Wieder vertrauen - wie geht das?

  • Angeknuepft an den Fremdgeh-Thread....


    Ich bin leider auch ziemlich belogen und betrogen worden und das nicht nur von einem Partner, sondern in ziemlicher Regelmaessigkeit. Auch nicht nur in Bezug auf Fremdgehen, sondern in fast alle Lebensbereiche hinein. Vertrauensbasis im Elternhaus ist bei mir auch ein schwieriges Thema.


    Ich schaff das kaum noch jemandem zu vertrauen (vor allem Menschen, die mir eng stehen). Ich trau vielen alles moegliche zu. Insbesondere dem Kindsvater, aber auch meinen Freund danach, etc (wobei ich bei beiden auch Grund habe, nicht zu vertrauen). Dennoch: ich wuerde gern wieder eine Partnerschaft irgendwann.... Ich wuerd so gern mal jemanden treffen, dem ich wirklich mit mir, aber vor allem mit meiner Tochter ganz vertrauen kann.


    Kommt das wieder mit dem Vertrauen? Hat das jemand so erlebt und konnte trotzdem wieder jemandem voll vertrauen? Ich bin etwas hilflos in dem Bereich, weil ich alle Baustellen, die aus der Ehe resultierten mittlerweile recht gut abgebaut habe, aber das Vertrauensproblem hab ich immer noch... Man kann sich ja auch nicht zwingen zu vertrauen...


    Wie ist das? Steht dann eines Tages einer vor einem und man hat einfach rundum ein gutes Gefuehl? Oder war es das und ich bin lebenslang beziehungsunfaehig?

  • Hallo erstmal,


    also ich kann dich sehr gut verstehen.


    Ich hatte in der ersten Beziehung zum KV auch solche Probleme und wurde nur belogen und betrogen und so ging das auch in den Beziehung danach weiter , habe da immer die falschen kennengerlernt, und habe mir dann gesagt, das ich niemand mehr vertraue um mich vor verletzungen zu schützen, das hat auch eine Weile geklappt aber irgendwann sehnt man sich wieder nach einer beziehung.


    So, und nun habe ich wieder jemand kennengelernt und es war verdammt schwer wieder zu vertrauen, aber nur wenn man es wieder versucht kann man merken ob es klappt.


    Ein Pauschalrezept gibt es leider nicht, weil auch jeder anders damit umgeht was das verarbeiten mit solchen schlechten erlebnissen angeht.


    Ich hab mich lange verkrochen und niemand an mich ran gelassen bis ich dann an dem punkt war wo ich mir gesagt habe das es so nicht weiter gehen kann.


    Viel glück dir weiterhin, das wird schon wieder

  • Ich habe auch extreme Vertrauensproblemen auf alle Ebenen. Also, nicht nur Partnerbeziehungen sondern auch zu behandelnden Ärzten, Krankenschwestern, Anwälte, KV, Freunde, einfach jeden. Ich meine, es liegt mehr an mir als den anderen. Wenn ich mich verarschen lasse, dann tun es auch alle. Ich brauche mehr Selbstbewußtsein, und dann glaube ich, kann ich wieder vertrauen lernen. Also, ab in die Therapie.

    Think in the morning. Act in the noon. Eat in the evening. Sleep in the night. - William Blake

  • Hallo Downunder.


    ich glaub mit dem Vertrauen,geht jedem so,der annähernd schon mal belogen oder betrogen worden ist.
    Auch Ich gehöre dazu,die belogen und betrogen worden ist!
    Nicht nur von meinem Ex,auch von angeblichen Freunden.
    Da ist es schwer überhaupt jemandem zu vertrauen.


    Nun bin ich von Natur aus soweiso schon sehr pessimistisch und denke gleich immer,das mir alle was böses wollen.
    Ich hab mit der zeit gelernt damit umzugehen.
    Manchmal ist es so,das mich dieses dunkle Gefühl wieder einholen will.
    Aber,ich lasse es einfach nicht zu.


    Die Menschen,die mich belogen haben,habe ich von mir gewiesen.
    Es gibt nur noch sehr wenige Menschen,denen ich vertraue.Und meistens auch nicht zu 100%
    Aber es gab auch mal eine Zeit,wo ich niemandem mehr vertrauen konnte.
    Habe dann bemerkt,das es sinnvoll ist,erstmal mit mir selbst ins Reine zu kommen und dann erst wieder auf andere Dinge zu gucken.
    Dsa hab ich dann getan.Habe mich nur noch auf mich und meine Maus konzeitriert.


