Kann man sich seelisch auf den eventuellen Tod eines sehr nahestehenden Menschen "vorbereiten"?

  • :(


    Es ist ein ureigenes Problem von mir. Ich hatte schon immer große Verlustängste, mir nahestehende Personen zu verlieren... es gibt auch nicht wirklich viele davon.


    Meist verdränge ich das Thema... weil ich meiner eigenen "Kraft" nicht vertraue, solch einen Verlust zu überstehn!


    Heute wurde ich damit bitter konfrontiert - der Mensch der mir neben meinen Kindern am nähesten steht, hat mir wohl mehr verheimlicht, als ich dachte :heul
    Sie ist meine Schwester, auch wenn die verwandtschaftlichen Verhältnisse andere sind... meine Freundin... meine Familie! Sie ist meine engste Vertraute, eine Seelenverwandte, und meine Stütze. Unser ganzes Leben sind wir schon füreinander da, wie kein anderer...


    Sie ist schon sehr lange krank... und die Diagnose Krebs schwebt wieder in der Luft... schon wieder! Anfang nächster Woche wissen wir mehr. Wie sie heute mit mir gesprochen hat, hat sie es noch nie getan... und es hat mir solch eine Angst gemacht, wie noch nie! :heul
    Sie hat so eindringlich gesprochen, so ruhig, klar und deutlich... daß sie weiß, wie schlimm es für mich werden wird, ich mich unbedingt damit befassen muß, nicht verdrängen darf... und ich bitte ihren Teil der Familie für ihren Sohn weiterleben soll...


    Sie ist gerade 5 Jahre älter wie ich... hat einen 9 Jahre alten Sohn... geschieden und AE. Sie hat noch nicht viel Schönes in ihrem Leben erfahren dürfen. Und dennoch kann sie das Leben geniesen! Jeden Tag macht sie das Beste daraus. Ich bewundere sie so sehr für ihre Stärke!



    Ich kann mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben!



    Ich habe Angst, mich wird das vielleicht Unausweichliche von den Füßen holen... und ich kann nicht mehr für meine Kinder sorgen! Für diese Lebenskrise wäre keiner für mich da zum Auffangen... denn das war immer SIE!
    Und ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Leben ohne sie noch lebenswert wäre - einzig und alleine für meine Kinder würde ich funktionieren... kein Mensch ist mir so vertraut wie SIE! :heul




    Bitte... sagt mir, die, die das schon erleben mußten... wie überlebt man solch einen Verlust? Wie geht es tatsächlich weiter? Und... kann man sich wirklich drauf vorbereiten?




    Mit diesem posting tu ich schon sehr viel für meine Verhältnisse - ich verdränge nicht weiter :( Ich habe dafür 2 Std. gebraucht :kopf

    "Wenn man nicht weiß was man will,
    muß man nehmen was kommt!"


    Glückskeksweisheit - Verfasser unbekannt :D

  • Zunächst mal, und auch, wenn es wie eine leere Floskel klingt, kommt es von Herzen. Es tut mir sehr leid, was deiner Schwester, ihrem Kind und dir gerade widerfährt.


    Zu deiner Frage nach Vorbereitung? Meiner Erfahrung nach: NEIN! Ich habe schon gleichaltrige, jahrzehntelange enge Freunde gehen sehen und auch meinem eigenen Vater, der mir sehr nahestand, über Monate beim Sterben zugesehen. Wir wussten alle, dass er sterben muß, auch er und er hat wenige Tage vor seinem Tod noch ausfühlich mit mir gesprochen und das war die einzige Gelegenheit, bei der ich meinen Vater habe weinen sehen.


    Um es kurz zu machen, mir war bewusst, dass er nicht mehr lange leben würde und es kam dann auch der Anruf vom Krankenhaus, dass wir bitte kommen möchten. Es dauerte dann noch einen ganzen Tag und trotzdem, den Moment, als er starb, werde ich nie im Leben vergessen. Es war, als zöge es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich war 30 Jahre alt, hatte längst eine eigene Familie, hatte viele Monate Zeit, mich auf das Sterben meines noch relativ jungen Vaters vorzubereiten und es traf mich dennoch wie ein Donnerschlag.


    Er war für mich der Fels in der Brandung gewesen, hat mich geliebt und akzeptiert, wie ich war und seinen Rat vermisse ich manchmal noch heute.


