Die angeblich dunkle Seite der Kindheit

  • Ich finde erstaunlich wie leicht ihr die Bedenken des Artikel einfach weg schiebt, hinter diesen neuen Erkenntnissen stehen immerhin eine ganze Reihe von Kinderärzten. Und es geht hier nicht allein um irgendwelches politisieren sondern ganz konkrete wissenschaftliche Meßwerte. Diese Meßwerte beruhen darauf das bei Kindern das Streßhormon Cortisol gemesen wurde und zwar in den USA wo aus wirtschaftlichen Gründen (die Löhne sind da oft so niedrig , das direkt praktisch ab der Geburt wieder beide Elternteile arbeiten mußten ) , also sehr früh eine außerelterliche Betreung stattfinden mußte und muß. Sie deckt sich mit meinen eigenen Beobachtungen , ich fand es immer schon sehr merkwürdig und "abartig" das kaum auf der Welt die Babys außerelterlich betreut werden . Glauben die Leute wirklich irgendein Angestellter der einen Job macht, kümmert sich genauso um ein Kind wie eine Mutter oder Vater? und da sind genauso tiefe Bindungen vorhanden ? - sehr naiv ! Aber daraus resultiert weder die " Frau zurück an den Herd" Politik oder sonst eine rückwärts gerichtete Politik sondern lediglich die Forderung nach einem Rahmen, der es (auch finaziell) ermöglicht diese für ein Baby/Kleinkind) unerläßliche bindung bzw Zeit mit dem Kind zu ermöglichen.




    Genau so sehe ich das auch!! Die frühkindliche Bindung ist unerlässlich für eine stabile Persönlichkeit. Dadurch, dass auch Erzieher/Innen eine hauptsächlich praxisorientierte Ausbildung erhalten, sind unsere Kinder dort nicht immer gut aufgehoben. Wobei viele Erzieher intuitiv richtig handeln und sich auch sehr viel Mühe mit den Kindern geben. Es müsste sehr viel an der Ausbildung verändert werden und Erzieher/Innen müssten mehr als Lehrer verdienen, weil sie die Basisarbeit leisten. Ein Studium, welches die Bereiche Entwicklungspsychologie und Soziologie umfasst, ist m.E. unerlässlich.


    Aber bevor sich das ändert, sind unsere Kinder nicht immer gut im Kindergarten untergebracht und jeder, der sich verantwortungsvoll um seine Kinder kümmern kann und möchte, sollte die Zeit im Kindergarten nicht allzu lange ausdehnen. Sofern dieses überhaupt als AE möglich ist.....und Betreuung für unter 3- jährige halte ich als recht bedenklich. Das haben längst alle Studien bewiesen und jegliche Psychologen- auch aus vergangener Zeit- bewerten dieses als sehr kritisch. Aber das wird wohl heute alles vergessen. Mütter sollen alle arbeiten, am besten schon nach kurzer Zeit. Wer zuhause bleiben möchte und das auch kann, wird ja als Nur- Hausfrau belächelt und genau das will unsere Politik....warum ist wohl die Frage....?!

  • Hmm.
    Den Artikel habe ich nicht gelesen, weil er mir aus irgendeinem Grund nicht erscheinen mochte - fragt meinen Computer.


    Allerdings habe ich schon mehrfach gelesen und gehört, daß sich Fremdbetreuung für Kinder unter 3 Jahre negativ auswirke. Interessanterweise meist von Eltern, die wahrscheinlich ebenfalls keine Fremdbetreuung im Vorschulalter erfahren haben.


