Club der Einsamen Herzen

  • So angenommen zu werden, wie man ist, mit allen Stärken und vor allem auch den Schwächen und nicht erst mal komplett ungepolt, auf links gedreht werden zu "müssen". Und nicht dem entsprechen zu "müssen", was andere von mir erwarten - um geliebt zu werden. Denn dazu müsste ich ja vertrauen - und das ist nicht ganz einfach ;).


    Das ist wohl eine der wichtigsten Erkenntnisse zu den Beiträgen überhaupt. Es geht einem nun mal wirklich viel besser, wenn man sich selbst

    bewußt macht, das man genau so richtig ist, wie man eben ist. Wenn man die Gegenwart so annehmen kann, wie sie ist. Hapiness is compliance with presence.

    Momente der Einsamkeit habe ich auch. Trotz Familie und Freunden. Aber die vergehen auch wieder.

  • 2020... im Herbst wollte ich an das Thema noch mal dran gehen. Deswegen bin ich im Herbst noch einmal in die Klinik gegangen.


    Quintessenz dort war (und ich hatte es glaube ich auch geschrieben?!): ich hätte so viel erlebt und gesehen, es sei zu viel. Ich solle eine große Tonne nehmen und dort alles "Faulige" reintun. Die Tonne so fest verschließen, dass sie nicht mehr geöffnet werden kann.


    An der Thematik zu arbeiten mache wenig Sinn, da säße ich noch einmal locker 10 Jahre dran. Ob ich das wirklich wolle? Meine Antwort war ein klares ja. Daraufhin wurde mir gesagt, das ginge nicht, es sei vielmehr wichtig, dass ich zurück ins Berufsleben käme und mir darüber so viel wie möglich selber geben würde. Viel "mehr" bliebe nicht. Vor 10 Jahren hätte man da vielleicht noch was machen können, mittlerweile sei es jedoch zu spät.


    Die Prognose in dem Bereich war nicht gut, es gebe viele solcher "Fälle", die es alle nicht geschafft hätten. Wie das mit der "Tonne" gehen soll, ist mir bis heute ein Rätsel.


    Daraufhin war ich "satt", hab erst mal alles abgebrochen und mich in meinen Beruf gehängt. Aktuell stehe ich bei mehreren Therapeuten auf der Warteliste, auch weil ich gemerkt habe, dass ich alleine nicht weiterkomme und immer wieder in alte Muster reinrutsche.


    Sorry, dass ich hier so viel jetzt wieder geschrieben habe.

  • F4tH3R F16URE hat es schon so schön geschrieben. Ich persönlich halte das


    weil man eben auch mal auf den erlebten Schmerz schauen und den wieder aushalten muß.


    für einen ganz, ganz wichtigen Satz. Auch ich schleppe einen nicht kleinen Rucksack aus der Kindheit mit mir, der durch den Tod meiner Tochter noch viel schwerer, teils gefühlt gar nicht mehr tragbar war. Bei allem, was ich da so durch habe, an Therapien, Seminaren, Coachings ect. - lief es bei den Dingen, die vermuten ließen, dass sie helfen, darauf hinaus, den Schmerz zu fühlen. Die Wut zu fühlen. Und die Angst. Und die Scham und die Schuld. Das Gefühl, nicht wichtig zu sein. Nur geliebt zu werden, wenn man den Ansprüchen genügt, usw. usw.


    Das weiß ich in der Theorie schon länger - bin aber immer irgendwie wieder davon abgekommen, weil ich irgendwann an einem Punkt war, an dem ich dachte "Jou - jetzt ist mal genug gefühlt, ich will jetzt mal nicht mehr weinen." Und dann wird sich halt abgelenkt. Mit Schreiben im Internet, Daddeln am Handy, Serien gucken... Funktioniert nicht langfristig.

    Und dann gerät man eben wieder, wie Father es schon beschrieben hat, in Beziehungen mit Menschen, die das bedienen, was man unbewusst über sich selbst glaubt...