    Und dann kam mein Schatz.
    Ja,ich hab noch nie von Anfang an einem Menschen so vertraut.
    Ich hab einfach absolut kein schlechtes Gefühl bei ihm!!!
    Noch jetzt frag ich mich manchmal,wie mir das passieren konnte.Auf einmal ist doch alles anders,wie man gedacht hat.


    Deswegen bin ich mir ganz sicher,wenn der Richtige kommt,ist auch genug Vertrauen da.
    Man spürt sowas einfach!!!


    Viel Glück.

    Pinguine bleiben ein Leben lang zusammen!!!

  • terrilein: ich bin ja schon (erfolgreich) in Therapie. Leider ist Vertrauen das einzige, woran ich nicht wirklich "arbeiten" kann. Das hat bei mir weniger mit Selbstbewusstsein zu tun, sondern damit, dass ich real oft von sehr eng stehenden Menschen betrogen worden bin (Kindheit ebenfalls ohne echtes Vertrauensverhaeltnis). Das steckt dann leider tief in einem drin. Leider glaube ich, dass man selbst mit einem Bomben-Selbstbewusstsein immer noch an einen Mann geraten kann, der einen betruegt, beluegt oder noch schlimmer dem Kind was antut. Man sieht es den Leuten nicht an der Nasenspitze an, obwohl ich zugeben muss, dass ich es mir bei einigen meiner Partner von Anfang an haette denken koennen, wenn ich etwas mehr die Augen aufgesperrt haette!


    Ich habe nur bei mir sehr eng stehenden Personen ein Vertrauensproblem. Du hast natuerlich recht: man koennte sich einfach wieder auf was einlassen und diesmal wirklich beim allerersten Anzeichen sofort alles beenden. Das Bloede ist, dass ich regelrecht auf dieses Anzeichen lauern wuerde (momentan noch).


    bellavista: das klingt schoen. Ein kleiner Teil von mir hofft auch (und glaubt auch), dass ich - wenn die Zeit richtig ist - ploetzlich vor einem stehe, wo das Bauchgefuehl ganz laut ja sagt und Vertrauen die schoenste Selbstverstaendlichkeit ist. Seufz. Abwarten ist wahrscheinlich das beste. Leider kann ich die Leute, denen ich am wenigsten vertraue, nicht von mir weisen (das eine ist meine Mutter und das andere mein Ex-Mann, mit dem mein LEben immer aufgrund meiner Tochter verbunden sein wird). Diesen Menschen vertrauen zu "muessen" (obwohl sie real nicht vertrauenswuerdig sind... ) ist eine Riesenherausforderung und wirft mich natuerlich auch immer wieder in meinem Prozess des Wiedervertrauen-Lernens zurueck (wenn o.g. Personen dann wieder was tun, was mich tief erschuettert).

  • Ich bin auch schon kräftig belogen und betrogen worden. Nichtsdestotrotz begegne ich anderen Menschen erstmal mit Vertrauen. Nennt mich naiv, aber mein Vertrauen bekommt man geschenkt, mein Misstrauen muss man sich verdienen.
    Das ist aber wohl ne grundsätzliche Einstellung. Berufsoptimist... ;)

  • Schwere Frage, ich kämpfe da auch gerade mit! Irgendwie hab ich die Hoffnung auch schon aufgegeben irgendwie mal wieder 100% Vertrauen zu irgendwem haben zu können!
    Nicht irgendwie auf jede Tonlage zuachten und nicht alles hinterfragen zu müssen. langsam frag ich mich gibt es sowas überhaupt? Im mom bin ich sogar davon überzeugt das die menschen in meinen Umfeld auch gar nichts dafür können. Auch in meinen Fall leigt es rein an meiner unverarbeiteten Vergangenheit. Aber wo ist der Weg daraus?
    lg jea

    mein hirn weigert sich ständig, so langsam zu denken, wie meine finger tippen können. meine finger sind so damit beschäftigt, sich zustreiten, wer als erstes auf die tasten darf, das die nicht mal merken wie sie den gedanken hinterherhinken

  • Vertrauen ist etwas sehr sehr kostbares. Enttäuschtes Vertrauen und das auch noch in Folge zieht eine tiefe, hässliche, schlecht heilende Wunde nach sich. Aber ich denke, sie kann heilen. Langsam, das ganz sicher. Aber doch heilen. Das dauert seine Zeit. Und es liegt dann aber auch ein bisschen bei mir selbst.