    Mein Kind wird fremdbetreut seit seinem vierten Lebensmonat. Genau - weil meine Arbeitsstelle sonst weggewesen wäre. Dabei hatte ich schon Glück, daß an die sechs Wochen Mutterschutz nahtlos die Betriebsferien paßten.
    Allerdings kam mein Kind nicht in die Krippe, sondern zum gleichen Tarif (die Differenz wurde vom Jugendamt bezahlt) zu einer Tagesmutter. Leo hat sie geliebt. Außer meinem Sohn betreute sie noch zwei, übergangsweise auch mal drei weitere Kinder. Außerdem hatte sie eine ca. zwölfjährige Tochter, die sich ebenfalls viel mit den Kindern beschäftigte.
    Für mich war es wie die Betreuung durch eine Tante oder so - sehr familär. Als zum Beispiel einmal die gesamte Stadtautobahn wegen eines Bombenfundes gesperrt worden war, kam ich erst 5 (in Worten: Fünf) Stunden später bei ihr an. Sie übergab mir Leo lächelnd, frisch gewickelt UND beabendbrotet. "Ja, ja, ich hab's schon im Radio gehört. Der Stau muß ja furchtbar gewesen sein."


    Der Eintritt in den Kindergarten war schon schwieriger. Trotz behutsamer Eingewöhnungszeit hat Leo viel geweint; heute glaube ich, aus Reizüberflutung. Nun ja, mit drei Monaten ist eben eine gute Zeit für eine neue Beziehung, mit drei Jahren eine ganz schlechte. Aber was will man machen. Durch meinen Umzug wollte ich vorher keinen Betreuungswechsel.
    Wahr wurde allerdings auch eine Prophezeiung anderer Mütter, wirklich mehrfach gehört: Durch den Kindergarten wird Dein Kind einen Entwicklungssprung machen, das glaubst Du nicht!
    Nach der Eingewöhnung war Leo dann sehr glücklich im Kindergarten. Durch diese zweite Lebenswelt hat er das bekommen, was ich ihm nicht bieten konnte oder wollte: Endlose Bastelstunden, Sport und Mannschaftsspiele, das (ziemlich mühelose) Lernen, sich in ein Team einzufügen und - als Wichtigstes von allem - andere Kinder. Die Freundschaftstruppe von sechs Jungen hat die gesamte Kindergartenzeit hindurch gehalten, und der eine, der in die selbe Schule kam wie Leo, ist immer noch mit ihm befreundet.


    Soweit ich statements von anderen Eltern bekommen habe, befürworten sie alle die Fremdbetreuung.
    Auch, weil man nach einer Pause sein Kind viel mehr liebt, als wenn's einem den ganzen Tag auf den Keks geht.
    Auch, weil die Erzieherinnen fast alle hochmotiviert sind und immerhin Fachschulausbildung haben.
    Auch, weil die Kinder im Kindergarten einfach irrsinnig viel lernen, was sie in der Schule gut gebrauchen können.


    Schlechte Betreuung hingegen hat natürlich immer negative Auswirkungen, Egal, ob in der Kinderbetreuung, in der Serviceabteilung des Telefonanbieters oder durch das Personal eines Lehrganges.
    Ich war aber in der glückllichen Situation, mir verschiedene Kindergärten und -läden vorher ansehen zu können.


    Gruß
    Simone

  • Zitat von Northern Soul


    Ich habe den Artikel nicht ganz gelesen, aber ich frage mich, wenn es den Kindern schaden würde, fremdbetreut zu werden und es (so viel habe ich gelesen) zu depressiven, straffälligen,... Kindern führt - müsste dann nicht ganz Frankreich voller leidender Kinder sein?


    Zitat von frl.keksberg


    eben nothern soul, und alle skandinavischen länder auch.....


    In Frankreich und Skandinavien haben Erzieherinnen ein sehr hohes Ausbildungsniveau. Dort versteht man unter frühkindlicher Förderung und Bildung ganz selbstverständlich, dass dies auch von qualifiziertem Personal getragen werden muss. In Deutschland hingegen lässt man gerne so ziemlich jeden auf die Kleinen los. Erziehermangel? Kein Problem, dann nehmen wir eben Praktikanten und hoffen, dass das Ganze (weil nicht ganz legal) nicht auffliegt. Oder man denkt ganz offen darüber nach, langzeitarbeitslose Harzt-IV-Empfänger im Crash-Kurs umzuschulen. Basteln kann schließlich jeder. Man arbeitet mit allen Tricks um die Vorgaben des offiziellen Personalschlüssels zu erfüllen. Ein Schlüssel, von dem viele Fachleute sagen, er sei ohnehin schon nahe an der Kindeswohlgefährdung. Für den Beruf der Kinderpflegerin reicht auch schon der niedrigste Schulabschluss, den das deutsche Schulsystem hergibt. Man nimmt eben, was man (möglichst billig) bekommen kann.
    Wer wirklich glaubt, dass Kind von einer 20-jährigen Hauptschulabsolventin, die schlimmstenfalls kaum einer gewählten deutschen Sprache mächtig ist, besser gefördert werden kann, als von seiner gut ausgebildeten (Akademiker-)Mutter, der hat schon ein recht merkwürdiges Verständnis davon, wie Menschen lernen. Und was das Lernen von Sozialverhalten anbelangt: Bei 25 Kindern auf (bestenfalls) 2 Betreuerinnen herrrscht nicht selten pure Anarchie!