    Auch bei anderen nahestehenden Personen ging es mir so, dass ich einige Zeit brauchte, um wirklich zu verstehen, dass sie nicht mehr da sind. Was mir geholfen hat, war der Glaube, die Akzeptanz, dass nicht wir Menschen bestimmen, wann wir diese Erde verlassen und vor allem auch, dass bei allem Leid, dass uns widerfährt, uns Gott auch die Kraft gibt, es zu ertragen.


    Dann waren da ja auch meine Kinder, für die ich da sein musste und wenn ich wirklich kurz davor war, zu verzweifeln, dann habe ich mir ins Gedächtnis gerufe, was mein Vater jetzt wohl von mir erwarten würde und das hat mir dann wieder Kraft und Mut gegeben. Ich wollte, dass er auch weiterhin stolz auf mich sein konnte.


    Diese Kraft und diesen Mut, die wünsche ich dir von Herzen! Du wirst damit fertigwerden, für dich selber, für deine Schwester und für ihr Kind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Poi_son ()

  • :troest es ist ganz ganz schlimm,was ihr da durchmacht :kopf


    Ich habe letztes Jahr eine Freundin durch die Chemi begleitet sass immer an ihrem Bett
    war da bei als die Haare ausfielen


    Der Krebs ist etwas gemeines ,es heisst sie hääte ihn besiegt ,ich wünsche es mir...



    Die Realität sieht leider oft anders aus
    Kannst du dir vorstellen,evt bei der Diakonie nach zu fragen ob es Hilfe für dich gibt
    oder frage deinen Hausarzt ob er eine Idee hat,ob es Gruppen bei Euch gibt für Angehörige (also ich mein nicht nur Blutsverwand ;-)


    Mein Bruder ist in diesem Monat ein Jahr tot (kein Krebs)
    und es ist immer noch schrecklich auch wenn er mir nicht so Nahe stand


    ES gibt doch auch so Telefonnummern die kostenlos sind ,Seelensorger ( ich komm nicht drauf)
    Ganz viel Kraft Euch !!!! :troest

  • Liebe 3xSonnenschein,


    das ist ganz schrecklich, was euch da passiert.
    Und Poi-son hat leider recht: Auf den Schmerz kann man sich nur sehr unzureichend vorbereiten.
    Als meine Oma vor 5 Jahren starb, habe ich sie dabei begleitet. Ich war morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause und nach der Arbeit
    im Hospiz. Wir haben viel geredet. Ich konnte merken, dass meine Oma sehr traurig ist, uns alle zurücklassen zu müssen,
    aber auch, dass sie ihren Frieden mit dem eigenen Tod gemacht hat.
    Als ich am Tag ihres Todes in der Mittagspause da war, wusste isch: heute ist es soweit. Ich wollte nicht gehen, aber sie hat mich zur Arbeit geschickt.
    Ich bin schon im Fahrstuhl zusammengebrochen. Nach einer halben Stunde auf der Arbeit wurde ich angerufen, ich solle ins Hospiz kommen.
    Als ich ankam, war sie gerade gestorben. Ich glaube heute, dass es so sein musste. Sie wollte mich nicht dabei haben. Ich hätte sie nicht gehen
    gelassen. Ich habe danach 2 Wochen neben mir gestanden. Ich konnte nicht arbeiten, nicht essen, nicht schlafen. Und vor allem konnte ich nicht aufhören zu weinen.
    Ich hatte das nicht unter Kontrolle.
    Aber es wurde auch wieder besser. Sie begleitet mich jeden Tag. Nach ihrem Tod hatte ich das Gefühl, sie will mir zeigen, dass sie noch da ist. Es sind "seltsame"
    Dinge passiert. Als wir ihr Haus ausräumten, fand ich zum Beispiel in einer Schublade eine Karte auf der Stand: Liebe frascita, viele Grüße xy (Oma)
    Ich habe ihre Bibel geerbt. Als es eines Tages besonders schlimm war, habe ich sie aufgeschlagen. Meine Oma hatte an verschiedenen Stellen Lesezeichen und Unterstreichungen.
    Die Seite in der ein Lesezeichen steckte und die ich aufschlug war Sirach 38,16-23 (Über das Verhalten in Todesfällen). Solche Dinge sind noch mehr vorgefallen.
    Außerdem muss ich oft in schwierigen Situationen an ihren Rat denken. Ich höre ihre Stimme und oft bringt mich das zum Lachen :-) manchmal auch zum Weinen.
    Manchmal sitzen wir in der in der Familie zusammen und erinnern uns an sie. Es ist besser geworden und doch tut es noch weh. Als mein Sohn geboren wurde... Ich hätte
    so gerne gehabt, dass sich die beiden kennenlernen...
    Was ich mit dem allen sagen will. Ja, es tut unendlich weh, aber wenn du begreifst, dass deine Schwester, deine Freundin, deine Wahlverwandte dich nie alleine lassen wird,
    wird es ein bißchen besser. Du wirst mit den Kindern über sie sprechen und ihr werdet gemeinsam lachen (über die schönene Erinnerungen) und gemeinsam weinen
    (in eurer Trauer um sie). Aber sie wird immer da sein! Sie kann sich dir nur nicht mehr so zeigen, wie du es gewohnt bist...



