bedingt ja nicht mal einen Zeugungsakt :frag
    Während alles andere zu beantragen ist und dem Willen Dritter unterliegt.
    Die Rechtslage ist:


    § 1592 BGB
    Vaterschaft.



    Vater eines Kindes ist der Mann,


    1. der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist,
    2. der die Vaterschaft anerkannt hat oder
    3. dessen Vaterschaft nach § 1600d oder § 182 Abs. 1 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit gerichtlich festgestellt ist.


    Gehört das nicht abgeschafft und ein Test automatisch gemacht?


    Bedeutet dies nicht in der Konsequenz, dass die Erwartungshaltung was einen Mann zum Vater macht, sich mit dem wie er gesetzlich zum Vater wird, überhaupt nicht mehr deckt.
    Wenn die Eltern z.B. nicht verheiratet waren (oder nicht miteinander ;) ) ?


    Ist es also nicht verständlich, das die Ausgangssituation beim Kinder kriegen, Männer nun mal naturgemäß so weit hinten anstellen, dass Konflikte vorprogrammiert sind?
    Oder fehlt es da einfach nur an Akzeptanz und Verständnis, weil Männer immer noch nicht so konditioniert sind, dass sie verinnerlicht haben, dass sie nach der Zeugung maximal Entscheidungen mittragen können, aber eben nicht treffen?
    Für die Entscheidung für oder gegen ein Kind sicher unabdingbar richtig!
    Ab wann sollten dann die Entscheidungen zusammen fließen?


    Immer und immer wieder lese ich hier und höre woanders, dass der gesamte Vorgang, von der Geburt bis zur Vaterschaft, sich eben überhaupt nicht mit dem deckt, was die Entwicklung des Kindes und der gewünschten Elternschaft, an Rahmen eigentlich fordert.
    Muss das so sein?
    Dass ein Elternteil da einfach mauern kann?



    lg von overtherainbow :rainbow:

  • vorallem widerspricht das ja der aussage das ein kind das recht hätte seinen leiblichen vater zu kennen... wenn reintheoretisch JEDER einfach so die vaterschaft anerkennen kann

  • Also hätte jedes Kind erst einen Vater, wenn der Test gemacht wird? Sprich nach der Geburt und nachdem das Ergebnis vorliegt?


    Hätte dann der mögliche Vater, der aber keiner ist, z.B. auch kein Recht mehr mit der Mutter gemeinsam den Namen des Kindes zu bestimmen? Oder würde der erst bestimmt werden, wenn der Test durch ist und das Kind zumindest mehrere Tage alt ist.


    Würde das nicht alle Väter benachteiligen, die sicher sind der biologische Vater zu sein? Und es auch sind? Soll nämlich doch zum überwiegenden Teil der Fall sein ...

  • vorallem widerspricht das ja der aussage das ein kind das recht hätte seinen leiblichen vater zu kennen... wenn reintheoretisch JEDER einfach so die vaterschaft anerkennen kann


    Ja nu ich habe das BGB ja nicht gemacht. ;)
    Aber es passiert ja nun häufiger mal, dass eine Frau deren EX-Mann die Scheidung verzögert oder in der Ehe von einem anderen Mann schwanger wird, echt ins rennen kommt, weil der EX sonst der Vater auf dem Papier ist.


    Also hätte jedes Kind erst einen Vater, wenn der Test gemacht wird? Sprich nach der Geburt und nachdem das Ergebnis vorliegt?


    Das ist ja eben das was ich nicht verstehe.
    Es gibt wohl eine deutliche Abweichung zwischen der Wahrnehmung, wann und wie ich Vater werde und
    wie ich laut Gesetz zum Vater werde


    Würde das nicht alle Väter benachteiligen, die sicher sind der biologische Vater zu sein? Und es auch sind? Soll nämlich doch zum überwiegenden Teil der Fall sein ...