    Klar hat man als Alleinerziehende keine Wahl. Ich finde es auch nicht richtig, Eltern dafür zu verurteilen. Aber muss man deswegen ein System anpreisen und verherrlichen? Ich habe mich auch für Krippe und Kindergartenbetreuung (immer ganztags) entschieden, würde es aber in einer Partnerschaft und bei weiteren Kindern wohl nie wieder so machen - zumindest nicht in Deutschland.

  • Ja das muss man. Denn die Webseite hat einen strukturkonservativen Hintergrund, der einen - ökonomisch ohnehin geförderten und politisch wünschenswerten - Systemwandel in Familien (Frauen weg von KKK) verhindern möchte und der dazu "Studien" nutzt. Alleinerziehende sind dabei natürlich auch schon knapp vor Hölle.


    Jene Christa Meves auf die ich oben verwies ist da eine der Galionsfiguren, trat hier mal bei der kath. Kirche in einer Großveranstaltung auf, gegen die letztlich die innerkatholische Schwulenbewegung mobilisierte. Das gab einen kleinen Eklat. Wer mal Meves und ihre reaktionäre Ideologie - sie tritt immer als Expertin für Kinderpsychologie auf - gelesen hat wird man wissen was ich meine. Rückschrittlich bis dorthinaus übrigens auch im Sektor Sexualaufklärung und Umgang mit Nacktheit und kindlicher Neugier in dem Gebiet.

  • Ich finde die Forderung, die Entscheidung der Eltern bezüglich einer "Fremdbetreuung" von ökonomischen Zwängen unabhängig machen zu müssen, sehr gut und auch im Sinne von uns AE.
    Die wissenschaftlichen Befunde erscheinen mir plausibel, welche Rückschlüsse daraus gezogen werden können, kann selbstverständlich diskutiert werden.

    Ich empfinde den Artikel als sehr spannend. Und als seriös, weil er sich auf breite, wesentliche Untersuchungen stützt, die der Autor versucht, sehr wertfrei darzustellen. Anders sieht das mit der headline sowie der Einführung aus, die mutmaßlich der verantwortliche Redakteur geschrieben hat ...

    Ich finde erstaunlich wie leicht ihr die Bedenken des Artikel einfach weg schiebt, hinter diesen neuen Erkenntnissen stehen immerhin eine ganze Reihe von Kinderärzten. Und es geht hier nicht allein um irgendwelches politisieren sondern ganz konkrete wissenschaftliche Meßwerte.


    Dieser Artikel spricht mir gewissermaßen aus der Seele, denn er erklärt endlich mal das, was ich schon immer intuitiv empfunden habe:
    Eine ganztägige Fremdbetreuung, vor allem in Gruppen, ist nicht gut für Kinder unter 2-3 Jahren. Ich habe meine beiden Kinder nicht betreuen lassen in dem Alter.
    Kleinkinder haben die nötigen sozialen Kompetenzen einfach noch nicht, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, und der Nachweis, dass das ihren Stresspegel deutlich erhöht, ist für mich absolut nicht erstaunlich.


    Ich will keineswegs die AE oder verheirateten berufstätigen Mütter, die ihre Kleinkinder betreuen lassen aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, an den Pranger stellen - hier liegt das Problem am System und die Eltern müssen sehen, wie sie klarkommen.
    Aber diese wissenschaftlichen Befunde sollten uns doch zu denken geben!

