Tage bis zum Wiedersehen

  • Diesen Stress hatte ich zum Glück nicht! Klar wurde sich mal darüber aufgeregt (so weit ich weiß, initiiert durch Frau Next), dass Herr Sohn keinen Schlafanzug dabei hatte.... aber Angst, man könnte mir die Kinder "nehmen", hatte ich nicht und brauchte ich auch nicht zu haben. Ich hatte das Riesenglück, dass meine Schwiegereltern voll und ganz hinter mir standen. Aber ich habe mich auch immer gut mit ihnen vertragen, auch sie waren lange so etwas wie meine "Ersatzeltern", nachdem sich meine leiblichen Eltern aus unserem Leben verabschiedet hatten.


    Auch finanziell wusste ich, dass ich aus dem Tief wieder rauskomme, wenn ich es schaffe den Gürtel ganz eng zu schnallen. Ich hatte ja meinen Job, sprich ein regelmäßiges, festes Einkommen.


    Mir hat gefehlt, von einem erwachsenen Menschen / Mann in den Arm genommen zu werden - und alles, was sonst noch "dazugehört". Vorm Einschlafen noch ein bissel zu knuddeln etc. pp. Und so hat es ja auch mit Herrn Noch angefangen. Wir waren lange einfach nur gute Freunde. Ich weiß noch, wie wir wie "Brüderchen und Schwesterchen" gemeinsam gekocht und anschließend auf dem Sofa irgendwelche Filme geschaut haben - er auf der einen Seite, ich auf der anderen Seite, mit Maximalabstand. Er hat im Lauf der Zeit dann auch mal bei uns geschlafen, wenn die Kinder nicht da waren. Ich in meinem Bett in meinem Schlafzimmer, er in einem der Kinderzimmer. In dem Moment, wo dann aber mehr draus wurde, sprich klar wurde, ok, wir sind zusammen, schlief er dann auch mal bei uns, wenn die Kinder da waren. Dann aber auch im "Elternschlafzimmer". Die Kinder mochten ihn damals beide und so stand es für mich auch nicht zur Debatte, die beiden zu "fragen", ob er im Schlafzimmer bei mir schlafen "darf". Das war dann halt einfach so.


    Alles andere (Gespräche, Dinge durchschwätzen etc) war über mein soziales Netz abgedeckt. Ich hatte (wenige) sehr gute Freundinnen, denen ich auch voll vertraut habe / vertrauen konnte und die mir durchaus auch mal die Meinung gesagt haben. Und ich war eh daran gewöhnt, alles alleine zu stemmen - auch das war nichts Neues.


    Als "Kindertaxi" hätte ich ihn damals gar nicht einsetzen können! Erstens hatte er kein eigenes Auto und auch kein Geld hierfür und zweitens darf er ausschließlich behindertengerecht umgebaute Autos fahren.


    Edit: Das ging erst, als er sein Auto zurück hatte. Das Auto hatte er bezahlt, lief auf seinen Namen, seine damals noch Noch-Frau nutzte es jedoch am Bodensee. Erst nachdem er ihr 50% des aktuelles Wertes als Entschädigung gezahlt hatte, durfte er es zu sich holen und selbst nutzen. Es war ja umgebaut, mal eben ein anderes Auto zu kaufen wäre mit deutlich höheren Kosten verbunden gewesen. Aber ich weiß noch, dass ich sehr gestaunt habe, dass er das Auto quasi ein zweites Mal zu 50% seiner Frau "abkaufen" musste - nur deswegen, weil sie es nutzte.

    Und ich weiß auch noch, dass ich echt stinkig war, in welchem Zustand sie es ihm übergeben hat: dreckig und kaputt. Da waren zuallererst rund 3000 € Reparaturkosten fällig. Das war (und ist!) eine Menge Geld! Darüber, was ich beim Saubermachen alles im Auto gefunden habe, mal ganz zu schweigen... 🙄 Aber gut, wer im Glashaus sitzt, sollte sich nicht beschweren. In meinem Auto fliegt auch einiges rum, was dort nicht hingehört. Nur: wenn ich mein Auto abgebe, ist es sauber und geputzt, darauf kann man sich verlassen.

