Innere Zerrissenheit

  • Hallo Micha!
    Ich find es Super, wie sich alles entwickelt hat! Du hast die richtige Entscheidung getroffen!


    Wie läuft es denn mit deiner Lebensgefährtin und dir bzw deiner LG und deiner Tochter?

  • Da hast Du teilweise eine Schwachstelle getroffen :-)


    Also zwischen ihr und meiner Tochter läuft es recht gut. An einem Wochenende hatte meine Tochter gebeten, ihre beste Freundin mitzubringen, die schon länger dort lebt. Normalerweise wäre meine LG dann in ihre Heimat geflüchtet, um dem Stress zu entgehen. Das hat sie dieses Mal nicht gemacht und ich war skeptisch, ein fremdes Kind für ein ganzes, langes WE zu Hause zu haben. Aber es lief überraschend gut, meine LG hat auch die Freundin liebevoll aufgenommen und bei der Verabschiedung sogar gedrückt. Total ungewohnt. Nun ist es aber so, dass meine LG oft bei ihrer Familie war in letzter Zeit und ich aufgrund des fehlenden Stress mit meiner Tochter sehr viel Zeit für mich hatte/habe und auch mit meiner LG hatte.


    Hier hat sich, wo eigentlich alles perfekt sein könnte, bei mir eine emotionale Kälte ihr gegenüber eingestellt. Aufgrund ihrer Erkrankung lässt sie keine Nähe mehr zu und ich bin nicht mehr daran interessiert oder denke, dass ich das nicht sei. Wir hatten seinerzeit eine Partnerberatung gemacht mit den üblichen Spielchen, wie Baum zeichnen mit Ästen und den Wünschen, was anders werden soll und positiven Eigenschaften benennen. Gebracht hat es nichts. Wir streiten nicht, aber sonst ist die Beziehung auch irgendwie nicht auf dem Niveau, wo ich es mir gewünscht hätte.


    Ich weiß nicht, welcher Weg der bessere ist. Beenden und alleine neu starten oder irgendwie versuchen, es wieder hinzukriegen. Derzeit ist es wie Bruder und Schwester, vielleicht ein bisschen mehr und ihr gefällt es so. Mir nicht und wenn ich es sage, nimmt sie es nur zur Kenntnis.
    Es ist nicht so, dass es mich belastet, wir verstehen uns ja recht gut, aber es ist auch nicht mein Traum einer Beziehung und sie hat sehr viel für mich und die Familie getan. Ich hätte irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich es beende und wüsste auch nicht, wie das auf meine Kleine wirkt. Deswegen sage ich ehrlich, dass ich zu feige bin, eine Entscheidung zu treffen und es einfach so weiterlaufen lassen, solange es zufriedenstellend läuft. Wenn sie weg ist, vermisse ich sie auch nicht mehr, wie das sonst der Fall war. Ich hoffe auf die Zeit, dass sich eine Entscheidung wie so oft im Leben von alleine ergibt. Ich weiß, das wird einige hier auf die Palme bringen, aber so ist es nun mal.

    Sei einfach Du selbst, alle anderen gibt es schon

  • Ne Micha auf die Palme bringt mich da nix, Du hast eigentlich mein Mitleid, da Du Dir selber wertvolle Lebenszeit damit klaust.


    Gugg, wenn Du sie schon nicht mehr vermisst, ist doch deutlich genug.


    Lass Dich wegen ihrer Krankheit nicht so einschüchtern, die ist schlimm, darf aber nicht über alles gelegt werden und das darunter erstickt.


    Eigentlich wäre es sinnvoll das Ihr Euch gegenseitig frei gebt, für Eure Leben die nun anscheinend sich verändert haben und natürlich auch die Freigabe für einen neuen, richtigeren Partner.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Du hast vollkommen Recht. Das ist mir schon klar. An einen richtigeren Partner denke ich gar nicht. Ehrlich gesagt genieße ich die Zeiten, in denen ich alleine bin. Ein Partner wäre für mich in nächster Zeit kein Thema mehr. Fehlt nur der Mut, die Entscheidung zu treffen.

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  • Hallo
    Alles beim Alten und im Moment habe ich auch wieder eine Ausrede für mich, es weiter zu schieben, da ihre Mutter vor Kurzem gestorben ist, die ich auch sehr gut kannte und sehr mochte.

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  • Ich dachte nach so langer Zeit, wäre mal ein Update fällig. Über 2 Jahre ist das nun her. Kaum zu glauben.


    Meine Kleine lebt immer noch im "Heim" und macht dieses Jahr dort die Schule fertig und wird dann auch dort eine geförderte Ausbildung machen. So ganz passt ihr das nicht, aber die Empfehlung von Psychologen und Betreuern geht in diese Richtung. Außerdem machen ja viele Nicht-Heimkinder auch die Ausbildung in Berufsbildungswerken, die außerhalb der Heimat sind und kommen an den WE heim. OHne einen richtigen Schulabschluß wird sie auch keinen normalen Ausbildungsplatz finden (Sie sucht auch nicht wirklich). Wir hatten viele Probleme in den letzten Jahren. An der Spitze musste sie einige Zeit im Jugendarrest verbringen. Ich denke aber, es hat nachhaltig einen Eindruck hinterlassen. Die Geschwister untereinander verstehen sich mittlerweile sehr dicke, so wie ich mir das immer gewünscht habe.