  • hier liegt das Problem am System und die Eltern müssen sehen, wie sie klarkommen.


    Eltern sollten ihre Kinder unter drei nicht in Fremdbetreuung geben MÜSSEN, das ist für mich ein DER Mißstand, denn viele Kinder zeigen doch so deutlich an, dass sie noch nicht soweit sind und dringend die Mama oder den Papa etwas länger noch um sich bräuchten, aber die armen Würmle müssen da durch, weil von Luft und Liebe keiner satt wird.


    Meine Kinder hatten keine Eingewöhnungsprobleme im Kiga und wurden nicht krank. Ich glaub nämlich dran, dass uns Krankheiten auch immer auf was aufmerksam machen. Bin ich verschnupft, Hals ist dicht, dann war mir alles zuviel, ich mache dicht, lass nix mehr rein, werde zur Ruhe gezwungen. Es liegen eigentlich immer anstrengende Phasen hinter mir, wenn ich krank werde und so seh ich das auch bei den Kleinen.

  • Für mich steht und fällt alles mit dem Punkt "Qualität"


    Und so lange ich überhaupt die Möglichkeit habe zu wählen, kann ich mich für die Krippe/Kita entscheiden, die einer qualitativ hochwertigen Betreuung am nächsten kommt. Aber selbst das ist ja nicht gegeben. Ich wurde vor Ort von 5 Krippen abgelehnt, vom wählen bin ich Lichtjahre entfernt, nächstes Jahr das gleich Spiel zum Eintritt in die Kita, um Hortplätze wird hier unter Eltern heftig gekämpft.


    Die Einstellung zum Wert von Erziehungsarbeit stimmt hier eben nicht. Auf keiner Ebene. Das zeigt auch wieder die Höhe des Betreuungsgeldes. 150€. Was soll das sein? Der Witz des Monats?


    Was soll die Alternative sein? Schwedisch-Kurs an der Volkshochschule belegen und auswandern? ;) Wir Mamas hier in der Gegend versuchen es über persönlichen Austausch. Wir geben gute Erfahrungen mit guter Kinderbetreuung weiter...und nehmen weitere Monat berufliher Auszeit in Kauf, manche fahren morgens eben länger, bis zu ihrer Wunsch-Kita....es ist wie es ist.

  • hm, laut artikel müssen wir "ossis" ja mal durch die bank verkorkst sein... :hae:


    am liebsten würde ich gegenfragen stellen:
    - wo ist die vergleichsgruppe berücksichtigt?
    - wer soll den finanziellen ausgleich bezahlen?
    - wie soll sich ein/e ae organisieren, um allem gerecht zu werden?


    nein, der artikel ist mir zu plakativ.


    ich teste ja nun beruflich kinder ab kiga-alter - da ist mir noch kein zusammenhang zwischen früher fremdbetreuung und ausprägung von problemen aufgefallen.
    es gibt genauso bis ins gs-alter von eltern betreute kinder, die auffällig sind (und davon nicht wenige).


    aber ich stimme insofern überein, dass die qualität der betreuung deutlich gesteigert werden muss:
    - qualitätsanalysen durchführen,
    - erkenntnisse daraus umsetzen und leben,
    - ausbildung der erzieher qualitativ steigern,
    - betreuungsschlüssel max. 5 kinder pro erzieher/in


    (aber auch da: wer soll´s bezahlen?)

  • Ich habe den Text so verstanden, dass er zum Einen unser ekliges Betreuungssystem anprangert (Krippenplätze für alle um jeden Preis, am Besten Ganztags) und zum Anderen den Staat auffordert, Eltern wirklich eine ernsthafte Alternative in Form von staatlicher Subvention zu gewähren. Sogar in meinem Heimatkaff müssen mittlerweile fast alle Familien doppelt verdienen, damit sie sich ihren Lebensstandart halten können (damit meine ich nicht 5 Fernreisen pro Jahr), im München wohnt der DurchschnittsAE räumlich begrenzt und kann z. T. Eisausflüge nicht nur vom Wetter abhängig machen, weils einfach hint und vorn trotz Job net 100 % reicht... Also ist natürlich die erste Entscheidung mehr zu arbeiten für weniger Sorgen. All dies ist natürlich das Problem einer Gesellschaft die inoffiziell nach dem Motto lebt: "Wer Kinder hat, ist selber schuld"