    Ich habe jetzt wieder "mit dem Fühlen angefangen." Es gibt Menschen, die können das einfach so - sobald ein Gefühl auftaucht, sich ruhig hinsetzen; nur in dem Gefühl bleiben und es "durchfühlen", ohne sich in Gedanken zu verlieren, die einen immer weiter runterziehen. Ein Gefühl; eine Emotion dauert in dem Moment eigentlich nicht so wirklich lange - man hält sie oft "künstlich" fest, durch die Gedanken.


    Ich brauche dafür ein bisschen Anleitung; die habe ich jetzt gefunden; in einer Mischung aus geführter Hypnose/Meditation. Ja, da fließen viele Tränen. Und in diesem Rahmen kann ich das zulassen; weil ich jetzt auch die Erfahrung gemacht habe, dass es nach ein paar Minuten leichter wird. Mir tut das sehr gut und bin optimistisch, dass das langfristig einige Dinge auflösen wird.


    Was für einen selbst passt, muss man eben herausfinden. Ich bin aber ziemlich davon überzeugt, dass man um das Durchfühlen nicht herum kommt.

    Wenn ich von Dir lese, dass "Fachleute" zu Dir gesagt haben, dass bei Dir quasi Hopfen und Malz verloren ist und Du "die Dinge nicht mehr aufgelöst" bekommst, stellen sich mir die Nackenhaare auf...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Daraufhin war ich "satt", hab erst mal alles abgebrochen und mich in meinen Beruf gehängt. Aktuell stehe ich bei mehreren Therapeuten auf der Warteliste, auch weil ich gemerkt habe, dass ich alleine nicht weiterkomme und immer wieder in alte Muster reinrutsche.

    Wenn dir das vielleicht etwas Mut macht, dann erwähne ich hier mal, das ich auch seit 2020 wieder in therapeutischer Behandlung war. Da mir auch spätestens seit meiner letzten Partnerschaft aufgefallen ist, das ich immer noch einige Dinge für mich auf dem Zettel habe.
    Meine Therapeutin meinte gestern, das ich seitdem große Fortschritte gemacht habe und wir nun die Therapie bis auf weiteres ruhen lassen können.
    Manche Dinge werden einen nie ganz loslassen. Aber man kann besser mit ihnen umgehen.
    Vielleicht ist das für dich ein Ansporn, trotz der negativen Prognose in die Umsetzung zu kommen. Natürlich kann man viel für sein Ego aus der beruflichen Stellung mitnehmen. War bei mir auch lange so. Persönliche Probleme gegen berufliche Überforderung getauscht. "Ja Chef, klar kann ich das auch noch machen." Führte dann aber in den Burnout. Preisfrage an deine Klinik: "Was gibt mir das Berufleben nach meiner Pensionierung?"
    Statt der Tonne kann man es auch mal mit "loslassen" versuchen. Jemand sagte mal zu mir, das man sich selber verzeihen kann, das man selber ein Unrecht vergibt. Weil man das Recht auf eine Zukunft hat. Abgesehen davon sitzen wir unser ganzes Leben daran. Wir müssen regelmässig unser Leben auf den Prüfstand stellen, sonst haben wir keinen Fortschritt. Berufliche Veränderung, Umzug, neues soziales Umfeld, neuer Partner und so weiter.

    Das fällt uns Menschen, die sehr sicherheitsorientiert sind, natürlich doppelt und dreifach schwer.

    Edit: Was Coco da schreibt, hilft mir übrigens auch. Habe mich mit Innerer-Kind-Arbeit beschäftigt und da haben mir für das "Hineinfühlen" die Coachings von
    Markus Ansano sehr geholfen und einiges ins "Fliessen" gebracht. Meditation gehört bei mir auch dazu. Ich finde die geführten Meditationen von Inner Garden sehr schön. Gibt es bei Youtube. Das ist aber letztlich Geschmackssache.