    Ich glaube im "Normalfall", ist das ja auch gar kein Thema. Da lieben sich zwei, bekommen ein Kind zusammen und gut ist. :sonne


    Aber gerade auch im Hinblick auf die geänderte Rechtslage, dass Kinder einen Anspruch darauf haben, ihre biologischen/genetischen Wurzeln zu kennen, kann so ein Test dann nicht auch zum "Normalfall" werden?


    Was ist denn so anrüchig daran?


    In prekären Elternschaften, Trennung in der Schwangerschaft, ONS usw., sehe ich hier einfach sehr oft, den Grundstein von Problemen und es geht einfach viel wichtige Zeit verloren.


    lg von overtherainbow :rainbow:

  • Aber gerade auch im Hinblick auf die geänderte Rechtslage, dass Kinder einen Anspruch darauf haben, ihre biologischen/genetischen Wurzeln zu kennen, kann so ein Test dann nicht auch zum "Normalfall" werden?


    Was ist denn so anrüchig daran?


    Das Kind hat das Recht auf einen Test, wenn es die Vaterschaft anzweifelt. Genauso wie alle anderen Beteiligten auch. Meinst Du nicht, dass es unnötige Zeitverzögerung ist, einen Test vor Vaterschaftsanerkennung/gemeinsamen Sorgerecht zu fordern? In sehr vielen Fällen ist eben der angegebene Vater auch der Vater.


    In prekären Elternschaften, Trennung in der Schwangerschaft, ONS usw., sehe ich hier einfach sehr oft, den Grundstein von Problemen und es geht einfach viel wichtige Zeit verloren.


    Trennung in der Schwangerschaft kann gaaaanz andere Gründe haben und es ist trotzdem sehr klar - und zwar beiden - wer der Vater ist. Auf die Gefahr hin den Test zahlen zu müssen, würde ich als KM auch nicht behaupten dass x der Vater ist, wenn er es vermutlich/eventuell nicht ist.


    Der, der zweifelt/lügt zahlt ja schließlich ...

  • Trennung in der Schwangerschaft kann gaaaanz andere Gründe haben und es ist trotzdem sehr klar - und zwar beiden - wer der Vater ist. Auf die Gefahr hin den Test zahlen zu müssen, würde ich als KM auch nicht behaupten dass x der Vater ist, wenn er es vermutlich/eventuell nicht ist.


    Der, der zweifelt/lügt zahlt ja schließlich ...


    Das ist ja gerade der Punkt.
    Es sollte los gelöst sein, von Vertrauen und Lüge.


    Im Gegensatz zur Mutter, kann ein Mann eben auch Vater werden ohne dass er das Kind gezeugt hat. Zumindest juristisch.
    Die Trennungsgründe als solche sind ja auch nicht wirklich wichtig, nur eben dass da zwei als Paar gescheitert sind und das nicht unbedingt automatisch zur Sachlichkeit und objektiver Sichtweise führt.


    Darum frage ich mich ja auch, warum es denn wenn so verwerflich ist, einen Test zu wollen?
    Ich gehe eine lebenslange Verpflichtung und Bindung ein, bin mit der EX für immer verknüpft.
    Ist es dann so wenig nachvollziehbar, dass er die gleiche Gewissheit haben will wie sie?
    Und selbst wenn es nur Neid ist....who cares?


    lg von overtherainbow :rainbow:

  • Also ich finde die bestehende Lösung gut und ausreichend. Sie sorgt beim Großteil der unstrittigen Fälle für eine hohe Rechtssicherheit. Wie hoch ist denn der Anteil an Fällen (Vaterschaftseinzelfällen) wo eine beliebige Änderung ein Vorteil wäre. Ich denke allgemeingültige Verbesserungen für die die strittigen Ausnahmefälle würden zwar diese Fälle klären aber einen unnötigen Mehraufwand für all die unstrittigen Fälle erzeugen.


    Ziel ist ja nicht biologische Väter abzusichern, sondern Familien und Eltern-Kind-Bindungen abzusichern, natürlich auch finanziell.

