Sitzenbleiben?

  • Hallo zusammen!



    Möchte mich ja hier nicht ins Fettnäpfchen setzen, aber doch mal meine Meinung kundtun.



    Ich bin Nachhilfelehrerin und habe täglich mit eben solchen "faulen" Kindern zu tun gehabt. Das Kind schrieb in der 2. Klasse eine 4 oder 5, und dann kamen die Eltern zu uns. Da wurde erzählt, dass das Kind sich nicht konzentrieren könnte. Es sei nicht in der Lage, eigenständig zu arbeiten. Es sei lernfaul, begriffstutzig, oberflächlich etc. Was man da zu hören bekommt, ist teilweise unglaublich.



    Du hast jetzt geschrieben, dein Sohn sei faul. Nun, er ist ein Kind, und die wenigsten Kinder in seinem Alter sehen tatsächlich einen Sinn im täglichen Zur Schule gehen und Hausaufgaben machen und lernen. Denn, so ist das für die Kleinen, eben diese für uns Erwachsenen so wichtigen Dinge stören den Alltag des Kindes enorm.



    Die ersten Lebensjahre wurde alles Lernen nur gespielt bzw es wurde auf spielerische Art und Weise gelernt, auf einmal muss Ruhe herrschen beim Lernen, man muss still sitzen und so weiter. Ist nicht einfach. Und da die Anforderungen in der Schule auch beständig wachsen, ist so manches Kind einfach überfordert.



    Vermehrtes Lernen, Strafen oder gar Nachhilfe sind im diesem Kindesalter wohl eher kontraproduktiv, wie ich selbst mit Schülern erlebte.



    Der Spaß am Lernen MUSS da sein, das Kind MUSS Erfolgserlebnisse haben. Meine Schüler kommen zu mir, eben WEIL es hier SPaß macht. Das bestätigen mir alle Eltern meiner Schüler. Und als Eltern beim eigenen Kind diesen Spaß wiederzubeleben ist schwer.



    Manchmal hilft, wie einige Vorrednerinnen bereits schrieben, eine Versetzung in eine niedrigere Klasse. In meiner Familie auch vorgekommen, und die Person hat letztendlich das Abi super geschafft.



    Ich wollte eigentlich nur anmerken, dass es mir fast schon weh tut, wenn eine Mutter schreibt, dass ihr Kind faul sei. Wirkliche Faulheit ist nur in den seltensten Fällen eine Ursache für Schulprobleme. Überforderung, Unterforderung, fehlende oder gestörte Sozialkontakte, wenig enge Bindungen etc. stehen meist im HIntergrund.



    Vielleicht ist dein Kind tatsächlich unterfordert und langweilt sich deswegen? Ich selber bin hochbegabt mit sehr hohem IQ und habe mich während der gesamten Schulzeit nur gelangweilt. Immer öfter wird dann die Diagnose ADHS gestellt, weil die Kinder durch die Langeweile unaufmerksam werden und sich mit anderen Dingen befassen.



    Vielleicht hilft dir und deinem Kind ein Gespräch mit dem Schulpsychologen oder dem Kinderarzt.



    Ich wünsche dir und deinem Kind noch eine schöne Schulzeit! Ach ja, bei Fragen auch gerne per PN!



    LG, NiTi

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Das kann man so aber auch nicht sagen, meiner ist in der 2. Klasse - große Arbeiten waren es vier, aber jede Woche diverse kleinere Arbeiten. Genau das gleiche in Mathe, was die Lehrerin damit erreicht hat, dass die Kids lernen zu hause und ich find es gut.


    Kann ich nur unterstreichen. Meine hat auch sehr oft einen Wörtertest, in der auf die Rechtschreibung Wert gelegt wird. Außerdem wird Antolin gemacht.


    Mathe wird sehr viel abgefragt. Grad sind sie beim Mal nehmen und da wird jede Woche eine Reihe abgefragt.

  • Hmmm... mir fällt eins auf:


    Es hört sich an, als würde dein Sohn nichts richtig machen - und jede schlechte Note wird mit weiteren Übungen "bestraft"...


    Ich erzähl mal von meinem ADhS-Sohni, der noch nicht zuende getestet ist und der jetzt in die 5. Klasse geht.


    Er war in der Grundschule bei einer Lehrerin, die seine Versuche, sich ihren Anforderungen anzupassen (speziell Ordnung), jedesmal recht gezielt durch einen Hinweis auf die noch vorhandenen Fehler abgekanzelt hat. So hat mein Sohn ganz aufgegeben, irgendwas zu versuchen, denn er lernte nur, dass er eh nur alles falsch macht. Bestenfalls bekam er ein "geht doch" zu hören, nie ein "das hast du richtig oder toll gemacht". Seine Noten ähnelten denen deines Sohnes.