  • die Coachings von
    Markus Ansano


    Den finde ich als "Typ" echt gut. :) Allerdings hatte ich schon meins gefunden, als er mir neulich "über den Weg lief"...


    Quintessenz dort war (und ich hatte es glaube ich auch geschrieben?!): ich hätte so viel erlebt und gesehen, es sei zu viel. Ich solle eine große Tonne nehmen und dort alles "Faulige" reintun. Die Tonne so fest verschließen, dass sie nicht mehr geöffnet werden kann.


    An der Thematik zu arbeiten mache wenig Sinn, da säße ich noch einmal locker 10 Jahre dran. Ob ich das wirklich wolle? Meine Antwort war ein klares ja. Daraufhin wurde mir gesagt, das ginge nicht, es sei vielmehr wichtig, dass ich zurück ins Berufsleben käme und mir darüber so viel wie möglich selber geben würde. Viel "mehr" bliebe nicht. Vor 10 Jahren hätte man da vielleicht noch was machen können, mittlerweile sei es jedoch zu spät.


    Die Prognose in dem Bereich war nicht gut, es gebe viele solcher "Fälle", die es alle nicht geschafft hätten.


    Da haben wir uns vorhin überschnitten. Ehrlich, wenn ich das lese, bleibt mir die Spucke weg. Und die dürfen sich Therapeuten schimpfen. Es geht ja dort offenbar ausschließlich darum, Menschen wieder in die Tretmühle zu bringen; nicht darum, ihnen langfristig zu helfen. :cursing:

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Jeder ist anders... jeder hat sein Päckchen zu tragen... für mich habe ich festgestellt, dass das Wühlen in der Vergangenheit und das Zirkeln um mich selbst, mich nicht weiterbringt.

    Das Leben leben... wir haben so wenig Zeit, nutzen wir sie.

    Es gibt Verluste, es gibt Kindheitsthemen, es gibt richtig blöde Zeiten... ich weiß, ich muss und kann diese Zeiten durchstehen und es werden bessere Zeiten kommen und die Erfahrungen der schwierigen Zeiten helfen, sich die schönen Zeiten bewusster zu machen.


    Was das eigentliche Thema hier angeht... manchmal gibt es eine 2. Chance, nachdem man durch richtig blöde Zeiten gegangen ist. Meine Lehre daraus ist, es langsam angehen zu lassen - und es dabei trotzdem zu genießen.

  • Wenn man beim Vorwärtslaufen immer wieder zurückblickt, stolpert man viel und schlägt ab und zu hin.

    Es ist sicher nicht falsch, gelegentlich stehenzubleiben und zurückzuschauen, aber es sollte nicht der Hauptinhalt der eigenen Zukunft sein und werden.

    Den eigenen Fokus zu finden, muss man lernen. Was ist wichtiger, was ich nicht mehr ändern kann oder was ich selbst bestimme?

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Um nochmals auf das Thema mit dem Partner zurück zu kommen:


    Ich bin jetzt seit ca. 14 Jahren alleine, in dieser Zeit habe ich das Meer der Tränen durchschritten, indem ich ein halbes Jahr nur geheult habe - egal wo ich war, Bus, Arzt, zuhause etc..... - ich konnte sie einfach nicht mehr zurück halten, sie wollten und mussten raus - so viel Schmerz


    Dann habe ich das Gefühl der totalen Einsamkeit überlebt, das sind so wahnsinnige körperliche Schmerzen, das hätte ich nie gedacht.


    Meine Frage ist immer: Muss man unbedingt einen Partner haben ? Oder ist das eine Konditionierung seitens der Eltern, dass man alleine ohne Partner nichts wert ist, nicht gut genug ist, in den Augen anderer irgendwie abnorm ist etc....

    Menschen, die von einer Beziehung in die nächste hopsen, sind für mich absolut suspekt, denn wie kann man in keiner Zeit aufarbeiten, was man falsch gemacht hat in der vorherigen Beziehung ?

    Sie denken nicht nach.......und können nicht alleine sein, der andere muss für das Wohlbefinden herhalten.....?