    Vertrauen ist nämlich auch ein Geschenk. Das ich geben kann, wenn ich will. Auch auf die Gefahr hin, dass es wieder missbraucht wird. Denn die besteht IMMER. Vertrauen ist auch ein Wagnis. Und etwas, dass man wieder lernen kann. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass man das wunderbare Hochgefühl, jemandem wieder vertrauen zu können, auch mit dem Sturz in tiefe Tiefen bezahlen kann.


    Oder man wählt die Möglichkeit des ewigen Misstrauens.


    Für MICH ist dies keine. Die Zeit, als ich nach der letzten Beziehung nicht vertrauen konnte, zählt zu den schrecklichsten in meinem Leben. Und ich bin sehr froh und erleichtert darüber, wieder vertrauen zu können. Auch, wenn die ersten "Versuche" nicht leicht waren.

  • Vielen Dank. DAs macht mir Hoffnung. Vielleicht ist noch alles zu frisch. Der letzte Vertrauensbruch ist gerade mal ein Jahr her (etwas laenger) und diesmal war meine Tochter involviert. Das waere uebrigens fuer mich VIEL schlimmer, als selbst betrogen zu werden. Wenn jemand meiner Tochter was tut!!!! Und da gibt es fuer mich auch kaum einen Vertrauensvorschuss nach dem Motto: naja, wenn es schief geht, dann geht es schief. Ich setz mich da unter Druck, indem ich mir denke: SOWAS muss ich vorher ahnen und rechtzeitig die Konsequenz ziehen. Ich mag mich mit dem ganzen Misstrauen auch nicht. Ich glaube aber auch, dass zur Heilung ein Stueck weit gehoert, dass man sich von denen, die das Vertrauen immer wieder missbrauchen abkanzelt (das ist sehr schwierig, wenn es sich um den KV handelt.... ). Aber ein Stueck weit muss ich das tun.


    overtherainbow: das ist ein klasse Satz, der so auch stimmt. Und wahrscheinlich fehlt mir das noch: das Vertrauen in meine eigene Wahrnehmung. Das Vertrauen, die Anzeichen richtig zu deuten und mich dann korrekt zu verhalten (und nicht schweigend auszuharren und zu leiden)... naja, woher soll es auch kommen. Hab das 15 Jahre vergeigt. Und der Grundstein dafuer wurde in den ersten 20 Lebensjahren gesetzt. Meine grosse Hoffnung ist mein Bauchgefuehl, denn das hat immer gestimmt. Nur hab ich es zum Schweigen gebracht. Vielleicht klappt es, wenn ich mich von jetzt an nur noch darauf verlasse. Und ansonsten ist wohl einfach Geduld angesagt, bis auch die letzte Wunde ausreichend verheilt ist.

  • Ich wurde bisher nur einmal so richtig belogen/betrogen , und zwar von meinem Ex. Es ging zwar 9 Jahre lang, aber es war halt nur ein Mensch. Von daher hoffe ich schon das ich mein Vetrauen nicht so ganz verloren habe. Obwohl es sicherlich in einer anderen Partnerschaft schwer wird !
    Habe mir einfach vor genommen nie wieder blind zu lieben :lach

    ♥♫ Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ ♫♥
    ☜❤☞ i still haven´t found what i´m looking for ☜❤☞
    LG Jennylee

  • Es haben schon einige hier geschrieben. Ich glaube auch, dass Vertrauen und Fähigkeit zu Vertrauen eine Eigenschaft in einem selbst ist. Wer positiv auf andere Menschen zugeht, bekommt positive Reaktionen. Wer zu Vertrauen in der Lage ist, dem wird auch vertraut. Und wer nach dem dritten Rückschlag immer noch positiv auf andere zugeht, der profitiert langfristig davon. Ich glaube daran.


    Nach schlechten Erfahrungen ist die innere Alarmanlage natürlich hochsensibel eingestellt. Wenn man in der Zeit nicht zu einer tiefen Beziehung in der Lage ist, dann gibt es für diese Zeit vielleicht auch Beziehungsformen, die weniger eng, weniger fordernd an sich selbst und andere sind. Beziehungen, bei denen man sich bewusst sagt, "mehr will ich zur Zeit gar nicht". Damit kann man sich dann vielleicht wieder zu engeren Beziehungen hintrainieren, zu Beziehungen, die keinen "alles-oder-nichts- Charakter haben.