    Ich wünsche euch ganz viel Kraft! Aber vor allem wünsche ich euch, dass es noch eine Chance gibt und du dich gar nicht darauf vorbereiten musst.



    Aktuell bereite ich mich gerade auf den Tod meiner Tante vor. Sie hat ALS und stirbt seit Jahren langsam vor unseren Augen...


    Edit sagt: Wenn es tatsächlich aufs Ende zugeht, nimm dir Urlaub (falls du arbeitest). Verbringe möglichst viel Zeit mit ihr, redet, schweigt, seid euch nah... Hilf ihr zu gehen, auch wenn es dir das
    Herz bricht.

    Erziehung besteht aus 2 Dingen: Vorbild sein und Liebe. (Montessori)


    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


    Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. (J. Korczak)

    Einmal editiert, zuletzt von frascita ()

  • :troest Puh...
    ...Tränen wegwisch, Kaffe trink...


    Du könntest zweigleisig fahren.
    D.h. einerseits unterstützt du sie drin, soweit sie das möchte, ihre Angelegenheiten zu regeln. Dadurch und durch gemeinsame Gespräche, über das Sterben, das Danach, das Zurückbleiben, über gemeinsam gemeistertes und erlebtes kannst du das Abschiednehmen bewußt leben und mitgestalten.


    Kannst du dir vorstellen, an deinen Verlustängsten zu arbeiten?
    ...innerhalb einer Therapie und für hier und jetzt mit Bachblüten?

  • liebe sonnenschein,


    ich würde gerne etwas anderes schreiben : aber nein, du kannst dich auf verlust und schmerz nicht einstellen, leider...



    aber du kannst : die zeit mit ihr verbringen, für sie da sein, ansprechen, was dich bedrückt etc....


    man darf krebspatienten mit seinen eigenen gefühlen konfrontieren, man muss sie nicht in watte packen, sie halten das aus



    ich drück dich :knuddel

  • :knuddel


    Ich kann Dich gerade so gut verstehen :flenn


    Bei meinem PApa wurde dieses Jahr im Januar Darmkrebs festgestellt, er hatte eine OP und kämpft sich jetzt durch die Chemo.


    Bei der Diagnose zog es mir den Boden untern den Füßen weg. Ich fragte mich auch ständig wie wird es sein wenn er nicht mehr bei uns ist. Wie schrecklich wird es für meine Kids die ihren Opi über alles lieben, der sooooo viel für uns macht.


    Ich hab mich mit diesen Gefühlen meiner Freundin anvertraut....sie meinte nur " Du weißt aber, das Dein Papa noch lebt?"


    Ich nehme ihn jetzt bewußter wahr. Ich geniese jede Minute mit ihm. Wie es ausgeht wissen wir noch nicht.



    Es ist meine Meinung und Art damit umzugehen, Nein ich möchte mich nicht darauf vorbereiten, denn mein Papa lebt!


    :frag



    :knuddel:knuddel:knuddel

    Wenn alles um mich herum normal ist, bin ich froh das ich bekloppt bin!

  • Puh, es tut mir sehr leid :troest


    Ich habe damals vor 3 Jahren meine Oma begleitet als sie starb.
    Ich war jeden Tag da, ich habe sie einfach genossen, auch als sie nicht mehr ansprechbar war.
    Wir wussten es, und dennoch, auch nach 3 Jahren fehlt sie sehr.
    Diese Endgültigkeit ist für mich irgendwie nicht greifbar.