    Noch dazu habe ich mir als Partner immer solche ausgesucht, die in der Konstellation und vom Verhalten her so waren, wie ich es in meiner Kindheit vorgelebt bekommen habe - toxisch.

    Und ich habe auch gelernt, der Partner kommt immer als erstes......öhm...


    Nun, ich habe drei Kinder - mittlerweile sind sie jugendlich. Ich habe für mich entschieden, dass ich alleine bleibe, weil ich auch einfach keine Kraft mehr hatte/habe für jemanden anderen. Alleine schon der Gedanke, hier wäre noch jemand in der Wohnung, lässt für mich den Gedanken aufkommen, wo gehe ich hin - nach Hause kann ich nicht.

    Außerdem traue ich mir nicht....meine Erfahrung war, dass ich auch ungesunde Beziehungen zum Partner aufgebaut habe, die gegen mich und dann auch gegen die Kinder gewesen wären.....ich wäre dann mehr bei IHM als bei mir oder bei den Kindern. DAS geht einfach nicht. !


    Nachdem ich also das Meer der Tränen, das Einsamkeitsgefühl, den absoluten Kontaktabbruch zu meinen toxischen Eltern und anderen Leuten vollzogen habe, endlich auch nach einem Jahr begriffen habe, dass ich Frührentner bin, begriffen habe, dass man keine Masken zum Verstecken mehr braucht ( ich rede jetzt nicht von den FFP2 etc. - Masken !) - fange ich langsam an zu begreifen,

    DASS ich so wie ich bin, mir genug bin und ich so wie ich bin, gerade zufrieden bin , dass ich niemanden anderen brauche, um mich glücklich oder mich zufrieden zu machen - Nur ich/mich alleine.


    Nun gut, so viel dann zu meinem Innenleben - die Hülle von mir ,da fehlt mir noch etwas die Akzeptanz, aber die bekomme ich noch, wenn ich im Frühling, Sommer rollend unterwegs bin und mir der Rolli dann ans Herz gewachsen ist - und auch die Bordsteinkanten 8o


    ich finde mittlerweile Freunde zu haben, wesentlich wichtiger als einen Partner.


    Zugehörigkeit - ein langer Weg zu sich selber.


    ich kann sagen, ich fühle mich mir selber zugehörig und meinen Kindern - und die mir. Aber es war wirklich ein langer Weg.


    Du darfst nicht aufgeben - suche dir bitte andere Therapeuten, die nicht von irgendwelchen "Tonnen" reden und die meinen, das was du bis dato noch nicht geschafft hast, wirst du nie schaffen - was für ein absoluter Bullshit !


    Ja und rede weiter darüber - das habe ich auch gemacht......durch das Reden und Erzählen darüber, ist die Person, die erzählt immer näher an mich ran gekommen . Mittlerweile läuft niemand mehr neben mir und erzählt, sondern ich erzähle.

    So trägt man auch Steinchen für Steinchen ab, bis es ok ist.


    Klar werde ich immer mein Misstrauen gegenüber anderen Menschen behalten - aber ist DIES denn wirklich so ein Problem? Mein Misstrauen hat sich bis dato immer bestätigt - obwohl ich nicht darauf gehört habe und sehr oft auf die Schnauze mit Menschen gefallen bin.


    Meine Macken werden auch immer da sein, meine Narben etc.....aber ohne sie wäre ich nicht der Mensch, der ich jetzt bin.


    Ich mag mich so.


    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass auch du das schaffst - du wirst das schaffen, denn du reflektierst und siehst die Zusammenhänge und arbeitest das für dich auf, lässt dich nicht klein kriegen. :thumbup:


    Tschakka !

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Ja, es geht genau darum, den Schmerz zu fühlen. "Wissen", vom Kopf her, ist vorhanden, ich schätze, ich weiß das alles, bin auch an viele Erinnerungen drangekommen, die futsch waren. Es war wie die Büchse der Pandora - einmal geöffnet, ließ es sich nicht mehr stoppen.