    LG
    Segelpapa

  • Ewiges Misstrauen frisst einen auf und zerstört alles.
    Man muss sich glaube ich auf sein Bauchgefühl besinnen und verlassen.
    Selbst wenn man mal belogen und betrogen wurde,muss man sich klar sagen,jeder Mensch ist anders und verdient eine Chance .
    Und man selbst kann sich garantiert auf sein Frühwarnsystem verlassen,welches sehr sensibel ist nach einer schlechten Erfahrung .
    No risk ,no fun klingt zwar platt,aber irgendwie isses doch so.

    ...Wer immer nur der Herde folgt,braucht sich nicht zu wundern,wenn er nur Ärsche vor sich hat...

  • Dem wuerde ich eigentlich voll zustimmen. Allerdings der Spruch: no risk, no fun: das trifft nicht bei meiner Tochter zu. Und der letzte Vertrauensbruch involvierte meine Tochter. Waere ich geblieben waere ihr moeglicherweise was sehr schlimmes zugestossen. Das war fuer mich das schlimmste. Ich konnte selbst noch vertrauen, nachdem meine Exen mit drei Mal in Folge betrogen hatten, mich wegen Schulden, Fuehrungszeugnis, Geschlechtskrankheit, und und und angelogen haben. Letztlich bedeutete das fuer mich immer Abschiede (ueber die ich aber auch dann erleichtert war). Ansonsten bin ich gut aus allem rausgekommen. Hab mich nicht mal angesteckt (obwohl das leicht passieren haette koennen. Auch da war ich noch positiv, aber bei meiner Tochter hoert der Spass einfach komplett auf.


    Das mit dem Bauchgefuehl ist so komplett korrekt. Auch der Hinweis auf die innere Alarmanlage stimmt. Die laeuft natuerlich auf Hochtouren (ich frage mich nur wie lange).... seufz. Oder ob das eben ueberhaupt nochmal wird. :(

  • vertrauen - mißtrauen....
    das sind 2 ebenen die nah bei sammen liegen. wer vertraut hat und entäuscht wurde baut sich eine mauer auf, diese wieder einzureißen... mmmm das ist schwer, weil man selbst nicht vertraut und dem anderen es auch zu gesteht .
    ich denke man kann es selber nur merken , wenn man sich selbst aus dieser situation befreit , manchmal ein kleiner schritt, oft ein großer langer weg...
    geht es nach dem herzen , ja dann sollte man etwas daran setzen und es zu lassen .... geht es nach der vernunft , wird es schwer ......
    was richtig ist , weis man erst wenn man dabei ist..
    es ist eine gratwanderung ........doch wir sind menschen mit gefühlen... und keine nummer
    nur mut , es wird wieder besser ........

    -----Willst DU Gott zum Lachen bringen ,----, erzähl ihm Deine Pläne -------

  • ich kann es mir nicht vorstellen. Ich wurde auch belogen und betrogen. Das ist jetzt 1 Jahr her und noch kann ich mir nicht vorstellen wieder jemanden zu vertrauen. Ich hoffe es aber sehr. Hoffe, dass irgendwann der Richtige da ist und ich mir über die Frage, ob ich ihm vertrauen kann, keine Gedanken mache.

  • Immer diese Sprüche, nun bringe ich selber einen: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.


    Beim Vertrauensbruch muß ich mir selber ganz klar zugestehen: Auch ich habe einen Fehler gemacht! Und zwar habe ich mein Vertrauen in die FALSCHE Person gesetzt. Das ich dies nicht wollte, oder besser: diese (Person) nicht wollte, die mich betrogen hat, wird mir natürlich erst nach erkennen des Bruchs klar.


    Ist mir dann bewußt, das es nur um eine Person geht, kann mich mich öffnen und, im zweiten Schritt, wieder Vertrauen zu anderen Personen fassen.
    Wenn man in dieser Situation, dem erkennen (!), die Ratio nicht den Gefühlen überordnet, handelt man zukünftig mit Vorurteilen und Selbstmitleid behaftet und macht sich erst recht unfrei.
    Das will doch trotz aller Emotionen keiner...



    Volker

  • Nachdem ein Mensch viel Leid gesehen und erlebt hat, Unmenschlichkeit eben, zog er sich zurück von den Menschen und baute sich eine Hütte auf einem Berg. Dort war er glücklich, bis auf seine Erinnerungen, die konnte ihm keiner auslöschen. Eines Tages kamen wieder andere Menschen in sein Leben, die konnten nichts für sein Unglück und Leid und er stand vor der Wahl: Vertrauen zu wagen oder allein zu bleiben. Er hat sich für Ersteres entschieden und deshalb kann ich hier diese Zeilen schreiben, denn ich bin sein Kind. Danke dafür.