  • Wenn man das Recht des Kindes auf den leiblichen Vater als oberstes Gut annimmt, wäre der optimale Weg, daß eine vorläufige Vaterschaft anerkannt wird und bei Geburt bei JEDEM Kind ein Vaterschaftstest gemacht wird. Da kann sich dann keiner benachteiligt fühlen.


    Allerdings würde das sehr viele Familien zerbrechen lassen, da man ja von geschätzten 10% Kuckuckskindern ausgeht, auch wenn mir diese Zahl utopisch hoch vorkommt...


  • Darum frage ich mich ja auch, warum es denn wenn so verwerflich ist, einen Test zu wollen?


    So lang ein Test nicht für alle ist, hat er immer ein Geschmäckle. Mutter Natur legt selbst den Beweis vor: Angeblich sehen viele Babys in den ersten Monaten besonders ihren Vätern sehr ähnlich. Damit der nach einen kurzen Blick sicher sein kann, das er für seine Brut Mammuts jagen gehen kann.
    Hat bei uns hingehauen. Na, wenigstens die Ähnlichkeit.


    Davon mal abgesehen: So ein Test kostet, die ganz billigen kann man wohl in die Tonne drücken, ab 100,- könnte vielleicht hinhauen, ab 300-400,- Euro annäherend ruhig schlafen, und gerichtsfest, zertifiziert da kommt dann nochmal was drauf. Eine kurze Googlesuche ergab, das letztes Jahr 674 Tausend Babys geboren wurden. Selbst wenn nur die Hälfte fragwürdig wäre: wer bezahlt die ABM für Labore?


    Bzgl. BGB: Vater Staat möchte sich eben auch absichern, das irgendwer für die hälftigen KU aufkommt. Und wenn es "nur" der greifbare Ex-Ehemann ist. Nachvollziehbar.

  • Nehmen wir an jemand erkennt eine Vaterschaft vor der Geburt an (was vergleichbar zu einer Ehe ist). Irgendwann kommen ihm Zweifel. Dann kann er meines Wissens immer noch handeln, jedenfalls solange die Frist nicht abgelaufen ist. Auch das finde ich gut. Es stabilisiert bestehende Elternbindungen (auch finanzieller Art).

  • Eine Mutter kann sich immer sicher sein das Sie auch die Mutter ist :engel mir ist kein Fall von heimlicher Eizelleneinsetzung bekannt.


    Bei einem Vater sieht das anders aus

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Hallo grünschnabel,


    kannst du mir mal kurz helfen?


    Also ein Mann unterschreibt noch vor der Geburt des Kindes eine Vaterschaftsanerkennungsurkunde. Beide Eltern wollen nicht Heiraten, aber die Mutter stimmt dem GSR zu, also erstmal eine heile Familie.
    Nach drei Jahren erfährt der Mann, durch einen Zufall es noch einen anderen oder sogar mehrere Männer gab und er macht einen Vaterschaftstest und der beweist er ist nicht der Vater des Kindes! Was kann er machen um nicht mehr als leiblicher Vater zu gelten?


    Wie lang ist die Frist, in der man sich noch wehren kann?


    Mit freundlichen Grüßen
    Vater 1971

  • Hallo Lotta24265,


    Zitat

    2 Jahre ab Bekanntwerden der Umstände, dass es mögliche andere Kandidaten gibt.


    Wenn das so stimmt und durch einen Vaterschaftstest steht fest, dass ich nicht der Vater des Kindes bin, würde ich sofort handeln. Aber eines finde ich nicht Richtig, warum kann der Betrogene Mann dem ein Kuckuckskind untergeschoben wurde, nicht diese Frau direkt zur Kasse bitten?


    Mit freundlichen Grüßen
    Vater 1971

  • Aber eines finde ich nicht Richtig, warum kann der Betrogene Mann dem ein Kuckuckskind untergeschoben wurde, nicht diese Frau direkt zur Kasse bitten?

    :frag Kann man das nicht



    Problem wird mehr sein das auch für diese Frau erst mal Selbstbehalt und Unterhalt für Kind leisten im Vordergrund steht

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Gehört das nicht abgeschafft und ein Test automatisch gemacht?