    Ich hab da keine Angst vor. Ich weiß (ungefähr), was mich erwartet. Wenn ich aber da dran gehe, brauche ich ein sicheres Setting.

    Ich bin mir sicher, dass die Büchse sich auch irgendwann von alleine geöffnet hätte......alles kommt irgendwann, wenn es noch nicht aufgearbeitet ist, vom Unterbewusstsein nach oben. Dann doch besser so, wie du es getan hast.

    Such dir für dein sicheres Setting einen guten Therapeuten ! :thumbup:<3

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Naja, um Dinge in der Zukunft ändern zu können, ist es schon hilfreich zu wissen, wo das gegenwärtige

    Verhalten, das man ja abstellen will, seinen Ursprung hat. Das muß man aber nicht zwangsläufig alles auf klein-klein bis in das

    frühste Kindheitsalter herunterbrechen. Ich persönliche finde verhaltenstherapeutische Ansätze vielversprechender:

    "Ja, nun ist das Thema also da. Also, was machen wir jetzt damit? Wollen wir uns weiter morgens ärgern, das wir aufstehen und zur Arbeit gehen müssen oder

    uns stattdessen lieber freuen, daß die Sonne scheint und ein toller Tag auf uns wartet?"

    Was ist wichtiger, was ich nicht mehr ändern kann oder was ich selbst bestimme?

    Das ist ein wichtiger Punkt. Wir bestimmen jeden Tag neu, wie eben dieser Tag für uns werden wird. Oder wie Buddha sagte, mit unseren Gedanken formen wir die Welt. So, wie wir den Tag sehen und wahrnehmen, so wird er auch werden. Das ist eben für Menschen, die viele graue Tage in ihrem Leben hatten, sehr schwer umzusetzen. Mir fällt dazu ein Satz meiner fatalistisch eingestellten Großmutter ein:"Brauchst du gar nicht erst versuchen, geht sowieso schief!"

  • Ich finde ja beides ein wenig nervig.

    Sowohl dieses Vater, Mutter, Kind, vermehre dich und pflanze einen Baum Gedönse, als aber auch den Anspruch sich selber allein glücklich machen zu müssen.

    In jedem Fall wird mir da zu viel rein interpretiert und in der Folge auch zu viel be- und verurteilt. Immer nie richtig.


    Leben ist Leiden.


    janne: so wie du es darstellst, was da therapeutisch geraten wurde kann es aus meiner Sicht nicht gehen. Das was in dem Fass ist würde gären und das Fass irgendwann explodieren.

    Differenzierter betrachtet, Themen, gestern und heute, Raum schaffen und (sich) sortieren, Werkzeuge finden und zu lernen damit zu arbeiten, aber auch Akzeptanz, sich abfinden, lassen können und der Kristallwasser klare und ehrliche Hinweis wieviel Arbeit und welche Konsequenzen das bedeutet ist sicherlich nicht verwerflich.

    Es ist Schade wenn ein(e) Therapeut*in nicht einfach sagt, dass es nicht passt.


    vg von overtherainbow

  • Ich weiß nicht, ich bin jetzt schon seit knapp 10 Jahren Single. Und irgendwie kann ich es mittlerweile nicht mehr vorstellen, dass da irgendwo noch ein Partner harmonisch reinpassen soll. Ich bin gerne mit mir allein - ich genieße das sogar. Meine Tochter ist nächste Woche nicht da, ich hab "Sturmfrei" und Urlaub und freue mich darauf, mal NICHTS zu müssen für ein paar Tage. Schlafen, wenn ich schlafen will. Essen, wann und was ich essen will. Rausgehen, wenn ich rausgehen will. Lesen, wenn ich lesen will. Am PC sitzen, wenn ich am PC sitzen will. Vielleicht treffe ich mich spontan mit meinen Freunden. Oder auch nicht, wer weiß das schon.