    Ihr Bild hängt an unserer Pinnwand im Wohnzimmer, und immer wenn ich es angucke, dann guckt es zurück.
    Es tut weh und hilft mir zugleich, denn auch wenn sie nicht mehr aktiv mit mir redet, so weiss ich doch genau was sie sagen würde, wenn sie noch da wäre.


    Ich finde es ganz ganz toll und große von Deiner Freundin, dass sie so mit Dir gesprochen hat !


    Was kannst du tun ?


    Neulich las ich von einer Frau, die ihrem Mann eine to do Liste hinterließ , die sie schreib.
    Ich glaube da ist ein Buch draus geworden : " Küss die Jungs zwei Mal " meine ich.


    Ich fand es eine wundervolle Idee, vielleicht auch etwas für Euch ?


    Gestaltet die Zeit, egal wie lange sie noch geht aktiv miteinander, und man kann auch aktiv schweigen, oder eben tolle Dinge unternehmen.....


    Lass Dich noch einmal drücken :troest

  • Sorry wenn ich ein wenig unsentimental und praktisch bin.


    Krebs hat den Vorteil, dass man halbwegs einen Fahrplan hinbekommen kann. Man hat Zeit bis es richtig schlimm wird, Zeit Dinge zu regeln und sich zu verabschieden. Außerdem bleibt der Betroffene bei Krebs meist klar bei Verstand.


    Ich hab jetzt zwei Großmütter mit langen Sterbephasen und geistiger Verwirrtheit und einen Stiefvater mit Krebsmetastasen in der Lunge als Todesfälle in der Familie. Je größer das Leiden und offensichtlicher die Krankheit wird, desto leichter wird es loszulassen. Fehlen und vermissen kommt später. Die Lücke bleibt. Haushaltsauflösungen sind ein Horror.


    Aber klär erst mal Diagnosen und Szenarien ab. Ich finde es hilft ungemein vorher zu klären wenn dem Betroffenen X passiert möchte er Y. Was wird denn aus dem Kind? Zu dir oder zum KV? Sonstige Optionen? So was bereitet vor und schafft für alle eine gewisse Sicherheit, für einen selber: weil man so handeln kann wie der Betroffene es wünscht und für den Betroffenen, weil er sieht das er Aufgaben, wie besprochen weiter reichen und loslassen kann.


    Ach ja, zwei Krebse sind bei mir in der Familie noch in der Pipeline. Einer wurde wohl wieder Erwarten durch den Betroffenen überlebt, der ist seit 15 Jahren ein Thema (Überlebende nach 10 jahren unter 10%), der zweite ist wohl harmlos (meine Einschätzung), eine Bedrohung (Einschätzung der Betroffenen). In beiden Fällen gibt es Eckwerte, Patientenverfügungen, Wünsche etc. Das hilft etwas.

  • ja, grüner, das stimmt wohl auch zum teil, man kann einige dinge sicher klären....leider führt es bei gabe von morphinen relativ häufig zu massiven persönlichkeitsveränderungen.....da bleibt dann leider wenig raum für deine theorie, da die erkrankten oft den gesprächsbedarf der familie gänzlich ausblenden :(

  • Er war für mich der Fels in der Brandung gewesen, hat mich geliebt und akzeptiert, wie ich war und seinen Rat vermisse ich manchmal noch heute.


    So ist Sie auch, für mich!


    Kannst du dir vorstellen,evt bei der Diakonie nach zu fragen ob es Hilfe für dich gibt
    oder frage deinen Hausarzt ob er eine Idee hat,ob es Gruppen bei Euch gibt für Angehörige


    Ich glaube so eine Gesprächsrunde wäre ganz gut für mich, ja... danke für den Tipp!


    Ich hätte sie nicht gehen
    gelassen.


    Ich befürchte, ich kann es auch nicht :heul


    Ich konnte nicht arbeiten, nicht essen, nicht schlafen. Und vor allem konnte ich nicht aufhören zu weinen.
    Ich hatte das nicht unter Kontrolle.


    Davor hab ich rieeesen Angst!


    Ja, es tut unendlich weh, aber wenn du begreifst, dass deine Schwester, deine Freundin, deine Wahlverwandte dich nie alleine lassen wird,
    wird es ein bißchen besser. Du wirst mit den Kindern über sie sprechen und ihr werdet gemeinsam lachen (über die schönene Erinnerungen) und gemeinsam weinen
    (in eurer Trauer um sie). Aber sie wird immer da sein! Sie kann sich dir nur nicht mehr so zeigen, wie du es gewohnt bist...