    • Wer soll das bezahlen?
    • Wie soll man das leidige Grundgesetzt und die doofe Verfassung umgehen, die diesen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte nicht zulassen?

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Dolittle ()

  • :hae: mmh, ich finde ja den monetären Aspekt durch aus wichtig, aber eben eher zweitrangig.


    Mich beschäftigt mehr, warum es so wenig Verständnis findet, dass werdende Väter die gleiche Sicherheit wollen, wie werdende Mütter.

    Immer wieder lese ich hier, dass dies der erste Bruch in der Elternbeziehung ist.
    -er will das Kind gar nicht
    -er zweifelt daran der Vater zu sein


    Beides voll blöd und wohl auch oft irreparabel.
    Warum?
    In dem Augenblick, wo eine Frau Mutter wird ändern sich doch so viele Dinge, Wahrnehmungen und Prioritäten.
    Hier wird doch auch für Verständnis geworben und auch ich würde einem werdenden Vater sagen:
    Das musst oder solltest Du verstehen, weil... das ist nichts persönliches, sondern liegt in der Natur der Situation.


    Also warum ist der Wunsch nach einer Vaterschaftsfestellung so ein Bruch?
    Warum kann man auch hier nicht für Verständnis werben, anstatt daraus das künftige Vorstrafenregister des werdenden Vaters zu füllen?


    lg von overtherainbow :rainbow:

  • Als Frau kann man sich auch nicht 100% sicher sein, daß das Kind das eigene ist.


    Immerhin werden in seltenen Fällen auch Kinder im Krankenhaus verwechselt.


    Die Chance ist natürlich sehr gering.


    Die Kosten würden bei massenhaft anfallenden DNA Test drastisch sinken, ich denke wir reden hier von 5-10€ pro Kind, eine PCR kostet nicht die Welt.


    Ich finde übrigens, daß ein Vater für einen DNA Test NICHT das Einverständnis der Mutter brauchen sollte.


    Soll doch jeder, der Zweifel hat nen Test machen dürfen...BEZAHLEN muß er ihn aber selber! Es sei denn es kommt tatsächlich raus, daß er nicht der Vater ist :engel

  • Die Frage ist doch die nach den emotionalen und finanziellen Kosten und Gewinnen.


    Was bringt es die biologische Vaterschaft 100% abzusichern, was kostet es. DNA halte ich bei Kuckukskindern für überbewertet. Ein Kind das ich (mit)aufziehe, d.h. die Geschichte die wir miteinander haben wird durch ein bisschen DNA nicht besser oder schlechter. Der übergroße Teil der Kuckukskinder und Väter dürfte ohne das Wissen aufwachsen und hat damit eine normale Kindheit mit den üblichen Höhen und Tiefen. Ich finde das wiegt sehr schwer.


    Auch ein Screening gegen bestimmte Krankheiten würde ja massenhaft durchgeführt fast nix kosten. Trotzdem ist das Nichtwissen etwas das einen eine unbeschwerte Zukunft (oder den Rest davon) haben lässt. Demgegenüber steht die kleine Zahl an Verdächten und Problemen, die meiner Meinung nach die seit Jahrtausenden bestehende Unsicherheit auf Seiten der Männer, die damit ja leben gelernt haben nicht aufwiegt.


    Ganz real wird das ja ein Problem im Konfliktfall der (biologischen) Eltern, sonst ist es wurscht. Bei uns dürfen auch Autos die 230 kmh fahren können in Innenstädten wo Tempolimit 50 herrscht fahren. Es dürfte ein Leichtes sein per GPS da Autos digital auf Tempo 50 zu drosseln. Machen wir aber nicht, wir setzen auf den Verstand der Verkehrsteilnehmer, auf Kontrollen und akzeptieren dabei Verletzte und Tote, auch Unbeteiligte. Warum sollte das Familienrecht, das nun ja die Verhältnisse zwischen freiwillig agierenden regelt da anders sein?