    Ich kann mir keinen Mann vorstellen, für den ich mein bisschen Freiheit, dass mir zwischen den Verpflichtungen für Job (Schichtdienst) und Tochter bleibt, einschränken möchte. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Tochter, ich würde alles für sie tun. Aber ich bin an ca. 330 Tagen im Jahr alleinverantwortlich 24/7 dafür zuständig, dass sie alles hat, was sie braucht. Die restlichen 35 Tage, die sie beim Vater ist, nutze ich, um vermehrt z.B. Spät/Feiertagsdienste abzuleisten, damit ich die nicht so oft machen muss, wenn sie da ist. Also habe ich eigentlich nie Zeit nur für mich. Und die brauche ich für mein Wohlbefinden. Wäre da noch eine Person die "was von mir will" - völlig berechtigt, eine Partnerschaft hat ja den Zweck, dass man etwas ZUSAMMEN macht -, würde mich das aus jetziger Sicht völlig fertig machen.


    Klar ist das eine Typfrage. Ich war schon immer eher ein bisschen eigenbrötlerisch. Und ich habe ... mich damit abgefunden? Meinen Frieden damit gemacht? Vielleicht eine Mischung aus Beidem - , dass ich als die schrullige Katzen (oder Hunde)lady meinen Lebensabend verbringen werde. Vielleicht in einer WG mit meinen Junggesellenkumpels, vielleicht in einer Wohnung in so einer Senioreneinrichtung, vielleicht auf Lanzarote oder einer griechischen Insel - auch da, wer weiß das schon? Das wird sich zeigen und es ändert sich nichts daran, wenn ich mir jetzt schon graue Haare deswegen wachsen lasse. Ich versuche, im Jetzt zu sein, das Jetzt so zu gestalten, dass ich mich so wohl wie möglich finde. Klar beeinflusst mich meine Vergangenheit - die hat mich schließlich zu der gemacht, die ich heute bin. Aber ich kann sie nicht mehr ändern und möchte keine Energie dafür investieren, das wäre, hätte, sollte weiter aufzuarbeiten. Und die Zukunft kann ich auch nur bedingt beeinflussen. Altersvorsorge betreibe ich im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten, und da ich Vollzeit arbeite, bekomme ich (falls es das noch gibt, wenn ich im entsprechenden Alter bin) vielleicht ein bisschen staatliche Rente. Um weitere finanzielle Vorsorge zu treffen oder gar etwas auf die hohe Kante zu legen, habe ich nicht genug. Also lohnt es sich auch nicht, sich darüber Sorgen zu machen. Ich kann es eh nicht ändern. Wenn DER Mann vorbeischneit, der mich von den Socken haut - ok, cool. Aber wenn ich mein Jetzt dafür verschwende, auf jemanden zu warten, was vielleicht nie kommt, versaue ich mir nur meine Gegenwart.


    Klar fühle ich mich auch manchmal einsam. Aber, ganz ehrlich, das hatte ich auch manchmal in meinen Partnerschaften. Im Moment bin ich mir selbst genug, und damit bin ich völlig zufrieden - und oft sogar glücklich.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • overtherainbow:


    Was hätte ich mir früher, als die Kinder kleiner waren, auch mal Zeit und Ruhe für mich gewünscht! Letztes Jahr ist das jedoch ins Gegenteil umgeschlagen und ganz übel wurde es, nachdem auch mein Sohn ausgezogen war.


    Deswegen...


    Edit: ich definier das Leben für mich nicht als Leiden (fände ich schlimm!), sondern als Chance zu lernen.

  • Wenn es ein Pauschalrezept gäbe, dann könnte man mit dem Patent wohl ganz Deutschland kaufen.

    Für mich persönlich muss ich sagen, dass jegliche Therapieansätze z.B. in der Reha mich nicht weitergebracht haben. Gerade dort war es auch wenig individuell. Bei dem Abschlussbericht habe ich nur gedacht::/:rolleyes: Wer soll das sein? Hörte sich alles ziemlich gewürfelt an. Sorry, ich empfand es als absoluten Käse. Die Nachsorge habe ich nach zwei Sitzungen auch beendet. Hier störte mich einfach (wie auch in den Gruppensitzungen) quasi das Wetteifern darum, wer hat das größte Päckchen zu tragen? Ich kann es mir nur erklären, dass das auch ein stückweit mit den Erkrankungen zu tun hat.