    Meine "Große" ist zeitig ausgezogen, erst in eine eigene Wohnung und nun bald zusammen mit ihrem Freund. Nur mein Sohn wohnt noch daheim, ist dank Führerschein und Auto mehr bei seiner Freundin als hier. Logisch in dem Alter.


    So kann sich das Leben ändern. Wenn sie klein sind, ist man manchmal überfordert, aber so gelangweilt, wenn die "Erziehungsaufgaben" wegfallen und man sich mit sich selber beschäftigen muss.

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  • Und wie geht es Dir Micha? Ist deine LG wieder gesund oder kämpft ihr da noch, bzw. ist sie überhaupt noch da. Erinnere mich das es da ja auch nicht ganz so glatt lief.

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  • Hallo Micha,


    ich freu mich total (!), von dir zu lesen! Gerade in letzter Zeit habe ich durchaus ein paarmal an dich gedacht und mich gefragt, was eurer bzw. deiner Geschichte so geworden ist. Ich schließe mich Elin an: wie geht es dir mit dem Ganze jetzt so? Und ich würde mich freuen, wenn wir dich hier wieder öfters lesen könnten! :blume

  • Hallo
    Danke, ich lese immer in Foren viele Fragen und Antworten, aber selten kommt mal ein Status zurück. Deswegen wollte ich das hier schreiben.
    Mir geht es soweit sehr gut und bin im Moment auch alleine, da meine LG wieder starke Depressionen hat und bei ihrem Vater ist. Laufen kann sie kaum noch, da sie durch die Chemo stark gelitten hat.
    Wie es weiter geht, im Moment nicht wirklich eine Ahnung.


    Im Moment ist mir nur wichtig, dass meine Tochter eine PErspektive hat. Sie hat sich sehr zum Positiven entwickelt. Beim letzten Gespräch wurde sie nur gelobt. Nur emotional schwankt sie noch sehr.
    Es ist auch ungewohnt, dass sie selber jetzt die Entscheidungen trifft. Alle Anträge auf Hilfe muss sie jetzt selber beim JA stellen und alle sind sich einig, dass sie noch viel Unterstützung braucht, auch während der Ausbildung und das eben nur in Zusammenarbeit mit Arbeitsamt und JA klappen kann. D.h. sie wird auch während der Ausbildung vom JA wohnlich betreut. Aber sie möchte das auch so und trägt alles mit, sie ist schon richtig vernünftig geworden und der Arrest hat viel verändert.


    Ich selber habe mich in Arbeit gestützt sag ich mal. Das lenkt ab. Im Moment fordert mich meine Firma sehr und ich habe meinen 12 Stunden Tag. Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes. Das ist auch gut so. Vielleicht auch schlecht. Also immer noch zerrissen, nur dieses Mal sind es andere Gründe.


    Ich lese mich hier mal ein und wenn ich irgendwo meinen Senf dazu geben kann, werde ich das auch tun.

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  • Bist du noch bei der alten Firma?


    Ich freue mich für dich, dass deine Tochter eine Perspektive und offensichtlich auch Hilfe (zur Selbsthilfe?) hat. Und wenn einem die Arbeit "Spaß" macht bzw. die eigene Arbeit von wem auch immer gewertschätzt wird, ist es manchmal auch gar nicht soooo verkehrt, sich dann in der Arbeit zu vergraben und sich damit abzulenken - meine Meinung. Wie heißt es so schön? Et kütt eh wie et kütt - und wenn die Zeit "reif" ist... geht es irgendwie weiter, irgendwas passiert dann eh.


    Micha, ich denke, du hast so viel hinter dir, so viel erlebt und erfahren, dass es für andere sicherlich durchaus hilfreich sein kann, sich mit dir auszutauschen :blume .

  • Ich hatte ganz vergessen, dass ich schon einiges für mich tue, auch wenn ich dabei hin und wieder das Gefühl habe, egoistisch zu sein:


    Ich habe angefangen, mir das Klavierspielen beizubringen und mir auch ein ePiano gekauft und spiele fast täglich.
    Dann war ich 2 Wochen auf einem Sprachurlaub, ganz alleine.
    Seit fast 2 Jahren gehe ich zudem zur VHS in einen Spanischkurs.
    Ich habe eine "Karriere" als Produkttester mit einer eigenen Webseite gestartet, aber wieder reduziert, weil es zu viel Zeit kostete.
    Ich bin als Fußballfan viel unterwegs, auswärts und daheim, da ich mich da mehr engagiere.