  • Mein Sohn hat anfangs etwas "rebelliert", dass Herr Noch mit mir im großen Bett schlief und dadurch weniger Platz war, wenn er nachts gewandert ist. Eingeschlafen sind meine Kinder immer in ihren eigenen Betten, aber sie kamen nachts halt ab und zu rüber. Da gab es dann 4-Augen-Gespräche, die mein Sohn dann akzeptiert hat. Aber ab dem Zeitpunkt, als wir zusammen waren und erst Recht, nachdem Herr noch bei uns fest eingezogen war, waren die "Eckdaten" gesetzt. Herr Noch hatte auch seinen eigenen Bereich, ein eigenes Büro (allerdings im Keller, aber das reichte ja!) als Rückzugsort.


    So nahmen die Dinge Ihren Lauf. Zwei Jahre später sind wir dann in den Süden umgezogen - mit dem Einverständnis der Kinder. Wenn sie dagegen gewesen wären, hätte ich das nicht gemacht, keine Chance. Aber das waren sie nicht. Die Anfangszeit da unten war auch sehr schön. Freundinnen von mir sagen noch heute, dass die Kinder damals, am Anfang, gesagt haben, sie würden immer wieder runterziehen, es sei so genau richtig gewesen. Auch dies änderte sich jedoch, heute sehen sie es differenzierter und teils auch so, dass wir doch im Rheinland hätten bleiben sollen. Dass die Probleme größer waren, als vermutet und artikuliert, deutete sich zwar an - dies habe ich jedoch und wollte es wohl auch nicht sehen.


    Hinterher ist man immer schlauer.

  • In JayCees kann ich mich gut wiederfinden.

    Mich hat an der Alleinerziehung gestört, dass für Tochter kein anderer Part da ist, der stolz auf sie ist, der für sie wirklich da ist und ein bisschen Affenliebe versprüht. Mit dem ich stolz und übertrieben die ersten Schritte bejubeln kann, der nachts aufgestanden wäre, weil Kinds Zähne immer dann zum Durchbruch kamen, wenn ich selbst am nächsten Tag einen wichtigen Termin hatte oder selbst krank war. Und so weiter....


    Ich war ja von Anfang an alleinerziehend (wenn auch mit immenser Hilfe meiner Familie) und mir hat schon jemand gefehlt, der die ungemeine Liebe, die ich für unsere Tochter empfinde mit Jemanden hätte teilen können, der das genauso empfindet. Und nicht nur als Loch in der Geldbörse.

    Auch wenn Tochters Vater mit weitgehend konsequenter Abwesenheit glänzt, schwebt die Furcht vor Spezialeffekten immer über einen. Das empfinde ich als extrem belastend. Auch wenn das mit zunehmenden Alter weniger wird. Unangekündigte Besuche, unverschämte Mails, Briefe usw. haben uns echt das Leben an mancher Stelle versauert. Einfach ätzend.

    Wobei ich auch feststelle, seit ich aufgehört habe den Mann verstehen zu wollen, geht es mir besser.


    Finanzen, Organisation ist für mich on top. Das wären auch Dinge, die ein Partner mit auffangen könnte. Aber letztlich auch nix, was man "erwarten" kann.

  • Jetzt ist es so, dass ich eine "Wochenendbeziehung" führe, mit nahezu täglichen Telefonaten. Manchmal sagen wir uns nur ganz kurz "gute Nacht", oft aber erzählen wir uns gegenseitig den Tag von der Seele, hören ums gegenseitig zu, etc. Und an den Wochenenden sehen wir uns - manchmal aber auch nicht. Das reicht mir, und ich denke auch ihm, im Moment vollkommen aus. Ich genieße meine Freiräume, die "Zeit für mich", sehr, freue mich aber auch auf die Wochenenden. Wir sind beide beruflich und familiär gut eingespannt, haben beide unsere Hobbies, Dinge, die uns wichtig sind abseits von unserer Beziehung - aber auch gemeinsame Interessen. Gegenseitige "Verantwortung" für unsere Kinder oder die eigenen Baustellen, die ja nun mal jeder hat, übernehmen wir aktuell nicht. Aber wir hören uns zu, geben uns gegenseitig "Feedback" (schönes Wort, deswegen fand ich dein Post gutesTeam so klasse!). Das Schöne ist, er hat auch erwachsene und auch etwas jüngere Kinder, war zeitweise auch alleinerziehend, weiß also, wovon er spricht. Auch das macht es für mich so wertvoll.