    Aber ich bin auch kein Fan davon Dramatisches noch dramatischer zu machen als es ohnehin ist. Dazu kam noch die inflationäre Medi-Vergabe. Okay, mich hat es echt geschockt.

    Klar, in der Reha ist da auch im Vordergrund einen arbeitsfähig zu halten. War ja auch mein Begehr, aber eigentlich nicht mein Problem.

    Zudem hilft ja auch jedem was anderes. Meiner (wirklich großartigen ) Freundin hat es tatsächlich geholfen ihre Kindheit in Fässer zu verpacken (auch wenn sie dieses Sinnbild nicht benutzt hat). Nach vielen Jahren mit vielen Versuchen verschiedener Ansätze hat sie nach zwanzig Jahren irgendwann beschlossen: Jetzt ist es einfach genug. Der Therapeut ist dann ganz genau diesen Ansatz gefahren. Wegzupacken. Und sie lebt sehr gut damit.

    Ich glaube ja wirklich an das Gelassenheitsgebet.


    Nicht falsch verstehen: Natürlich sind Therapien wichtig und richtig, gerade wenn das eigenen Verhalten einem immerzu ein Bein stellt oder ganz akut ist.

    Ich glaube aber ein wichtiger Schritt ist es aber auch loszulassen und sich auch mit manch eigenen Spezialeffekten anzufreunden und -wie Ratte schon sagte- die kleinen Dinge zu genießen. Und sich ein Umfeld zu schaffen, das die Spezialeffekte zu nehmen weiß.

    Mir fällt da immer meine eigene Mutter ein, die wirklich ein sehr bewegtes Leben mit sehr vielen Schicksalsschlägen gelebt hat: Sie kann innerhalb der Wohnung keine geschlossenen Türen ertragen (ein Überbleibsel aus ihrer politischen Haft) . Fensterlose Räume sind für sie schrecklich. Im Flieger, im Bus muss sie zwingend am Fenster sitzen. Wir und sie leben da halt mit. Ich glaube noch wichtiger als Therapie ist die Akzeptanz von einem selbst und dem Umfeld. Ist nur ein Beispiel.

    Meine Mutter hat dann Ende vierzig nochmal geheiratet. Er ist natürlich nicht mein leiblicher Vater, aber ich nenne ihn Papa und empfinde das auch genau so. Und auch wenn es sich ein wenig theatralisch anhört: Aber sie sind für mich das tollste Liebespaar ever. Zwei Menschen mit jeweils wirklich bewegten Lebensgeschichten, die sich gefunden haben und aneinder wirklich lieben und sich ergänzen. Das macht mir echt mehr Mut, Zuversicht und Hoffnung auf das Leben als jeder Therapeut der Welt das könnte. <3 Musste einfach raus.

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()

  • Richtig, das meiste erledigt sich auch von selbst, die Zeit heilt viele Wunden. Man lebt mit seinen "Macken" und man muss auch nicht alles hochpushen. Ich bin auch kein Freund davon, alles auf die (oft vermeintlich) "schwierige Kindheit" zu schieben. Man muss nicht alles aufarbeiten, immer wieder widerkäuen. Aber wenn es brennt, sollte man dies nicht unter den Teppich kehren.


    Edit:

    Und zu meiner Ausgangsfrage: ich stelle fest, man kann 👍. Mir geht's gut. Ich genieße meine Ruhe. Schaue den vor 1 Woche ausgesäten Tomaten beim Wachsen zu, freue mich auf das Haus, auf den Garten und irgendwann auch auf den Hund. Im Moment "residiere" ich in einem möblierten Appartement... hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass ich das noch mal erleben darf. Die "Eckdaten" passen einfach noch nicht. Aber das wird.