    Das hat sie gestern auch gesagt... sie wird immer bei mir sein, im Herzen... sie hat noch nie so gesprochen zuvor :(


    Aber vor allem wünsche ich euch, dass es noch eine Chance gibt und du dich gar nicht darauf vorbereiten musst.


    Ja... noch eine weitere Chance... noch etwas mehr Zeit... aber bitte mit mehr Lebensqualität, als sie jetzt hat! Dankeschön!


    Aktuell bereite ich mich gerade auf den Tod meiner Tante vor. Sie hat ALS und stirbt seit Jahren langsam vor unseren Augen...


    Das ist grausam! :heul Das tut mir sehr leid!


    Hilf ihr zu gehen, auch wenn es dir das
    Herz bricht.


    Ich werde mein bestes Geben wenn es soweit kommt... zusammenbrechen kann ich ja dann danach!




    Ich danke euch für eure Worte!!


    Ich kam spät in den Schlaf letzte Nacht... sehr spät! Und meine Kinder sind dafür immer sehr früh wach :muede Als ich heute morgen wieder wie meist an den Wochenenden, mit Zeter und Mordio von ihnen geweckt wurde, und ich deswegen natürlich sauer aufgestanden bin, kam es sofort wieder hoch und überrollte mich: "Du wirst dich nicht mehr bei ihr über die Alltagsmühen mit den kids auslassen können! Du wirst in Zukunft ganz alleine damit da stehn!"


    Den ganzen Morgen über schießen mir immer wieder die Tränen in die Augen... und ich kanns den Mädels nicht erklären, warum! :heul


    Sie ist meine Tante, also schon blutsverwandt... aber wir sind wie Geschwister aufgewachsen, in einem Haus. Meine Oma hatte die ersten Jahre die Fürsorge für mich, da meine Mutter mich ungeplant und minderjährig von einem amerikanischen GI bekam. Meine Mutter lebte weiter ihre Jugend aus, meine Oma war Tag und Nacht arbeiten, weil durch den frühen Unfalltod meines Opas, alleinerziehend mit SECHS Kindern PLUS mir, und die Jüngste, eben besagte "Tante" und ich, wir waren von Kind an füreinander da, weil es sonst keiner war!
    Unsre Familienchronik alleine wäre ein Buch wert.



    Kannst du dir vorstellen, an deinen Verlustängsten zu arbeiten?


    Ich muß es! Ich weiß es schon lange, daß ich es tun sollte... aber es gibt doch auch sonst immer soviel "zu tun" :( Wann sollte ich denn mal Zeit gehabt haben die letzten Jahre, mich intensiv um meine Seele zu kümmern?? :kopf


    Nein ich möchte mich nicht darauf vorbereiten, denn mein Papa lebt!


    Ich finde diesen Satz sehr schön :thanks: Um ehrlich zu sein: wir leben die ganzen letzten Jahre schon so, als wenns kein (schreckliches) Morgen gäbe! Wir geniesen die gemeinsame Zeit so gut es geht, und feiern die Feste, wie sie fallen! Durch ihre lange Krankengeschichte wissen wir Beide schon lange auch unausgesprochen, daß SIE keine Oma werden wird... und ich weiß es im Grunde auch schon lange, daß sie wahrscheinlich vor mir gehen wird. Aber durch ihre unerschütterliche Lebenslust ließ es sich so leicht verdrängen... und ich denke im Nachhinein, daß das gut so ist!


    Neulich las ich von einer Frau, die ihrem Mann eine to do Liste hinterließ , die sie schreib.
    Ich glaube da ist ein Buch draus geworden : " Küss die Jungs zwei Mal " meine ich.


    :(


    To do Listen helfen mir auch bei meiner Alltagsbewältigung... vielleicht gar keine so abwegige Idee für uns... damit in guter Weise umzugehn. Dankeschön!