    Ich glaub auch, dass an dieser Stresssache was dran ist. Denn wenn schon Erzieher auf die Straße gehen um für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken, weil es permanent zu laut ist, Personal schlichtweg fehlt (man muss ja den Gesetzentwürfen nachkommen und Betreuungsplätze zur Not auch ohne entsprechend qualifiziertes Personal zur Verfügung stellen können), kurzum, die schon alle zu sehr belastet werden, wie gehts dann erst den ganz Kleinen, die noch nicht mal formulieren können, was los ist?


    Es ist alamierend, es ist skandalös...aber in meinen Augen ist kein Zeitpunkt abzusehen, an dem sich das ändern wird... Und das find ich wiederrum sehr schad. Vor allem weil man diesen Forschungsergebnissen ohnmächtig gegenüber steht und keine Möglichkeit hat, sich aus dieser Verstrickung zu befreien...:(


    Lg Caro

  • Zitat von DieCaro


    All dies ist natürlich das Problem einer Gesellschaft die inoffiziell nach dem Motto lebt: "Wer Kinder hat, ist selber schuld"


    Danke! Genau so ist es. Und was noch gravierender ist: Einer Gesellschaft, die Kinderlosigkeit massiv fördert! Wie sonst ist es zu erklären, dass die Höhe der eigenen Rente und das Großziehen von Kindern, die diese Rente einmal bezahlen sollen, so völlig entkoppelt voneinander sind? Wer keine Kinder hat, kann zeitlebens seine 5 Fernreisen pro Jahr machen, muss beruflich nicht zurückstecken (=höheres Gehalt) und bekommt als Bonus eine höhere Rente obendrauf.
    Und bevor jetzt jemand mit dem Argument kommt: "Aber Kinderlose bezahlen doch auch höhere Steuern und damit die Schulen und die Ausbildung der Kinder." Ja, das ist richtig, aber sie wollen doch wohl auch im Alter von einem qualifizierten Arzt behandelt werden, im Supermarkt von einer netten Verkäuferin bedient, usw. Da ist es wohl das Mindeste, dafür auch seinen Teil zu bezahlen! Aus der Tatsache, dass für die Ausbildung dieser Kinder mitbezahlt wurde, darüber hinausgehend abzuleiten, dass sie gefälligst auch noch für die höhere Rente zu bezahlen hätten, erschließt sich mir in keinster Weise.


    Das Schlimme daran ist, dass Eltern keine Lobby haben. Frauen mit mehreren Kindermädchen, Au-Pairs und sonstigen Haushaltshilfen sind für mich keine Lobby - zu weit sind sie von den Sorgen und Nöten "normaler" Familien entfernt. Letztere dagegen zerfleischen sich leider oft bevorzugt gegenseitig. :rolleyes2:

  • Leider wahr:


    http://www.zeit.de/gesellschaf…-04/nubbek-kinder-bildung


    Die einzigen positiven Dinge, die die Autoren der Studie in ihren riesigen Datensätzen gefunden haben und die den "Nutzen" von Kitas belegen sollen, sind auch noch ausgerechnet sehr weiche und subjektive Faktoren. Die Eltern bescheinigen bessere Alltagsfertigkeiten - soso. Die haben oft auch vernachlässigte Kinder, die schon sehr früh ihre Dinge (Mahlzeiten usw.) selbst organisieren können oder wohl eher müssen und äußerst "selbstständig" sind. Und eine bessere Entwicklung des Kommunikationsverhaltens wird ebenfalls von Eltern und Erziehern bescheinigt. Interessant, aber wurde das denn auch anhand harter Daten und Tests verifiziert oder sind das nur subjektive Eindrücke?


    Natürlich wird man nur finden, was man finden will. Was nicht dem Mainstream widerspricht und dem Weltbild derer, die diese Studie finanziert haben. Ich glaube gern an den Nutzen von guten Kitas. Glaube gern, dass Kinder im Kindergarten manches früher lernen, als zuhause, wo ihnen die Mutter vielleicht vieles abnimmt.