    Teilweise habe ich aber meine Kinder mit einbezogen. Meine Tochter und meinen Sohn habe ich öfter auf Ausdwärtsspiele mitgenommen in der Hoffnung, sie zu begeistern. Meine Tochter fand es ganz gut, aber bei ihr zündete der Funke nicht, bei meinem Sohn schon. Dann war ich mit Partnerin und Tochter zusammen, ohne Sohn, letztes Jahr im Sommer für 10 Tage alleine im Urlaub! Das war unvorstellbar, da genau ein solcher Urlaub diese Krise ausgelöst hatte. Wider Erwarten war dieser Urlaub echt schön und wir hatten 10 harmonische Tage ganz ohne Streit. Mit meinem Sohn war ich auch alleine auf Mallorca, unser erster Urlaub alleine, mit meiner großen Tochter davor auch den ersten urlaub, also nur wir beide, in London. Das war beides auch ein sehr schönes Erlebnis.


    Das ist mir so nach etwas nachdenken erst heute bewusst geworden und zeigt mir im Rückblick, dass die letzten beiden Jahre in Summe ganz schön gelaufen waren. Nur die letzten Monate gingen wieder bergab, weil ich auch beruflich zu viel um die Ohren habe, eigentlich auch unzufrieden bin mit den Arbeitsbedingungen, nicht mit der Arbeit selber. Daran muss ich noch arbeiten.

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  • Das hier hatte ich die Tage im falschen Beitrag gepostet und gehört eigentlich hierher:


    Hallo
    es wird mal wieder Zeit für ein Update mit guten Nachrichten:
    Heute hat meine Tochter ihre Ausbildung als Köchin in einem Berufsbildungswerk begonnen. Ihren Mittelschulabschluss hat sie sehr gut hin bekommen und ich bin zuversichtlich, dass sie das schafft. Sie bekommt nun keine Jugendhilfe mehr und lebt in einem Internat. Die erste Woche war gut, sie ist sehr begeistert :-)

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  • Und es läuft weiter: Zwischenzeugnis nur 1er und 2er. Keinerlei Auffälligkeiten mehr. Sie möchte aus der WG in eine eigene Wohnung der Einrichtung ziehen, was auch befürwortet wird. Um es knapp zu sagen: Ich bin megastolz auf meine Tochter und sie kann auch stolz sein auf das, was sie erreicht hat :-)

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  • Auch hier gibt es neues für die, die es lesen möchten.


    Sie hat ihre Ausbildung trotz aller Warnungen abgerbochen. Trotz guter Noten. Alle bedauern es. Da in der Einrichtung viele Mädchen wohnen mit psychischen Problemen, hat sie sich in den negativen Strudel mitziehen lassen. Das Ritzen wieder angefangen etc. etc. Obwohl sie nun dort einen festen Therpieplatz bei einer guten PSychologin hat, eine sehr gute Betreuung, wollte sie aufhören. Erst wollte sie auswandern mit einer Freundin, dann an den Bodensee und jetzt wurde es eine andere Freundin mit denselben Problemen. Beide tun sich nicht gut. Sie war 1 Woche hier und man hat gemerkt, wie sie sich beide runterziehen. Sie meint, ihr ganzes Leben sei verkorkst und sie möchte aus diesem Leben in Internaten und Heimen ausbrechen und auf eigenen Füßen stehen. Ich respektiere diesen Wunsch, aber ich denke, sie überschätzt sich und hätte die Ausbildung fertig machen sollen. Es war ja sogar ihr Traumberuf.


    Vor 10 Tagen ist sie zu dieser Freundin gezogen und wollte sich dort erst ne Arbeit besorgen und dann um eine Ausbildung kümmern. Nach 2 Tagen dann wieder der 4. Sinneswandel. Sie möchte nach hause und mal schauen, wie es da läuft. Obwohl sdie noch 2 Tage vorher gesagt hat, sie braucht niemand und kann auf eigenen Füßen stehen. Dann hatte ich den Wunsch einfach abgelehnt und meinte, wenn sie nicht mehr bei der Freundin bleiben möchte, es gibt dort auch Notunterkünfte oder sie soll die Ausbildung fortsetzen. Das fiel mir unendlich schwer, aber sie hat gegen jeden Rat groß getönt, sie packt das alles selber, sie braucht keine Hilfe mehr, naja und da musste ich jetzt konsequent sein.


    Danach hörte ich nichts mehr. Außer das sie nach Versicherungsnummer und Steuer ID gefragt hat. Ich werde jetzt auf jeden Fall mind. 1 Monat hart bleiben und wenn es dann wirklich nicht mehr geht, kann sie nachhause kommen. Aber dann muss sie etwas tun, nicht rumhängen, ein FSJ o.ä. und wenn sie selber nix sucht, dann suche ich was.


    Mit der LG geht es soweit, die Depressionen sind aber nun auch im Sommer stark zu spüren, nicht mehr nur im Winter und natürlich auch der Abbau durch die MS. Im Moment habe ich so viel um die Ohren, die Arbeit und dazu noch Probleme mit meiner Mutter. Letzte Woche lag ich einen halben Tag flach, weil mein Auge aussetzte und eine Seite taub war. Erst gegen Mittag konnte ich wieder laufen. Seitdem starken Tinnitus. Den hatte ich schon, jetzt ist er richtig laut. Einfach zuviel Stress vermute ich.

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