    Krebs hat den Vorteil, dass man halbwegs einen Fahrplan hinbekommen kann. Man hat Zeit bis es richtig schlimm wird, Zeit Dinge zu regeln


    Das "Außenrum" vielleicht... aber ich glaube nicht, das Innendrin :(


    Aber klär erst mal Diagnosen und Szenarien ab. Ich finde es hilft ungemein vorher zu klären wenn dem Betroffenen X passiert möchte er Y. Was wird denn aus dem Kind? Zu dir oder zum KV? Sonstige Optionen? So was bereitet vor und schafft für alle eine gewisse Sicherheit, für einen selber: weil man so handeln kann wie der Betroffene es wünscht und für den Betroffenen, weil er sieht das er Aufgaben, wie besprochen weiter reichen und loslassen kann.


    So in der Art haben wir gestern bereits geredet. Das Kind wird sicherlich zum KV kommen/gehen. Wir haben darüber bittere "Scherze" gemacht, wie ICH dann mit diesem Stinkstiefel (entschuldigt, aber mir ist wirklich kein treffenderes Wort für den Ex von ihr eingefallen) in Zukunft auskommen muß, dem Kind zuliebe! Denn wenn ich es NICHT tue, mi nicht genauso auf die Zunge beiße, wie sie es all die Jahre schon tut, dann schadet es im Endeffekt nur dem Kind! Wenn ich ihm meine ehrliche Meinung sagen würde über ihn, dann würde er mir vielleicht den Sohn vorenthalten :heul
    Das meinte Sie, mit dafür sorgen in Zukunft, daß Sohni nicht den Anschluß an die Familie mütterlicherseits verliert!
    Uns war und ist Familie schon immer sehr wichtig. Weil wir eben so wenig davon hatten! Deswegen habe ich es selbst immer wieder und so lange mit unsrem KV versucht :kopf



    Ja, ich denke solche Gespräche in der Art wie gestern wird und muß es jetzt häufig geben... und vielleicht "hilft" es wirklich :frag



    Ich muß jetzt dann raus mit den Mädels... ich hab mir gedacht, wir fahren mit dem Rad ins Grüne, schmeißen uns mit der Decke ins Gras... ich glaube, das wird mir gut tun! Meine Tante muß heute zuhause nahe der Toilette sein... sie muß entleeren für die morgige Magen- und Darmspiegelung :(



    Ich wünsch Euch allen einen schönen Tag! Geniest ihn!!! :thanks:


    LG, 3xS.

    "Wenn man nicht weiß was man will,
    muß man nehmen was kommt!"


    Glückskeksweisheit - Verfasser unbekannt :D

    Einmal editiert, zuletzt von 3xSonnenschein ()

  • Hallo liebe TE,


    es tut mir leid.
    Für Deine Freundin und für Dich.
    Und nein, Du kannst Dich nicht darauf vorbereiten.
    Nicht emotional.


    Es ist egal wie alt, wie krank ein Mensch ist, oder wie lange man schon weiß oder auch nicht, dass der andere gehen wird.
    Es tut weh. Es tut lange weh. Dieser Schmerz wird kommen und Du wirst ihn ertragen müssen.
    Jeden Tag.


    Das einzige was Du tunkannst, ist Dir einen Rahmen zu schaffen.
    Feste Abläufe, Dinge die zu regeln sind, die Dich beschäftigen, Dir einen Anschein von Normalität geben.
    Natürlich kannst Du dann auch eine Therapie machen, einen Trauerbegleiter in Anspruch nehmen.


    Aber ganz egal wie sehr Du Dich darauf vorbereitest, emotional wird das alles nichts bringen.


    Das einzige was ich Dir raten kann ist, nutze die Zeit.
    Denke nicht darüber nach wie Du Dich darauf vorbereitest, sondern nutze die Zeit mit ihr.
    Ansonsten sitzt Du hinterher da und trauerst um die verlorene Zeit in der ihr so wundervolle Dinge hättet tun können.


    Ich drück Dich mal.


    LG, MaLu

  • Puh meine güte als ich anfing deinen Thread zu Lesen liebe 3X Sonnenschein kam mir alles wieder hoch.


    Meine Schwester Starb vor 4 Jahren sie war gerade mal 44 Jahre alt einfach so viel um und es war vorbei.
    Es war für uns alle ein schock, und nein du kansnt dich nicht darauf vrobereiten.
    Letztes Jahr starb mein Paps an Krebs wir hatten bissel zeit um alles zu Regeln ABER die zeit langte dennoch nicht, denn sie langt nie um sich vorzubereiten, es ist immer viel zu wenig zeit obs nun Wochen, Monate oder Jahre sind die einem bleiben.