    Vllt ändert sich das irgendwann, vllt läuft es tatsächlich irgendwann auch darauf hinaus, dass wir komplett "gemeinsame Sache" machen - wer weiß das schon? Es ist ja noch ganz "frisch". Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, in nächsten 2 Jahren umzuziehen. Und es sind ja auch nur 50 und nicht 200 oder 600 km. Ich habe überhaupt nicht, in keinster Weise damit gerechnet und erst Recht nicht darauf "angelegt", jemanden kennenzulernen - und dann kam es einfach so... aber es ist gut so, wie es ist. Angenehmer Nebeneffekt: Wunden heilen, er kennt sie mittlerweile fast alle 🤭😖😒 - rennt aber nicht weg. 🥰😊🤣😉 Und er erklärt mir auch nicht, dass ich ein emotionaler Pflegefall bin, ganz im Gegenteil.

  • Den Stress den man innerlich hat, wenn man sich schon vor jeder Entscheidung fragt, wie das jetzt nach Aussen wirkt, weil man im Blick haben muss, dass der andere ET jede Entscheidung (Musikschule, Schwimmunterricht, Kiga, whatever..)in die Öffentlichkeit trägt, das können sich Nichtbetroffene glaube ich gar nicht vorstellen. Ich war wirklich sehr, sehr erleichtert, als ich diesen Stress bei Tochter nicht mehr hatte, und total allein erzeihend war.

    War ich natürlich vorher auch, nur mit Zusatzstress.

    Bei Sohn hingegen habe ich mich gar nicht so alleinerziehend gefühlt, weil wir den im Wechselmodell (ob das jetzt immer so toll war sei mal dahin gestellt) erzogen haben, uns gut abstimmen konnten und im Wesentlichen dieselben Erziehungsvorstellungen hatten.

    In einem muss ich campusmami widersprechen, bzw habe ich andere Erfahrungen gemacht: Es ist nur solange leichter, wenn sie älter werden, solange keine gravierenden Probleme da sind. Aber ein Teenie mit ganz schlechten Copingstrategien und Trauma ist schwierig.

  • Mir ging und geht es wie friday. Am schlimmsten war immer die Ignoranz der Väter, und die ewige Diskussion um den Unterhalt. Über dem mir vermittelten Gefühl zu stehen, ich würde den KU sowieso nur für mich ausgeben und jeder Cent wäre zu viel, hat echt lange gedauert.

    Dass ich Entscheidungen allein treffen musste, fand ich jetzt nicht so schlimm und war immer froh, dass mir niemand reinreden konnte.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ok, aber wenn wir „alleinerziehend“ definieren als „kein zweiter Elternpart, der Interesse und Kooperation zeigt“, dann muss ich mich hier wieder abmelden, denn dann bin ich kein AE 🤷‍♀️

    Finanziell regle ich das hier auch weitestgehend alleine. KV gibt Fahrtgeld zum Umgang dazu, wenn er’s sich gerade leisten kann, und hat versprochen, bei großen Dingen wie Schulausstattung, Zahnspange o.ä. am Start zu sein. Mehr geht halt nicht. Dafür wird hier aber regelmäßig mit Kind geskypt wenn sie sich längere Zeit nicht sehen können, jede große Entscheidung gemeinsam getroffen, jeder wichtige Wisch gemeinsam unterzeichnet und wenn bei mir die Hütte brennt, weiß ich genau, dass die Kurze immer zum KV kann, wenn er nicht selber gerade Land unter hat. Und wenn ich selber große Sorgen hab, weiß ich, dass ich ihn auch anrufen kann. Geht umgekehrt genau so.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

    2 Mal editiert, zuletzt von leslie_w ()

  • Ja, der These, dass es schwierig ist, wenn Kinder gewisse "Copingstrategien" haben, auch im weitesten Sinne des Wortes traumatisiert sind und wenn das dann beim Partner auch noch der Fall ist, stimme ich vollumfänglich zu. Das war bei meinen Kindern und meinem Partner der Fall. Ich habe mir für die Kinder die Profis ins Boot geholt, mein Mann hat jedoch geblockt. Wenn jemand nicht bereit ist, auch an sich selbst zu "arbeiten" und die "Schuld" stets anderen zuschiebt, kann man es vergessen - meine Meinung. Gegen Manches kommt man nicht an, keine Chance. Da geht man schlimmstenfalls selbst baden - im negativen Sinn.

  • Jannne Den letzten Satz muss ich leider unterschreiben.


    Ich empfinde den Alltag mit meinen größeren Kids auch als einfacher. Allein schon, weil sie nicht ständig betreut werden müssen. Aber sie setzen dafür andere „Highlights“, die nicht weniger anstrengend sind.
    Zusätzlich muss ich nicht mehr Angst vor dem „Messer im Rücken“ vom KV haben, es hat sich schlicht beruhigt. Entscheidungen alleine treffen ist die eine Sache. Was es schwer macht ist das Kontra aus Prinzip vom anderen.


    leslie_w du musst dich sicher nicht abmelden. Es gibt so viele Facetten vom AEsein wie es Menschen gibt.
    Nur mit dem Vater der Kinder zusammen sein, egal ob täglich oder Montage oder Auslandsarbeit, ist nicht AE in meinen Augen.