    Jetzt ist er auf der Gesamtschule, dort wird viel über positive Verstärkung gearbeitet. Die Regeln werden klargestellt und Gutes wird gelobt, bei nicht einhalten der Regeln wird auf diese hingewiesen. Die Lehrer finden immer etwas, für das sie die Schüler auch mal loben können. Gute Schüler dürfen schlechteren Schülern helfen und irgendwie gibt es auch immer wieder kleine Belohnungen, wenn man etwas gut macht. Mein Sohn hat trotz der Konzentrationsschwierigkeiten jetzt schon einige "sehr gut"-Klassenarbeiten zurückgebracht.
    Mittlerweile fragt er freiwillig nach, ob er seine Englisch-Vokabeln lernen darf (wir haben dafür ein Computer-Programm)


    Was ich damit sagen will: Mit Lob und kleinen Motivationshilfen (bei der alten Klassenlehrerin half es, wenn er für Klassenarbeiten, die besser als 4 waren, eine entsprechende Münze von mir bekam) kommt man oft viel weiter als mit ständigen weiteren Forderungen.
    Ein Tipp bekamen wir von der Erziehungsberatung: alle Hausaufgaben bis 15.00 Uhr - danach Freizeit (ohne den Druck, noch etwas tun zu müssen)!

  • Also, Leute langsam ist mal gut hier. Ich bin durchaus kritikfähig, aber miß-gelesen zu werden ist nicht i.O.


    Ich hab jetzt mehrfach gesagt, dass mein Sohn zuhause keinem Lernstreß ausgesetzt wird. Ich hab gesagt: Das Angebot von mir steht. Unlängst hat er wegen eines 4x4 „Vortrags“ geschloddert, das er das nicht schafft und huhu. Und ich hab ihm gesagt, das üben wir einfach ein bissel und ihm noch psychologische Tricks mitgegeben wie man das aushält etwas vorzutragen, wenn einen 20 Köppe anglotzen. Er hat sich drauf eingelassen und dann von sich aus im Bett, beim Frühstück seine Reihen vorgebetet („Mama, soll ich nochmal?! Klar, Frucht meiner Lenden.“) und siehe da: Hat prima geklappt. Er kam freudestrahlend heim, dass er nur einmal kurz ins Stocken gekommen ist. Nur erst musste man(n) mal wieder unwillig sein. War das jetzt zuviel Druck?


    Wenn bei dir echse deine Tochter an selbstgemachten Druck eingeknickt ist, dann liegt das an deiner Tochter und du kannst diese Lehre nicht 1:1 auf jedes andere x-beliebige Kind anwenden. Nochmal: Ich war eine faule Schülerin, hab aber trotzdem genug mitgeschnitten und vor Klausuren gepaukt, das es fürs Abi reichte. Meine Schwester genauso: Soviel wie nötig, sowenig wie möglich. Dann gab es auch Schüler die zum Abgewöhnen fleißig waren und jene die durch zuviel Schwänzen von der Schule flogen.
    Soll ich das jetzt auf meinen Sohn, deine Tochter, dich übertragen? Ich hab manchmal den Eindruck, du liest garnicht richtig was ich schreibe, sondern hängst dich an einzelnen Begriffen fest und spulst dann deine Erfahrung runter.


    Er bekommt keine Nachhilfe in irgendwas, und die Bücher habe ich für den Fall der Fälle, da sind nicht zuletzt auch Nachschlagewerke dabei. Die haben wir nie von hinten bis vorn durch gepaukt, sondern wenn dann mal einzelne Passage, wo es haperte. Er ist nicht überfordert derart, das ihm jemand sagt: Nur Gymnasium gilt. Blödsinn, er soll auf eine Gesamtschule und wenn Verwandte tönen er soll wie Mama, Tante bla auf die und die Gymnasialschule, sag ich: Mund zu! Ich vermittel ihm auch nicht das er meinen Bildungsweg gehen soll, sondern das es viele Möglichkeiten gibt, das Opa-Facharbeiter mehr verdient als ich (grml) usw.


    Nochmal für den langsamsten hier im Thread: Mein Sohn weiß das ich jederzeit mit ihm lerne. Ich habe ihm im letzten Halbjahr eine Menge Freiheiten gegeben, weil er kann die HA wieder bei der Betreuung machen, damit er nach der Schule mit allem fertig ist und raus kann, er muss sie nicht täglich bei mir vorlegen usw. Das einzige was ich mir gestatte (ich hoffe wenigstens das ist im Rahmen) ihn zu fragen ob er sie für den Tag erledigt hat. Da er in den 1. Arbeiten 2+3en geschrieben hat, es auch keine Einträge im HA-Heft gab, er hätte die Hausaufgaben nicht ordentlich und auch nichts im Elterngespräch erwähnt wurde, ging ich davon aus das das klappt und hab ihn machen lassen. Das er permanent schlechte Noten schreibt stimmt nicht. Er ist nicht „dumm“, aber er hat seine Probleme mit der Konzentration und/oder Lösungsansätze zu finden und braucht offensichtlich doch noch eine leitende Hand, eben weil er mit seinen 8 Jahren noch Hilfe braucht. So ist er nun mal. Und was ich auch bereits gesagt habe: Beim KJPZ war ich, dazu gehört ein IQ-Test der mit ca. 118 sicher ok ist, aber auch nicht so hoch, das man annehmen müsste, er wäre mit Kurvendiskussion besser bedient.