    Aber nur 10% der Kitas sind offensichtlich wirklich "gut". Und auch hier muss man vorsichtig sein. Nur weil sie ein "gutes" Konzept haben, heißt das immer noch nicht, dass es auch wirklich umgesetzt wird. Also ist 10% wohl eher die obere Grenze. Mehr als 10% hingegen sind wohl eindeutig "schlecht". Wo man aber hinhört: Überall sind Eltern hochzufrieden mit den Kitas ihrer Kinder. Angesichts dieser Ergebnisse muss man sich da schon fragen: Will ein Großteil dieser Eltern die Wahrheit nicht sehen oder können sie es nicht?

  • Guten Abend zusammen,


    ich möcht mal an dieser Stelle anmerken, dass momentan über diese "Herdprämie", also das Betreuungsgeld diskutiert wird, weil es der Staat nicht hinkriegt, ausreichend Kitaplätze bis 2013 zu organisieren. Also müssen die doch auch irgendwie publicity für die Mutter, die Geld und Karriere aufgibt, um sich um die lieben kleinen zu kümmern, machen. Es muss verlockend sein, daheim zu bleiben. Und wir wissen wohl alle, wie verlockend es tatsächlich ist, in einem Land wo das halbe Jahr Winter ist, tagein tagaus nur zu Haus auf dem Teppich zu sitzen, Schränke einzuräumen, die postwendend wieder ausgeräumt werden und auf penibelste Hygiene zu achten, bis sich gegen abend (denn es ist wohl nur, trotz Herdprämie, in solchen Haushalten möglich) der Partner von der Arbeit heimbewegt und ein wenig Schwung in den Laden bringt...
    Was ich damit sagen will ist, sämtliche Artikel in diese Richtung sollten ein wenig kritisch gesehen werden, da sie alle aktuell sind. Davor war noch alles super, als noch alle arbeiten sollten, damits mit der Wirtschaft bergauf geht... Ich glaube, dass mehr als 10% der Kitas toll sind. Weit mehr. Vielleicht nicht immer die ganze Einrichtung, aber die großartigen Pädagogen sind breit gestreut und die meisten Eltern sind doch nur zufrieden, wenns ihren Kids dort gut geht und sie gerne hingehen. Wie die Leut das machen, dass die Kinder sich da wohlfühlen, ist doch dann zweitrangig (da ich nicht glaube, dass sie überall mit Schokolade bestochen werden, um zu Haus zu erzählen, dass es dort schön ist ;)). Sozialkompetenz ist meines Erachtens auch wichtiger als diese ewige Bildungsdebatte. Und dies zu vermitteln gelingt in Kitas einfach besser, als zu Haus auf dem Teppich.


    Liebe Grüße Caro

  • Vielleicht müssen KiTas einfach gar nicht so toll sein wie wir glauben, das sie sein müssen. Wenn nicht tolle KiTas zu massiven Problemen führen würden, jedenfalls zu Problemen die die Probleme durch nicht tolle Eltern massiv überschreiten, müssten wir riesige Effekte haben die einfach und augenscheinlich wären. Das ist aber nicht der Fall. Die Experten meinen da je nach weltanschulichem Standpunkt das eine oder andere herauskitzeln zu können, andere Experten sehen das anders, die Situation ist also offen - was typisch ist wenn über allenfalls geringe Effekte die von anderen Effekten stark überlagert werden verhandelt wird.


    Vermutlich leisten auch nicht tolle KiTas noch ausreichend um Kinder zu fördern und keinen riesiger Nachteil gegenüber einem weiten Spektrum elterlichen Handelns zu sein, das oft eben auch nicht toll ist. Wenn man sich die sozialen Interaktionen der Kinder untereinander ansieht die auch in KiTas die nicht toll sind zwangsläufig vorhanden ist, bekommt man vielleicht eine Idee was diese immer noch auszeichnet und was ihr Vorteil gegenüber nur im Familienverband aufwachsenden Kids sein könnte.