  • Ich spreche übrigens in diesem Zusammenhang von meiner zweiten Ehe - damit das nicht falsch rüberkommt.


    Jedes Alter hat seine Tücken. Und jedesmal, wenn ich dachte, dass es nun "geschafft" ist, die Kinder groß und selbstständig sind, kam eine neue Herausforderung.

  • wenn man in einer Beziehung wäre, wäre man dann noch alleinerziehend ?

    Liegt wohl im Auge des Betrachters und in der Definition.


    Ich für meinen Teil würde jein sagen.......

    Ich könnte auch weiter scrollen.....brauche den Thread aber auch nicht unbedingt.

    Beziehung heißt doch nicht sofort das man zusammen zieht oder zusammen erzieht. 🤣🤣

  • Jedes Alter hat seine Tücken. Und jedesmal, wenn ich dachte, dass es nun "geschafft" ist, die Kinder groß und selbstständig sind, kam eine neue Herausforderung.

    jaaaaaa..:)..so als ob sie das gehört hätten und dann kam das nächste Stück Pubertät......wobei ich ja mit 2 noch mittig in der Pubertät stecke, mein Sohn hat ab und an noch so komische Anwandlungen..

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Beziehung heißt doch nicht sofort das man zusammen zieht oder zusammen erzieht. 🤣🤣

    Mir ist schon klar, dass man auch eine Beziehung führen kann, bei der jeder seine eigene Wohnung hat. Trotzdem ist dann jemand da, der einen großen Anteil nimmt an meinem Leben - das ich den Aspekten wie emotional, physisch, psychisch ja dann als AE nicht habe.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Mir ist schon klar, dass man auch eine Beziehung führen kann, bei der jeder seine eigene Wohnung hat. Trotzdem ist dann jemand da, der einen großen Anteil nimmt an meinem Leben - das ich den Aspekten wie emotional, physisch, psychisch ja dann als AE nicht habe.

    Ich leide psychisch/emotional nicht unter meinem AE Dasein. Es sind tatsächlich einfache Dinge wie allein Hausaufgaben kontrollieren, Einkaufen, allein an alle Termine denken usw. die mich zum AE machen. Und natürlich das, was alle AE haben: mit nur einem Gehalt für mich und meine Kinder aufkommen.

    Da würde die psychische Unterstützung einer Fernbezienung nicht dazu beitragen, dass diese Aspekte weniger werden. Klar kann eine Beziehung gut tun, trotzdem ändert sie nichts an meinem "AE-Status".

  • Ich weiß nicht, ob ich wirklich 2010-12 so unter meinem Allein-erziehenden Status "gelitten" habe, es ist lange her. In der Zeit, als ich mit meinem zweiten Mann zusammen war, habe ich mich nicht als "allein"-erziehend empfunden, das war eher die Patchwork-Konstellation. Wir hatten trotz allem ja durchaus geteilte Verantwortlichkeiten.


    Fakt ist für mich: mir machen Dinge zu zweit mehr Spaß als alleine. Ich schlafe nicht gerne alleine, eben weil ich besser und eher durchschlafe, wenn jemand neben mir liegt - und sei es nur mein Hund :D:D:D. Das heißt aber nicht, dass ich nicht alleine "kann", mit mir selbst nicht klarkomme. Im Gegenteil - ich genieße die Zeit, die ich nur für mich habe, sehr - und das war auch schon früher so. 2020 / 21 war ich jedoch bekanntlich psychisch "angeknackst". In diesen zwei Jahren fand ich mich selbst schlecht auszuhalten, in dieser Zeit bin ich mit mir selbst eindeutig nicht gut klar gekommen.


    Ja, Partnerschaft heißt für mich heute, dass man nicht sofort und auch nicht unbedingt zusammenziehen muss. Aktuell genieße ich es sehr, mein eigenes Reich zu haben, schalten und walten zu können, wie ich das möchte und für mich brauche. Keinen Druck von außen zu haben, ich mache mir selbst normalerweise genug Druck. Aber es ist schön und tut gut, abends kurz zu telefonieren. Auch das muss nicht täglich sein, trotzdem ist es gut. Ich bin gespannt, wie es weitergeht...