    So jetzt ist eine 4 und eine 5 geprasselt. In Sachkunde wo er eben hätte auswendig lernen müssen, in Deutsch wo er den Anspruch offensichtlich unterschätzt hat. Grammatik muss man eben auch ein paar Regeln können, das muss man lernen. Das ist nicht wie die „formalisierte“ Mathematik. Wenn ich dann also sage: Jung, beim nächsten Mal schauen wir uns das aber genauer an, ist das kein Beinbruch und in meinen Augen keine Überforderung. Seit wann müssen (auch Grund-)Schüler nicht mehr zuhause lernen? Ist mir da irgendwas total entgangen?
    Ich habe mit ihm auch darüber gesprochen und er ist einverstanden, eine 5 zu haben gefällt ihm nämlich auch nicht wirklich. Ich habe auch nicht über die Note gemeckert, nur gesagt, kann vorkommen, machen wir das nächste Mal bestimmt besser. Schlimm? Wo ist da eine Bestrafung? Das wird als Hilfe und Teamarbeit angeboten, nicht als Du setzt dich jetzt auf deinen Hosenboden!


    Ich hoffe damit sind alle Unklarheiten beseitigt.

  • Ich finde es absolut normal, wenn ein Kind zuhause auch üben muss. Ebenso haben auch meine Söhne schon in der Grundschulzeit Extra-Übungsmaterial bekommen. Schule ist nunmal eine Pflicht. Außerdem gibt es richtig gutes Übungsmaterial, das nicht stures Lernen verlangt. Ich bin z. B. ein Fan von Lük-Kästen. Fanden beide meine Kinder total spannend.


    Und was ist an täglich 10 min. Üben neben den Hausaufgaben so dramatisch? Man kann natürlich auch die Kinder immer laufen lassen. Ach ja, Kind, du hast keine Lust? Na, ist nicht so schlimm. Dann geh halt spielen. Und wenn das Kind dann auf der weiterführenden Schule keine Ahnung hat, wie man lernt oder überhaupt nicht mehr mitkommt, dann ist das Gejammer groß.


    Niemand verlangt, dass die Kinder ihre ganzen Nachmittage mit Lernen verbringen sollen.

  • Hmmmm, also entweder hab ich dann jetzt den kompletten Thread falsch verstanden oder ich weiß dann auch nicht... :hae:


    @Ranan


    Also so wie Du jetzt Deinen letzen Beitrag ge- und beschrieben hast, versteh ich ehrlich gesagt dann Dein "Problem" zu Anfang des Threads nicht mehr so ganz... :rolleyes2: So wie Du das hier jetzt im letzten Bericht schreibst, ist dass doch in meinen Augen ein ganz normales Verhalten. Das die Kinder nicht freiwillig "wollen" is klar, sind halt nun mal kleine Anarchisten (smile) aber wenn es "nur" so ist, wie Du schreibst, dann würd ich höchstens her gehen und sagen, ok, du kommst um 13 h (wann auch immer) von der Schule, dann wird gegessen bis (keine ahnung, Schulweg usw.) 13:30 h, dann Hausaufgaben und lernen bis 15:30 h. Fertig. Wenn er früher fertig ist, gut, wenn er garnicht fertig wird, Pech für ihn, dann fehlt ihm am nächsten Tag bisschen was, dass er dann auch selbst erklären darf, warum ihm dies und jenes ab geht. Hört sich im ersten Moment furchtbar streng an aber ist wirksam um ihn zu lenken. Das geht ohne Druch, schreien (solls ja geben) oder sonstigen Dingen, nur auf ne Diskussion darst Du Dich halt nicht einlassen. Kommt mit Sicherheit recht schnell ein "ja, aber ich habs nicht geschafft weil....". Glaub mir, der lernt recht schnell, dass er es nicht probieren braucht, weil er nicht durch kommt. Was seine mangelnde Konzentration an geht, vielleicht zwischen Schule und Hausarbeiten noch nen "Spiel-puffer" schaffen. Das muss man halt ausprobieren, wie es ihm besser taugt. Wenn er dann ne Std. gespielt hat und mal nix von Schule sieht, vielleicht kann er sich dann ja noch ne Std, zwei besser auf seine Arbeiten konzentrieren... (Meine bescheidene Meinung aber ich würds halt viell. mal so probieren) :rolleyes2:

    Wenn ich lächle heißt es nicht, dass ich Glücklich bin.
    Ich habe schon oft gelacht
    , um nicht weinen zu müssen