  • Aber wenn es brennt, sollte man dies nicht unter den Teppich kehren.

    Genau. Wenn "das mit den Deckeln auf den Fässern" für jemanden passt und er so glücklich und relativ unbelastet leben kann, ist das toll. Ebenso, wenn, wie in fridays Beispiel, es nicht als belastend empfunden wird, wenn dann eben die Türen in der Wohnung aufbleiben. In dem Moment, wo die Lebensqualität zu sehr darunter leidet, darf eben jeder für sich herausfinden, was für ihn Besserung bringen kann.


    Bei Dir, Jannne, habe ich das Gefühl, das mit den Fässern funktioniert nicht. Das ist natürlich eine Ferndiagnose allein aufgrund Deiner Beiträge hier.

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~

  • Es ist so, dass ich mit der Tonne knapp 5 Jahrzehnte recht gut gelebt habe. Und: ich habe immer gesagt, ich geh' da nicht dran.


    Ich habe Jahrzehnte nicht über die Dinge, die passiert sind, geredet - oder nur sehr begrenzt. Sie waren auch nicht wichtig, weil vergangen.


    Das ist seit 2 Jahren anders. Und das ist nicht wirklich gut,

  • Die "Tonne" ist übrigens anscheinend wieder dicht. 😉


    Ging jetzt irgendwie ganz einfach. Und weder ich, noch sonst wer kommt da irgendwann noch mal dran. Ich hoffe, ich kann dies dann auch verhindern. 😉 Aber das hab ich mir selbst ganz fest versprochen.


    Ich hab die letzten Nächte auch wieder gut geschlafen. Endlich.


    Edit: aber da steckt nach wie vor ganz viel traurig sein und auch Wut drin. Manchmal merk' ich das noch. Aber nur kurz. Vllt kann ich sie ja wie ein "Sparschwein" benutzen. Wenn ich Scheixxe erlebe, Deckel auf, rein damit, Deckel zu.


    Schöne Erinnerungen und Erlebnisse kommen in meine emotionale Schatzkiste 🤩🥰😊.


    So ähnlich wie Dumbledore mit seinem Denkarium 🤔😊

  • Der Alltag kommt vielleicht irgendwann, aber es ist doch schön, wenn jemand das eigene Leben bereichert und man auch ein anderes Leben bereichert.

    So sehe und lebe ich das gerade. Schöne Zeiten planen und mitnehmen, Alltagssorgen möglichst raushalten.


    Das Zitat hole ich mal hier her, um den gute-Dinge-Thread nicht zu sprengen. Stern, es freut mich sehr, dass Du gerade etwas Schönes erlebst. 😊


    Wie meinst Du das denn, mit "Alltagssorgen möglichst raushalten"? Ich für mich möchte schon mit einem potentiellen Partner auch doofe Dinge, die mich beschäftigen Teilen. Ebenso, wie das Schöne.


    Die im anderen Thread genannten Dinge, die man unbefangen tun und lassen kann, genieße ich auch. Natürlich wäre ein Partnerschaft erstrebenswert, in der man weiterhin "man selbst" bleiben kann - etwas anderen käme für mich auch nicht mehr in Frage. Die Zeiten, in denen ich mich verbogen habe, sind definitiv vorbei. Trotzdem ist es ja etwas anderes, ob man alles allein für sich bestimmt, oder sich zu zweit abspricht.


    Ich bin auch alleine zufrieden; vermisse trotzdem auch mal Zweisamkeit; Intimität in jeder Hinsicht. Nochmal eine andere Qualität bekam das für mich jetzt durch diesen Krieg. Da hatte ich doch kurz mal etwas beängstigende Gedanken, wie "Wenn der absolute worst case doch mal eintreten sollte - ist hier niemand, mit dem ich zusammen auf den Tod warten kann, oder mich -keine Ahnung wohin- durchschlagen kann, oder was auch immer".

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~