An diesem grossen Tag bin ich bestens gelaunt aufgewacht wie schon seit langem nicht mehr. Lag unter anderem daran dass ich in der Nacht vorher einen bescheuerten Anruf vom KV hatte, den ich anschliessend zum Teufel geschickt habe und war sehr stolz auf mich. Der Anruf hat zwar wahrscheinlich die Geburt provoziert aber es ist ne andere Geschichte.
Das Wetter war traumhaft, ich war ausgeschlafen und voller Energie. Habe es mir richtig gut gehen lassen, schön gefrühstückt auf der Terrasse, mir eine ausgiebige Körperpflege gegönnt und dann meine Mutter angerufen, da ich raus wollte bei dem Wetter, und bereits seit einer Woche wollte ich nur rausgehen, wenn mich jemand begleitet, hatte Panik dass ich irgendwo mitten auf der Strasse Wehen bekomme.
War dann den ganzen Tag mit ihr unterwegs, shoppen, essen, trinken und fühlte mich wunderbar. Anschließend bin ich zu meinen Eltern, wir haben noch schön gegessen und dann wollte mich mein Vater nach Hause fahren. Und dann ging es los. Ich komme raus, er wartete schon im Auto und auf einmal innerhalb einer Sekunde war meine ganze Jeans komplett nass. Die Fruchtblase ist geplatzt! Ich stand völlig geschockt da, habe meinen Vater angeguckt und meinte, ich glaube wir fahren nicht nach Hause. Er hat sofort verstanden worum es ging (klar, brauchte mich nur anzusehen, denn ich sah aus als ob ich unter der Dusche stehe) und machte bereits freudige Luftsprünge. Da ich mich aber kaum bewegen konnte, verlor das Fruchtwasser wie ein Wasserfall, bin ich wieder hoch zu meiner Mutter da ich irgendwie Abhilfe schaffen wollte. Als ich zu ihr meinte, ich glaube du wirst heute Oma, war sie sofort weiß im Gesicht und fing an rumzurennen und zu murmeln "nur keine Panik, nur keine Panik" Ich habe sie dann leicht geschüttelt damit sie wieder zu sich kommt und meinte ich brauche wohl Pampers oder was ähnliches. Zum Glück hatte sie welche da die meine Oma benutzt :lach und damit war ich erstmal gut bedient. Meine Mutter kam natürlich mit, aus dem Auto habe ich meine Hebamme angerufen und meinte, die Fruchtblase ist geplatzt, was tun? Die Hebamme meinte sofort ins Krankenhaus, sie fährt auch gleich los.
Ich bin dann trotzdem noch bei mir hoch, da ich unbedingt die seit Wochen vorbereitete Tasche mitnehmen wollte, und mich logischerweise umziehen wollte. Blöderweise hatte ich all meine Sachen am Abend davor gewaschen und sie waren alle noch nass. In völliger Verzweiflung habe ich eine Strumpfhose angezogen und eine Jacke drüber und meinte zu meiner Mutter ich gehe so. Mutter meinte ich würde scheisse aussehen, so kann ich mich nicht im KH präsentieren :lach Mutter hat dann eine schönere und längere Jacke im Schrank gefunden und mich gezwungen, sie anzuziehen.
Irgendwann kamen wir im KH an , ich kam hoch zum Kreißsaal den ich gerade vor einer Woche besichtigt habe und mir sogar ein Zimmer ausgesucht habe. So weit bin ich aber gar nicht gekommen, denn direkt am Eingang stand bereits die Hebamme, der Chefarzt, der Assistenzarzt und der Anästesist, der bereits eine Spritze in der Hand hielt. Ich fing an, unruhig zu werden. Die Hebamme machte mich zur Schnecke, da ich mich ihrer Meinung nach ziemlich lange zu Hause rumgetrieben habe, und das in so einem bedeutenden Moment. Ich meinte Mutter wäre schuld da wir uns nicht über die Jacke einig wurden und fragte vorsichtig, warum die Ärzte da stehen und der Anästesist mit der Spritze. Die Hebamme sagte ganz fröhlich, na, es wird wohl doch ein Kaiserschnitt! Wir sind alle bereits fertig und warten nur auf dich!
Hintergrund - ich habe sie vor zwei Tagen angesprochen, da ich eine Beratung zum Thema Wunschkaiserschnitt wollte, obwohl die Hebamme immer überzeugt war, mein Körper wäre dafür geschaffen, normal zu gebähren, und am Tag darauf hätte ich die Beratungsstunde mit dem Chefarzt, der jetzt da stand und mich ungeduldig ansah.
Ich war irgendwie überrumpelt und wollte Bedenkzeit, denn ich habe mich im Auto moralisch auf lange und schmerzhafte Wehen eingestellt und hatte bis jetzt keine einzige. Der Chefarzt meinte, es wäre schön wenn ich mich beeilen würde, denn er wollte heute Abend essen gehen mit einer netten Dame, somit würde er gerne wissen ob er gleich wieder gehen darf oder ob wir den Kaiserschnitt machen. Der Anästesist meinte, er geht solange Kaffee trinken, ihm wurde sichtlich langweilig. Die Hebamme meinte dann zu mir, ich hätte natürlich die Wahl zwischen Kaiserschnitt und sofort das Kind haben oder die Geburt einleiten (es war alles komplett zu), dann die Wehen, und da es sich um eine Frühgeburt handelte (vier Wochen zu früh) und das Kind noch ziemlich klein war, wäre es sehr wahrscheinlich dass es lange dauert und im Endeffekt trotzdem zum Kaiserschnitt kommt, da er es nicht alleine schafft. Und ich soll einfach ihrer langjährigen Erfahrung vertrauen, dass ein Kaiserschnitt in meinem Fall jetzt (denn sonst wäre sie für eine normale Geburt) viel weniger Risiken birgt als eine natürliche Geburt.
Im Kreißsaal waren noch zwei anderen Frauen die gerade entbunden haben und bei beiden schien es soweit zu sein, da ich auf einmal Schreie hörte wie noch nie im Leben, es war als ob sie gerade umgebracht werden und somit stand meine Entscheidung fest - ich will sofort einen Kaiserschnitt. Es kamen sofort zwei Schwestern, haben mich auf eine Trage gepackt und weggefahren. Die Hebamme kam hinterher, meine Mutter auch, mein Vater wollte auch, aber meine Mutter hat dir Tür vor seiner Nase zugemacht und meinte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ - Männer haben hier nichts zu suchen, du bleibst draußen! Und knallte die Tür zu. :lach