    Such dir eine gruppe das tut dir sicher gut.


    Meine Schwester fehlt mir sowas von unedlich der schmerz wird besser zu ertragen aber das erste Jahr war die hölle ohne sie.

  • Ach Sonnenscheinchen, ich weiß gar nicht was ich sagen/schreiben könnte :troest


    Es tut mir so leid und ich fürchte es gibt kaum tröstliche Worte. Ich denke auch nicht, dass man sich irgendwie drauf vorbereiten könnte. Als eine Frau aus unserem Dorf erfuhr, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, war sie es, die die anderen tröstete... so eine Stärke und es scheint so zu sein, dass die, die bleiben müssen schwerer damit umgehen können, als die, die gehen, denn bei einer anderen schwer krebskranken Frau habe ich es auch so erlebt. So krank, aber gleichzeitig so stark :frag


    Ich weiß nur, dass uns die geliebten Verstorbenen weiter durch unser Leben begleiten, auch wenn sie nicht körperlich hier sind. Ich spreche auch heute noch mit unserer Oma und seit mein Vater tot ist, merkwürdigerweise auch manchmal mit ihm (solange er gelebt hat, wollte ich das ja nicht mehr).


    Noch habt Ihr Zeit im Diesseits miteinander und Du wirst nicht daran zerbrechen, sollte sie in absehbarer Zeit gehen müssen. Ich schätze Dich nämlich nicht so ein :knuddel


    Letztendlich sehe ich es so, dass uns niemand verlässt, sie gehen nur vor.

  • ...niemand verläßt einen wirklich und ich glaube, man stirbt erst dann wirklich, wenn der letzte Mensch einen vergessen hat...und was ist denn Trauer dann anderes als Liebe... Mich begleiten noch immer Menschen, die schon lange nicht mehr hier sind und es eben doch sind und ja, auch ich kann mit ihnen sprechen, denn sie sind ja auch Teil von mir...


    Aber noch ist sie da, lebe die Zeit intensiv und mit Freude...vielleicht könnt ihr gegenseitig die Stärke finden und geben, das Leben so anzunehmen, wie es ist, auch wenn es schmerzt...

  • auf die Trauer und den Schmerz kannst du dich nicht vorbereiten - du würdest danei außerdem vergessen, dass ihr beide JETZT lebt.
    aber du kannst dir jetzt schon zu Herzen nehmen, dass sie Dir auch geraten hat, DEIN Leben in die Hand zu nehmen und unabhängig/selbständig zu werden .

  • ich finde sehr wohl, dass man sich darauf vorbereiten kann, darf und sogar soll!


    wenn die möglichkeit besteht, dann ist die begleitung in der krankheitsphase und beim sterbeprozess zwar das heftigste überhaupt.


    aber man bekommt noch einmal gemeinsame, intensive zeit geschenkt und kann sich verabschieden.


    das hilft im trauerprozess, auch wenn es lange und schlimm weh tut...


    wenn deine schwester jetzt mit dir spricht und ehrlich ist, dann nimm ihre hand und steh ihr bei!


    diese erinnerungen werden dir helfen und kraft geben, wenn sie gegangen ist...


    ich wünsch dir viel kraft!!! :troest

    "und sobald du die antwort hast, ändert das leben die frage..."


    "you will never truly understand something, until it actually happens to you!"

    Einmal editiert, zuletzt von Pilar ()

  • Auch ich möchte Dich drücken und Dir Kraft schicken!


    Wir haben dieses Jahr ein Kind und eine Frau mit 50 Jahren an den Krebs verloren.
    Auf Deine Gefühle nach dem Tod kannst Du Dich wohl schwer vorbereiten (wobei es - so böse es klingt - mit der Zeit nicht mehr ganz so schlimm ist, wir haben nun in kurzer Zeit den vierten lieben Menschen verloren).


    Aber es hilft ungemein, sehr viel mit dieser Person zu reden, über ihre GEdanken, über Deine GEdanken, vor allem die Ängste, um dann zu wissen, wenn sie geht, ist alles geklärt und alles gesagt, und ihr geht es nun gut, da wo sie ist.


    Schwieriger ist es, wenn jemand aus dem Leben gerissen wird oder man nie die Gelegenheit zum Gespräch nahm, weil so viel ungeklärt bleibt und nie wieder benatwortet werden kann.